Klartext kommunizieren: So erreichen deine Botschaften sicher ihr Ziel

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Kommunikation ist die Illusion, dass sie stattgefunden hat | © Skizze: Pavel Sokolov

Gute Kommunikation ist erfolgsrelevant. Eine einfache und klare Verständigung ist nicht nur für den Erfolg eines Filmprojekts entscheidend. Klartext kommunizieren bedeutet sicherzustellen, dass die eigene Botschaft beim Empfänger ankommt. Dabei helfen die KLARE-Methode und Kernaussage-Prinzip.

Filmpuls zeigt in diesem Artikel zwei bewährte und einfach anwendbare Methoden aus der Praxis, welche die Qualität der Kommunikation auf allen Stufen und für alle Beteiligten erfolgreich verbessern.

Was heißt, Klartext zu kommunizieren?

Zwei langjährig erprobte Checklisten helfen bei der Verbesserung und Überprüfung der Qualität der Kommunikation und der erfolgreichen Übermittlung von Botschaften. Erstens das Prinzip „KLARE Kommunikation“. Zweitens und alternativ das Modell „Prinzip des Kernsatzes“.

Das größte Problem der Kommunikation besteht in der Illusion, dass sie stattgefunden hat.
George Bernard Shaw

Die Inhalte beider Checklisten überschneiden sich in einzelnen Teilen und in ihren Absichten. Beide Methoden können parallel oder für sich alleinstehend zur Überprüfung der Qualität in der Kommunikation angewendet werden. Beide Listen behalten ihre Gültigkeit, und dies selbstverständlich nicht nur für das Kontrollieren von kommunikativen Inhalten in der Medienbranche. Sondern auch weit darüber hinaus.

IKLARE Kommunikation

Martin Eppler ist Professor für Kommunikationsmanagement an der Universität St. Gallen. Er unterstützt Unternehmen dabei, ihre interne und externe Kommunikation zu optimieren und Klartext zu sprechen. Dazu nutzt Eppler die von ihm entwickelte, einfache Formel K-L-A-R-E (KLARE).

Die einzelnen Buchstaben stehen für 5 Kernwerte, die gemäß Eppler für jede erfolgreiche und klare Informationsübermittlung, die frei von Missverständnissen sein soll, zwingend erforderlich sind.

ERFOLG =
KONTEXT
LOGISCH
AMBIVALENZFREI
RESONANT
EINFACH

Grafik: KLARE Kommunikation bedeutet, fünf Elemente in Übereinstimmung zu bringen.

Mit dem Einbezug der Perspektive des Empfängers werden mit der KLARE-Forme sichergestellt, dass die Botschaft auch wirklich ankommt.

1K = Kontext

Jede Übermittlung einer Botschaft muss von demjenigen, an den sie gerichtet ist, in ein größeres Ganzes eingeordnet werden können. Interpretiert oder ergänzt der Empfänger die Botschaft teilweise oder gänzlich falsch, weil er das die Botschaft umgebende System und deren Hintergründe und Absichten nicht kennt, mindert das die Qualität der Kommunikationsmaßnahme empfindlich.

2L = Logisch (strukturiert)

Auch wenn der Zeitdruck unser Arbeitsleben bestimmt und jedes E-Mail scheinbar sofort eine Antwort erfordert: Erfolgreiche, klare Kommunikation folgt in ihrem Aufbau immer einer allgemein verständlichen und vom Empfänger nachvollziehbaren Logik folgen. Unlogisch aufgebaute Informationen sind schwerer zu verstehen als Videobotschaften, die eine innere, logische Struktur besitzen. Ohne Kontextinformation ist eine Botschaft für den Empfänger unvollständig. Ihre Wirkung verpufft, keine Einordnung möglich ist. Raum für unerwünschtes Fehlverständnis zu schaffen, ist (in den meisten Fällen) nicht im Interesse des Absenders.

3A = Ambivalenzfrei

Der Transport von Informationen sollte frei von Ambivalenz sein. Das Ziel heißt: Klartext. Widersprüche und Zweideutigkeiten machen für den Adressaten unklar, was ihm der Absender tatsächlich kommunizieren wollte. Unklarheiten sind das Gegenteil von Effizienz. Sie führen zu Fehlverhalten oder unnötigen Rückfragen.

4R = Resonanz

Stößt eine Botschaft beim Empfänger auf Resonanz, so löst sie einen Effekt aus, der über den Inhalt der eigentlichen Botschaft hinausgeht. Damit entsteht eine Art Echo, ein innerer Nachhall. Resonante Kommunikation löst weitere Gedankengänge und/oder Gefühle aus. Sie sorgen dafür, dass sich der Inhalt der Kommunikation mit Erfolg im Bewusstsein verankert.

5E = Einfach

Goethe wie auch Marx haben sich bei den Empfängern ihrer oftmals unanständig ausführlichen Briefe damit entschuldigt, es fehle ihnen an Zeit, sich kurzzufassen. Einfach und kurz zu sein, ist aufwendig und anspruchsvoll! Jeder Empfänger einer klaren Botschaft schätzt das Ausbleiben informativer Umweltverschmutzung. Denn damit wird es möglich, erfolgreich die wesentlichen Bestandteile einer Kommunikationsmaßnahme zu erfassen.

IIDas Prinzip der Kernaussage

Das Kernaussage-Prinzip besagt, dass im Zentrum jeder Mitteilung nur eine Hauptinformation mit einem für den Empfänger klar erkennbaren Inhalt (Kernaussage) stehen darf.

Inhalte werden bei der Methode der Kernaussage nach Wichtigkeit priorisiert, eingeordnet und kommuniziert. Anders gewendet ist für Klartext erforderlich: Eine Botschaft wirkt immer dann am stärksten, wenn sie eine deutliche Hierarchie der Aussagen einhält. Grundsätzlich sollte die Kernaussage frühzeitig in der Botschaft genannt werden und nicht erst zum Abschluss als Fazit.

Nach dem Prinzip der Kernaussage muss die Hauptbotschaft zur Entfaltung ihrer Wirkung drei Kriterien genügen
  • Die Aussage muss wichtig sein
  • sie muss eine gewisse Stringenz besitzen, und
  • dem Adressaten prägnant überbracht werden.

Schauen wir uns die drei Kriterien des Prinzips der Kernaussage im Detail an:

1Essenz

Essenziell ist Botschaft nach dem Prinzip der Kernaussage dann, wenn eine Maßnahme eine klar definierte, relevante Aussage (= Kernsatz) besitzt. Dieser Kernsatz muss auf größtmögliche Relevanz, auf Klarheit und je nach Art der Botschaft auf den Nutzwert, die die Information für den Empfänger hat, zielen.

2Stringenz

Stringent ist eine Botschaft nach der Lehre der Kernaussage dann, wenn ihr Aufbau logisch und in klaren Schritten zur Hauptaussage hinleitet. Die Abfolge dieser Schritte muss miteinander verbunden und kausal (logisch und nachvollziehbar herleitbar) sein.

3Prägnanz

Prägnant – und damit Klartext – ist eine Kommunikationsmaßnahme immer dann, wenn sie mit den richtigen Mitteln auf den richtigen Kanälen an die Adressaten übermittelt wird.  Prägnanz, Authentizität und der Verzicht auf Floskeln sind zur Gewährleistung zwingend. Mittel, Umsetzung und die Wahl der Kommunikationskanäle müssen die bestmögliche Bereitstellung der Botschaft gewährleisten. Kommunikatives Dominanzgetue ist kontraproduktiv und darum zu vermeiden. Je passender die Auslieferung einer Botschaft erfolgt, desto größer ihre Prägnanz.

Zusammengefasst (und im Klartext)

Für Filmemacher und Videoartisten, aber auch für alle, die zwischen den Zeilen lesen und die Seismografen menschlicher Befindlichkeiten zum Zweck der medialen Multiplikation in Bild und Ton übersetzen dürfen und müssen, ist die Kommunikation im Klartext ein Muss. Dabei helfen die KLARE-Formel und der Fokus auf die Kernaussage.

Das musst du wissen

  • Klartext kommunizieren bedeutet, sicherzustellen, dass die Kommunikation beim Empfänger ankommt. Je klarer eine Botschaft strukturiert ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie verstanden wird.
  • KLARE steht für Kontext, Logik, Ambivalenzfreiheit, Resonanz und Einfachheit.
  • Das Prinzip der Kernaussage besagt, dass eine Kommunikationsmaßnahme immer nur eine Kernbotschaft haben darf. Alle weiteren Aussage haben sich der Hauptaussage unterzuordnen.
  • Beide Methoden sind komplementär. Sie können kombiniert werden.

Klartext kommunizieren ist keine Hexerei. Wichtig ist nicht nur, was kommuniziert wird, sondern auch, was ankommt. Die Übung macht den Meister. Und bekanntlich ist, außer bei Luftsportarten, noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Kinofilm- und TV Regisseur Markus bringt die Wichtigkeit von Klartext bei Bewegtbild-Projekten eindrucksvoll auf den Punkt, wenn er sich selbst als »Dompteur im Flohzirkus der liebevollen Fachidioten« bezeichnet. Nicht von ungefähr gilt seit Jahrhunderten: C’est le ton qui fait la musique.

Quellen: Die vorgehenden Ausführungen beruhen auf Konzepten von Prof. Martin Eppler (KLARE-Prinzip) und W. Günther / Til Nassif (Prinzip der Kernaussage), ergänzt und adaptiert um eigene Praxiserfahrungen. Die Filmpuls-Redaktion freut sich über Feedback und auf Widerspruch.

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Dieser Artikel wurde erstmals publiziert am 12.07.2016

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3 Kommentare

  1. schöner Text. Die Passage „C’est le ton qui fait la musique“ widerspricht seiner Aussage jedoch ein klein wenig. Was, wenn jemand, wie ich, kein Französisch spricht? Er wird nicht verstehen. Sorry, aber das musste sein 😉

  2. Deutsch und deutlich – kurz und kompakt! Danke für diesen Fachblog und dafür, dass ihr diesen so konsequent und regelmäßig pflegt. Weiter so !

  3. Ich bin leitender Facharzt und ich befasse mich aktuell viel mit der Präsenz meiner Physiopraxis. Wichtig zu wissen, dass beim Kernaussageprinzip nur eine klar erkennbare Hauptinformation stehen darf.

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