Die Zukunft für Videoproducer: Wie mache ich Geld mit der Produktion von Videos?

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Auch in der Zukunft ist nicht alles Gold, was glänzt | © 3D-Computer: Pavel Sokolov

Geld machen mit Film oder Video hängt immer auch von den Rahmenbedingungen ab, welche dir dein geschäftliches Umfeld bietet. Dieser Artikel zeigt mögliche Szenarien, auf die du dich in Zukunft möglicherweise einstellen musst.

Ohne Wasser kannst du nicht schwimmen. Genauso wenig ist es dir möglich, beruflich unterwegs zu sein, ohne dich in einem Markt zu bewegen. Auch wenn du alles richtig machst, kann dir die Entwicklung eines Marktes die Suppe kräftig versalzen. Bist du professionell und beruflich im Filmbusiness tätig und willst du auch zukünftig gutes Geld machen, musst du dir überlegen, wohin die Reise gehen kann. Das gilt für freie Märkte, in denen Auftragsproduzenten mit echten oder unechten Auftragsproduktionen tätig sind ebenso, wie für das hoch subventionierte Spielfilmgeschäft.

Wir zeigen dir in diesem Artikel vier unterschiedliche Szenarien, die allein oder miteinander den Markt für elektronische Medien in Zukunft prägen können.

Geld machen mit Film oder Video: Was bringt die Zukunft?

Die Artikel-Serie zu Geld und Berufe beim Film hat 4 Teile. Sie alle beschäftigen sich mit der Frage, wie du im Filmgeschäft auf faire Weise gutes Geld machen kannst:

In diesem vierten Teil der Serie geht es um den wohl schwierigsten Aspekt beim Geld machen mit Video oder Film: den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, welche dir dein Umfeld aufs Auge drückt. Anders als bei den von dir angebotenen Dienstleistungen oder im Konkurrenzkampf mit deinen Mitbewerbern kannst du die Spielregeln hier nur sehr begrenzt beeinflussen. Es ist wie beim Schwimmen: Du bist dabei immer auch ein Teil des Wassers und seiner Temperatur oder Strömung ausgesetzt.

Was du als kluger Kopf bisher über das Geld machen gelernt hast

Im ersten Beitrag hast du gelernt, dass nicht jedes Problem, das du für deinen Kunden lösen kannst, aus Sicht des Kunden auch wirklich sein Problem ist. Deine Qualität kann 100 x besser sein, ist der Kunde mit der bestehenden Qualität seiner Videos zufrieden (oder es fehlt das Budget, um die Qualität zu erhöhen) kannst du im Viereck springen und du wirst trotzdem kein Geld machen.

Teil 2 hat dich hoffentlich gezwungen, dir weitere wichtige Fragen zu stellen. Die Wichtigste davon: Was kannst du richtig gut und was unterscheidet dich dabei von deinen geschätzten Konkurrenten? Die Antworten helfen dir, deine Ausrichtung und deine Positionierung zu schärfen.

Willst du mehr Geld machen, benötigst du neue Kunden. Wege dazu nennt der dritte Artikel der Serie. Hier lernst du, warum Zielgruppen unabdingbar für deinen Erfolg sind, wie du wo kommunizierst, was der Jo-Jo-Effekt für Videoproducer ist und weshalb du im Marketing immer in Sequenzen (also mehr als nur einer Maßnahme) denken sollst.

Marktveränderungen: da bin ich doch ohnehin hilflos!

Die erste und wichtigste Nachricht für dich: Falsch! Du kannst etwas tun. Nur weil du im Meer schwimmst und die Strömung sich ändert oder die Wassertemperatur empfindlich abkühlt, bist du noch lange nicht verloren.

Aber nur unter einer Voraussetzung. Du hast dich auf die Veränderung vorbereitet und dafür einen Plan. Wenn du kopflos als Nichtschwimmer ins Nass gesprungen bist: Deine Schuld!

Es gehört zu deinen professionellen Pflichten, dich auf alles, was du dir vorstellen kannst, vorzubereiten und dafür ein Konzept zu haben. Und für das, was du dir nicht vorstellen kannst, auch.

Dazu benötigst du, erstens, ein Radarsystem. Damit erkennst du Entwicklungen frühzeitig. Ein Radarsystem können Gespräche mit anderen Branchenteilnehmern sein, die Mitgliedschaft in Berufsverbänden, der Austausch mit deinen Kunden und vor allem die Fähigkeit, sich immer wieder zu überlegen, was sich warum für dich in deinem Beruf verändert.

Zweitens benötigst du und deine Organisation den Willen, dich zu verändern. Viele Veränderungen werden erkannt, aber entweder sind sie so beängstigend oder radikal, dass man sie verleugnet, statt akzeptiert.

Gutes Geld machen ist auch davon abhängig, an welcher Stelle du im Strom du mitschwimmst. Passt du dich zu früh an eine Veränderung an (die deine Kunden möglicherweise selbst noch gar nicht bemerkt haben), bekommst du ein Problem. Wartest du den Punkt maximaler Sicherheit ab und änderst dich erst, wenn es nicht mehr anders geht, also zu spät, gehst du in der Masse unter und musst deinen Spitzenplatz erst wieder mühselig zurückerobern.

Es ist beim Geld machen wie auf der Autobahn:

Verpasst du bei leerer werdendem Tank die letztmögliche Ausfahrt zur nächsten Tankstelle, bleibst du auf der Strecke! Umgekehrt willst du auch nicht an jeder einzelnen Tankstelle alle paar Kilometer stoppen, nur weil du Angst hast, später könntest du keinen Treibstoff mehr finden. Aber anders als auf der Autobahn gibt es in den elektronischen Medien weder Hinweisschilder noch automatische Navigationssysteme.

1Szenario 1: Das Mittelfeld verschwindet

Die Reichen werden reicher, die Armen noch ärmer. Eine Tendenz dazu lässt sich auch beim Geld machen mit Bewegtbild identifizieren. Das Mittelfeld stirbt weg. Es gibt nur noch zwei Arten von Anbietern im freien Markt. Die eine Gruppe ist klein und hoch spezialisiert, zählt zu den Besten und bewegt sich national oder international auf einem Niveau, in dem Kompetenz, Erfahrung und Talent kaum mehr zu schlagen sind.

Die andere Gruppe, es ist die Mehrheit, bedient das unterste Preissegment. Ein Video für 1.200 €? Klar, das reicht für einen Imagefilm oder für ein Webvideo. Auch diese Art von Anbieter hat sich spezialisiert. Aber nicht auf Qualität, sondern darauf, mit Low-Budget oder No-Budget zu überleben. Verfilmen oder inszenieren, steht für diese Stufe außer Frage. Abfilmen prägt das Angebot (zum Unterschied zwischen diesen drei Produktionsarten, siehe hier).

Selbstverständlich kämpfen beim Geld machen zwischen unterstem Segment und dem filmischen Hochadel auch in diesem Szenario nach wie vor Anbieter um Aufträge. Weil sie aber chronisch zu teuer im Vergleich zum Segment mit Tiefpreisen sind, und nicht genügend qualifiziert, um im Hochpreissegment mitzumischen, steigt die Mehrheit dieser Anbieter früher oder später auf das untere Niveau ab. Während nur eine Minderheit es schafft, an die Spitze aufzuschließen.

Treiber für diese Entwicklung sind auch auf Seite der Auftraggeber erkennbar.

Weil der Markt härter wird, haben viele Kompetenzträger aus dem Videogeschäft auf Seite der Auftraggeber und Agenturen gewechselt. Diese wissen aus eigener Erfahrung, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis weder bei Top-Anbietern noch für den Low-End-Bereich ein Problem ist. Sondern immer nur im Mittelfeld.

Auf der anderen Seite dieser Entwicklung steht der Umstand, dass du dich mit deiner Karriere nicht mehr ewig und drei Tage im Mittelfeld parkieren wirst. Du schaffst es an die Spitze. Oder nicht. In beiden Fällen vergeudest du nicht mehr dein halbes Berufsleben mit unrealistischen Träumen.

2Szenario 2: Die fatale Abwärtsspirale für das Geld machen

Die mögliche Teilung des Marktes in eine kleine Gruppe aus höchst qualifizierten Anbietern und einem breiten Bodensatz an tiefpreisigen »Videoworkern« ist für das Geld machen eine veritable Sprengfalle. Einerseits fehlt das Mittelfeld, in dem die zukünftigen Talente für die Spitzenplätze sich bewähren können. Der Sprung von ganz unten nach ganz oben wird damit nahezu unmöglich. Aber nicht nur das. Weil die Mehrheit der Filmemacher zu unattraktiven Preisen arbeitet und sich kaum entwickeln kann, verliert die Branche als Ganzes immer mehr an Attraktivität. Das ist die andere Seite.

Wenn aus realistischer Sicht wenig Verdienst und kaum mehr eine Karriere lockt, verzichten die größten Talente und klügsten Köpfe auf eine Karriere beim Film. Sie suchen andere Felder in der Kreativbranche und landen beispielsweise in der Game-Industrie.

Wo aber die klügsten Köpfe abwandern, sinkt die Qualität weiter und nimmt darum der Preisdruck weiter zu. Damit wird eine fatale Abwärtsspirale in Gang gesetzt. Sie endet im schlimmsten Fall damit, dass nur noch die Verzweifelten («Ich kann ja außer Video nichts!»), Ignoranten («Geht schon mehr oder weniger, kann nur besser werden!») oder Dummköpfe («Willst du Schauspielerin werden? Weil, ich arbeite beim Film und hab da so ein Projekt») bereit sind, im Geschäft zu bleiben.

Trotzdem hat auch das sein Gutes.

Hast du genügend Sitzleder, wirst du sehen, wie plötzlich neuer Raum entsteht für kluge Köpfe. Weil der Markt und deine Kunden lernen werden, dass Kompetenz bei Produkten, die sich durch Wirkung auszeichnen müssen, zwar kostet, aber Inkompetenz nicht so viel kostet, wie Inkompetenz,

3Szenario 3: Konsolidierung bereinigt den Markt

Weil der Druck auf das Mittelfeld stetig zunimmt, gibt es für viele Marktteilnehmer nur zwei Handlungsoptionen. Entweder mit einem ehemaligen Konkurrenten zusammenzugehen oder die Geschäftstätigkeit einzustellen.

Wer als Firma keine Mindestgröße vorweisen kann, verliert die Möglichkeit, für die wenigen großen Filmaufträge Ideen zu pitchen. Dies sowohl aufgrund der vom Markt geforderten Vorinvestitionen, welche die Akquisitionskosten nach oben treiben, als auch weil die Glaubwürdigkeit zum Stemmen dieser Art Aufträge aus der Kundensicht fehlt.

Umgekehrt ist der Kostendruck im tieferen Segment so hoch, dass nur bei einer konstanten Auslastung der Ressourcen noch etwas verdient werden kann. Damit Kameras, Schnittplätze und Personal mehr als nur ein paar Tage pro Monate an Kunden verrechnet werden können, schließen sich auch kleinere Firmen und VJ’s zusammen und poolen ihre Ressourcen.

Weil die Konsolidierung (das «Zusammenfassen» von Unternehmen, das Wort bedeutet im Lateinischen aber auch nicht ohne Grund «stärken»!) die Anzahl der Unternehmen, die um Aufträge kämpfen, reduziert, normalisieren sich Angebot und Nachfrage wieder. Wer saubere und solide Arbeit leistet, wird dafür wieder anständig bezahlt.

4Szenario 4: Automatisierung als Chance

Immer mehr Prozesse werden von Software übernommen. Die Digitalisierung in der Bildbearbeitung oder bei den Aufnahmen, für Ton oder Off-Kommentar schreitet in großen Schritten voran. Dank künstlicher Intelligenz erstellt Adobe Premiere automatisch eine erste Schnittversion, fügt automatisch Audio-Tracks zum Bild und korrigiert Farben. Der Editor ist nun auch Tonmeister und Grafiker und meist auch Realisator.

Auch wenn die Branche damit beim Geld machen ihren eigenen Untergang vorantreibt, weil damit das Filmemachen auch für Kunden immer einfacher und attraktiver wird, treibt sie die Automatisierung gerne und unbewusst als Beta-Tester selbst weiter vorwärts. Schließlich lässt sich so zumindest kurzfristig die eigene Marge etwas erhöhen und das Überleben etwas verlängern.

Renderforest, Animoto oder Bitable zeigen, wohin diese Reise führen kann. Das Gute daran:

Die Automatisierung schafft auch neue Chancen und Berufe. Nicht in den klassischen Berufsgruppen, aber für qualifizierte Fachpersonen. Gleichzeitig befreit sich Film mit der Digitalisierung für immer vom Fluch der Technik. Ohne diesen Ballast kommt wieder zum Vorschein, was seit jeher das Erfolgsrezept für das Bewegtbild war: das Storytelling.

Wer Geschichten erzählen kann, der bleibt und wird wieder wichtiger.

YouTube, Facebook und Co. beim Geld machen

Was ist der Zweck von YouTube, Facebook, Google und anderen Playern, die auf die Kraft von Video setzen? Geld machen! Und wie macht man mehr Geld, wenn man als Videoplattform, Vermarktungsplattform oder Portal für Social Media groß geworden ist und erkennt, dass Videos die Zukunft sind? Man ermöglicht bezahlenden Kunden und Gratis-Usern, für sie Videos zu produzieren und gleich auch zu vermarkten.

Alles aus einem Guss! Weil man dabei in der Startphase oder im Verdrängungskampf nicht doppelt verdienen muss, sondern Marktanteile und Akzeptanz gewinnen will, hält man die Preise attraktiv. Also tiefer als eine selbstständige Videoproduktion. Weil man als Facebook, Google / YouTube oder Amazon aufgrund der eigenen Daten unendlich viel mehr über das Nutzerverhalten weiß, als der VJ aus Mückenloch in Baden-Württemberg, sind diese Videos aber auch wirkungsstärker. Sie passen zur Zielgruppe wie die Faust aufs Auge. Die Konversionsrate ist beeindruckend. Das Angebot, integrierte Marketingkampagnen inklusive Videocontent aus einer Hand zu beziehen, überzeugt und ergibt für die Auftraggeber Sinn. Der «normale» Videoproducer, wie ihn die Welt bis 2020 noch kannte, erstickt.

Übrig bleibt der Hobbyfilmer. Er überlebt, weil er mit seinen Videos kein Geld machen muss. Warum dieses Szenario aus unserer Sicht enge Grenzen hat, liest du hier.

🚀Spielfilm und öffentlich-rechtliches TV

Das europäische Spielfilmgeschäft ist hoch subventioniert. Ohne staatliche Gelder keine Spielfilme. Spielfilmförderung ist Kulturförderung oder Wirtschaftsförderung. Weil Steuergelder im Spiel sind, wird (anders als im freien Markt) bei der Vergabe der Mittel strikte auf eine faire Abgeltung geachtet. Hier steht die Qualität im Vordergrund. Diese soll für marktübliche Preise eingekauft werden, aber nicht wie im Auftragsfilm zu Dumping-Preisen.

Das gilt auch für nicht private TV-Anbieter wie ARD, ZDF, ORF (Österreich) und SRF (Schweiz). Auch hier spielen beim Geld machen die Regeln des Raubtierkapitalismus nur beschränkt. Zumindest mittelfristig. Spielfilme und TV-Produktionen spielen in demselben Markt wie ihre privaten Konkurrenten. Auch wenn der Kulturbetrieb und der Service Public immer auch politisch geprägt sind, langfristig haben verändernde Marktbedingungen auch für diese Genres einen Einfluss.

Welches Szenario tritt beim Geld machen mit Video ein?

Wer behauptet, Trends und Prognosen mit mehr als 70 % Sicherheit voraussagen zu können, ist nicht seriös. Aber Annahmen und Szenarien helfen, sich auf mögliche Entwicklungen vorzubereiten. Nur weil wir von Filmpuls als Branchenteilnehmer von unserem aktuellen Marktumfeld geprägt sind, muss das nicht die Wahrheit sein.

Es können alle in diesem Artikel erwähnten Szenarien miteinander eintreffen. Oder keines davon. Oder nur Teile einzelner Prognosen. Denk über unsere Aussagen nach. Aber lass dir davon nicht die Freude am Umgang mit Video nehmen. Denn du weißt als Profi längst schon: im Film wie im Leben ist (nahezu) alles möglich.

📌 Deine Erfahrung zählt!

Hast du deine Hausaufgaben erledigt und dich und dein Unternehmen damit vorangebracht? Hast du schon einmal daran gedacht, nicht mehr länger Videoaufnahmen zu verkaufen? Oder du bist noch nicht sicher, was die richtigen Antworten zum Geld machen für dich sind? Erzähle uns davon!

Ob in Form eines Beitrags über dich und deine Firma oder als offenes Interview und Coaching – unsere Redaktion bietet dir mehr als nur die Chance, Erfahrungen auszutauschen und Branchenkollegen zu helfen. Filmpuls ist auch eine Plattform, mit der du dich bei weit über 10´000 Lesern pro Monat ins Gespräch zu bringen. Schau dir dazu auch unsere Interviews an.

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Dieser Artikel wurde erstmals publiziert am 10.07.2018

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