Filmbezeichnungen und Videokategorien definieren und für Auftrags­produktionen ziel­führend briefen

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Wie jetzt? Ein Tourismusfilm als Imagevideo, das PR für ein Produkt machen soll … | © Illustration: Pavel Sokolov

Filmbezeichnungen definieren und Auftragsproduktionen zielführend briefen ist gar nicht so einfach. Dennoch sollte die Bestimmung von Kategorien und Filmarten am Anfang jeder Zusammenarbeit bei Projekten mit Bewegtbild und im Zusammenhang mit Kommunikation mittels Video stehen. Denn nur so können Videoproduktion und Auftraggeber erfolgreich sein.

Die Art der Definition des Filmtypus ist bei Auftragsvideos der Schlüssel für den Erfolg einer Bewegtbild-Maßnahme. Zugegeben, wie man ein Web-Video in einer Auftragsproduktion bezeichnet, das macht das Werk weder besser noch stört eine falsche Bezeichnung den Zuschauer.

Der Knackpunkt beim Definieren von Filmbezeichnungen

Die Schwierigkeit liegt darin, was der Produzent auf Basis der Filmbezeichnung bei einer Anfrage für ein Corporate Video, oder später beim Start der Zusammenarbeit, aus der vom Kunden erwähnten Begrifflichkeit ableitet. Der ohne Zögern in einem Informationsgespräch erwähnte Begriff Werbevideo oder Imagefilm heißt noch lange nicht, dass damit alles klar ist.

Ein vergleichendes Beispiel zeigt die Tragweite der richtigen Bezeichnung von Filmarten: Wer Familienfreunde für ein gemeinsames Wochenende in sein Ferienhaus einlädt und erklärt, dass auch der Nachwuchs willkommen ist, erwartet nicht die Großeltern als Begleitung. Opa wird von dem besonders bereitgestellten Kinder-Dreirad eher beschränkt begeistert sein.

Oder, anders gesagt: Wer ein wissenschaftliches Fachbuch in der Bibliothek bestellt, erwartet keine Comics.

Begrifflichkeiten in Auftragsproduktionen

Der bewusste Umgang mit korrekten Begrifflichkeiten kann für die Kommunikation mit Film – und beim Imagefilm – hauptsächlich zwei Aufgaben leisten:

  1. Auf der einen Hand erlaubt die richtige Begrifflichkeit, das Kind von Beginn weg beim adäquaten Namen zu nennen. Sie hilft damit frühzeitig, Missverständnisse in der Zusammenarbeit zwischen Produzenten und Kunde zu vermeiden. Missverständnisse sind in der Bewegtbild-Kommunikation meist kostspielige Angelegenheiten.
  2. Auf der anderen Hand zwingt ein bewusster Umgang mit der Begrifflichkeit zur Auseinandersetzung mit der Kernaufgabe des Videos und damit zur Fokussierung. Kein Film kann alle Zwecke für jedes Publikum auf allen Distributionskanälen in jedem Territorium erfüllen. Entsprechend sollte auch Filmbezeichnung nicht auf das Gegenteil deuten.

Offene Definitionen wie „Erlebnisfilm“ sind wohlklingend, aber beim ähnlich sinnvoll, wie ein Schütze, der seine Munition kauft, bevor er sich für einen Waffentyp entschieden hat.

Klassische Namen von Auftragsvideos:

Namenskategorien Video / Filmarten
ImagefilmDer Imagefilm transportiert Markenwerte: Er macht Kompetenz zum Erlebnis. Dazu nutzt er einen inszenatorisch-gestalterischen oder dokumentarischen Ansatz. Roter Faden bildet die Geschichte. Sie knüpft an einem unternehmensspezifischen Bezugspunkt aus der Lebenswelt des Zuschauers an.
Social VideoDas Social Video unterscheidet sich vom Web-Video darin, dass es für die Interaktion mit dem Zuschauer (User) konzipiert ist.
ProduktfilmDer Produktfilm als Typus Film rückt Alleinstellungsmerkmale von Produkten und Dienstleistungen ins richtige Licht. Informationstiefe, Emotionalität und Dramaturgie orientieren sich am Vorwissen der Adressaten, am Marktumfeld und an den Distributionskanälen. Sequenzen mit Informationscharakter sind meist eng mit der Darstellung des Nutzens (Benefit / Kundenvorteil) verzahnt.
MoodfilmDer Moodfilm setzt Produkte, Werte oder Veränderungen im Arbeitsumfeld in den richtigen Kontext. Er schafft einen Basiskonsens. Der Moodfilm leistet damit einen relevanten Anteil beim Bindungsaufbau zu bestehenden und zukünftigen Kunden. Moodfilme sind oft auch Teil von erfolgreichen Change- und Motivationsprozessen.

Quelle: filmpuls.info

Weitere Video-Bezeichnungen

Namensbezeichnungen für Filmtypen
TestimonialTestimonials fokussieren auf die Meinung und auf das Verhalten von Menschen mit Referenz- und Vorbildcharakter. Ihre Botschaften zielen auf einen Höchstgrad an Authentizität. Formal folgen Testimonials als Filmart einer dokumentarischen Umsetzung, oftmals auch im TV-Stil.
Web-VideoEin Web-Video (Online-Video), auch Internetvideo genannt, ist ein Film, der in digitalisierter Form auf einer Webseite zu betrachten ist und primär für diesen Zweck konzipiert und hergestellt wurde.
Serielle VideosSerielle Videos bedienen Anspruchsgruppen in einem regelmäßigen Rhythmus mit Content aus dem Unternehmen. Dazu konzipierte eine Redaktion eigene Sendungsgefäße / Videoformate, erarbeitet Programmstrukturen und definiert Programmfarben. Die Umsetzung erfolgt mit erfahrenen News-Teams und je nach Aufnahmeort mit unserem globalen Netzwerk.
Interaktives BewegtbildInteraktive Filme finden sind eine eigenständige Filmkategorie. Dazu zählen virtuelle Touren, in Online-Games und interaktiven Produktpräsentationen.
360-Videos360-Videos werden auch als immersives Bewegtbild oder sphärische Medien bezeichnet. Sie bestehen aus einer aufgezeichneten Rundum-Aufnahme.
SpielfilmDer Spielfilm ist ein Filmwerk mit einer erfundenen Handlung, das der Unterhaltung dient. Spielfilme können, meist als Kurzfilme, auch im Auftragsverhältnis für einen Kunden hergestellt werden.
WerbefilmEin Werbefilm (TV-Spot) oder Werbespot, umgangssprachlich oftmals auch als TV-Spot oder TV-Commercial (Kurzform: TVC) bezeichnet, ist ein kurzer Film, mit dem für eine Ware, eine Marke oder eine Dienstleistung geworben wird.

Quelle: filmpuls.info

Abgrenzung zwischen Filmkategorie und Filmgenre

Filmkategorien bei Corporate Videos sind etwas anderes als Genre.

Genres kommen in fiktiven Handlungen beim Storytelling zum Einsatz. Anders als die Filmkategorie bei Auftragsproduktionen bezeichnet das Filmgenre nicht den Inhalt oder die Ausrichtung eines Videos. Das Genre definiert inhaltlich-dramaturgische Muster, dem eine Film-Erzählung folgt.

So geht’s: Filmkategorie bei Auftragsvideos richtig definieren

Was nun sind korrekte Bezeichnungen für einen Film und einen Typus Film? Spielfilmschaffende haben es hier einfacher. Ihr Markt unterscheidet zwischen Kino und TV, Fiktion und Dokumentation, Serie und einzelnem Film und greift auf Genres zurück.

Werden Filmkategorien nicht individuell definiert, bleiben sie bei Auftragsproduktionen ein Kosten- und Qualitätsrisiko. Was dann passieren kann, zeigt der FILMPULS-Artikel Top 10 der absurdesten Auftragsfilme.

Zur Definition der Filmkategorie gehört bei Auftragsvideos zwingend die Nennung von Zweck / Aussagewunsch, Einsatzdauer, Zielpublikum, Filmlänge und Distributionskanäle.

Bei Imagefilm, Produktfilm und Online-Videos dominieren mit Bezug auf Bezeichnungen mangels allgemeingültiger Definitionen oftmals filmisches Halbwissen.

Tipps und Tricks aus der Praxis

Folgende Tipps und Tricks helfen bei der Orientierung im Dschungel:

  • Die Begriffe Werbefilm, Werbespot oder TV-Spot sind wenig verfänglich, selbst wenn damit Online-Werbevideos gemeint sind. Hier dürfte allen Beteiligten klar sein, dass im Spannungsfeld von Kaufabsicht, Image, Bekanntheit und Sympathie in kürzester Zeit das Komma filmisch auf den Punkt gebracht werden muss.
  • Als Gegenbegriff zum Werbefilm wird meist Unternehmensfilm oder Marketing-Video genutzt. Imagefilm, Produktfilm, Testimonial, Filmserie, Lehrvideo oder CEO-Statements mit Bewegtbild bilden als Filmart eine mögliche Untergruppe davon. Hier wird die Filmlänge nicht in Sekunden kalkuliert, und die Distribution erfolgt in der Regel nicht über das Fernsehen.
  • Offene oder beschränkt eindeutige Begriffe wie „Erlebnisfilm“ sind nur dann erlaubt, wenn sie definiert werden.
  • Abzuraten ist von Bezeichnungen, welche nur den Distributionskanal bezeichnen. Diese liegen zwar im Trend. Nur: Mit Online-Video kann heute nahezu jeder Film gemeint sein, der via Internet zugänglich ist, ungeachtet ob Werbespot oder Unternehmensfilm.
  • Die Nennung von Referenzproduktionen, Filmen, welche mit ihrem Ziel, der Machart und Qualität dem eigenen Vorhaben gleichen, hilft zusätzlich.

Vergleichbar verwirrend wie das Definieren eines Filmtypus ist der Umgang mit den Begriffen Filmformat und Videoformat. Auch hier gilt: Der richtige Umgang und die korrekte Wahl des Begriffs (umgangssprachlich oder als Terminus technicus) hilft, kostspielige Irrtümer zu vermeiden.

Fazit zu Filmkategorien definieren

Die Chancen für einen Produktionsabbruch sind oft die Ursache einer fahrlässigen Projektanalyse. Fehlerhaft können Analysen beim Filmarten definieren auch wegen Fehldeklarationen der Absichten und aufgrund falscher Bezeichnung eines Web-Videos oder Films sein. Dieses Risiko ist gänzlich unnötig und einfach zu vermeiden.

Im Klartext: Ohne Bewusstsein, dass es ohne Filmarten definieren nicht geht, bleiben Begrifflichkeiten in Auftragsproduktionen weiterhin das Pendant zum fabelhaften Wolpertinger in der Tierwelt. Schon in der Antike erwähnt und unter anderem im Münchner Jagd- und Fischereimuseum mehrfach als Präparat zu bewundern, gleicht doch kein Exemplar des Wolpertingers dem anderen.

Das musst du wissen

  • Eine Filmproduktion schließt – oftmals unbewusst und aus der Innensicht – aus Fachbegriffen zurück auf weitere Parameter. Für sie ist klar, wo bei einem Imagevideo die Production Values gesetzt werden und wie bei einem Web-Video die Dramaturgie funktioniert. Versteht ein Auftraggeber denselben Begriff anders, sind Missverständnisse und Probleme programmiert.
  • Alle, ohne Ausnahme alle, Begrifflichkeiten zu Filmtypen sind darum immer gemeinsam zu definieren. Zumal viele Begriffe wie „Tourismus-Film“ sehr unscharf sind und viel Raum für (unterschiedliche) Interpretationen lassen.
  • Die Benennung von Filmtypen bei Auftragsproduktionen muss sich immer am Zweck des Videos und an der angepeilten Wirkung orientieren.

Zu guter Letzt: auch die „Vermarktung“ von Auftragsvideos sollte bereits auf Stufe Briefing angedacht sein und in die Überlegungen zur Machart des Projekts einfließen können. Nur dann ist es möglich, unter anderem Fotos oder Film-Stills (Standbilder) für die später für das Marketing notwendigen YouTube Video Thumbnail effizient zu planen.

Ein Imagefilm, den niemand sieht, weil man ihn auf YouTube nicht findet, ergibt etwa so viel Sinn, wie kein Imagefilm oder eine Website ohne SEO (Search Engine Optimization). Der Erfolg von Auftragsproduktionen liegt auch im korrekten Umgang mit Begrifflichkeiten.

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Dieser Artikel wurde erstmals publiziert am 15.12.2015

Redaktion Filmpuls 200 Artikel
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1 Kommentar

  1. Der Lieferant, der ein Kunde, der ein Konsument war. Am Ende zählt der Zweck alleine. Oder die Conversion. das ist heute die ultimative Wahrheit.

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