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Wie in den ersten beiden Kapiteln dieses Artikels erläutert sind das Seitenverhältnis wie auch das Aufnahmeformat beide Teile des Begriffs Drehformat. Drehformate (beispielsweise HD, 1024 x 720px) und Seitenformat (16 : 9) bedingen sich nicht gegenseitig durch vorgegebene mathematische Formeln.
Auch ein Video im PAL-Format (1024 x 576px) kann im Seitenverhältnis 16 : 9 dargestellt werden. Trotzdem verwenden seit der Einführung von HDTV weite Teile der Consumer-Industrie zur Verwirrung der Käufer beide Begriffe (Aufnahmeformat und Seitenverhältnis) in vielen Märkten so, als wären sie Synonyme.
Genau hinsehen lohnt sich beim Filmformat!
Ein Filmformat lässt sich unabhängig von der Bildgröße sowohl upscalen (Upscaling = „auf höhere Pixelwerte hochrechnen“) wie auch downscalen (Downscaling = „auf tiefere Pixelwerte hinabrechnen“). Während mit der Reduktion von großen Datenmengen gewollt eine Minderung der Auflösung angestrebt wird (beispielsweise, wenn ein 4K-Kinofestival-Spot auf die tiefere Auflösung eines anderen Distributionsmediums angepasst werden soll), kann das Upscaling auch dazu missbraucht werden, eine hohe Auflösung vorzugaukeln.
Die auf 4K hochgerechnete Filmversion eines 2K Films erweckt als Bildformat durch die Dateigröße und Pixelzahl zwar für den unkundigen Laien den Eindruck hoher Qualität. Tatsächlich aber werden beim Upscale ganz einfach vom Rechner die vorhandenen Bildinformationen (Pixel) vervielfacht.
Das Seherlebnis verbessern durch Hinzufügen neuer Informationen, die in der Originaldatei (2K) aufgrund der formatbedingten Limitierung der Anzahl Pixel fehlen, kann auch der klügste Algorithmus beim Hochrechnen auf 4K nicht.
Beliebt ist Upscaling für Filmformate nicht nur für Imagefilme, Produktfilme und Messen, sondern auch für Spielfilme. Die Mehrheit der Ultra-HD Blu-Ray Discs sind nichts anderes als ein Upscaling, weil die Filme im Original in 2K gedreht wurden.
Viel gescholtene Beispiele für Spielfilm-Upscales sind:
- „The Lego Movie“
- „Mad Max: Fury Road“
- „Man of Steel“
- „Pacific Rim“
- „Pan“
- „San Andreas“
Auch folgende Filme wurden auf 2K-Material gedreht und als Upscale in 4K in Form von Ultra HD Blu-Ray auf den Markt gebracht:
- „Exodus: Götter und Könige“
- „Fantastic Four“
- „Kingsman: The Secret Service“
- „Life of Pi“
- „The Martian“
- „Wild“
- „X-Men: Days of Future Past“
Merke: auch Hollywood kämpft mit dem 4K-Format und der Bildauflösung. Der Spielfilm „The Martian“ (mit Matt Damon) wurde zwar in 5K (!) gedreht, aufgrund der gigantischen Datenmengen letztendlich dann aber in 2K postproduziert.
Anmerkungen und Fortsetzung zu Filmformat und Bildformat
Genau hinsehen macht, wenn es um das Filmformat, Bildgröße, Bildformat und Drehformat geht, darum doppelt Sinn! Dieser Beitrag versteht sich als ergänzender, integraler Teil der Einführung in die Videotechnik. Teil 2 der Filmpuls-Serie „Ultimative Einführung in die Videotechnik“ widmet sich den Videoformaten. Einen eigenen Artikel findest du zu H.264.
Haben wir etwas missverständlich erläutert oder im Eifer des Gefechtes unvollständig oder fehlerhaft erklärt? Wir freuen uns über alle Kommentare und ein Feedback!
Die Video- und Technik-Profis unter unseren Lesern bitten wir freundlich um Verständnis, dass sich dieser Beitrag zu Filmformat, Bildformat, Bildgröße und Seitenverhältnis nicht an Experten, sondern an ein breites Publikum von Auftragsfilm-Kunden, Filmschaffenden und interessierten Filmfreaks richtet, was gewisse Vereinfachungen in der komplexen Materie unumgänglich macht.
Man glaubt immer gar nicht, wie viel man dann doch für die Videos rechnen muss. Eine Freundin wollte am Wochenende eine Blume mit einem 4K Video aufnehmen lassen. Allerdings stand diese draußen. Der kleinste Windhauch bewegte die Blüte und die Aufnahme musste abgebrochen werden.
@Emmi: bei Videokameras mit feineren Pixeln und hoher Bildauflösung wie 4K kann es bei Bewegungen vor der Kamera und ebenso bei Kameraschwenks oder Bewegungen der Kamera selbst Probleme mit der Schärfe geben. Der Profi-Tipp: Bildfrequenz erhöhen und das Problem ist gelöst. Viel Spaß mit den Blumen!
Warum ergibt das Seitenverhältnis 16:9 bei 2K eine Auflösung von 2048×1080 px wenn es rechnerisch eine Auflösung von 2048×1125 px ergibt? Liebe Grüße.
Hallo Lukas. Ha! Richtig – da hat sich ein Fehlerteufel eingeschlichen! (allerdings: 1152, nicht 1125px). Ein ganz großes Dankeschön für Dein Feedback!
Kann mir jemand sagen, wie man die Qualität von alten Filme von Rollfilm-Kameras festlegt? Also, wenn man alte Filme aus den 30ern digitalisieren würde, wie groß wäre die Auflösung? LG
Hi Richard. Gute Frage. Leider ist die Antwort nicht ganz so einfach.
Viel Erfolg, CPO
Der Film „Ich denke oft an Piroschka“ von 1955 wurde im Format 1:1,37 gedreht. Mit welchem Objektiv wird der Film projiziert? Man spricht hier von „Normalformat“, ich glaube mich zu erinnern, dass ich ihn seinerzeit im Breitbildformat (mit Anamorphot?) gesehen habe. Können Sie mich bitte darüber informieren, ob ich mich falsch erinnere – dass der Film ganz normal projiziert worden ist? Herzlichen Dank für Ihre Mühe. Freundliche Grüße, Gerd
@Gerd Morlock: 1 : 1,37 ist das sog. Academy Format oder Normalbildformat. Bei anamorphotischen Kinofilmen wird ein anderes Bildformat verwendet. Da der Film wohl kaum verzerrt (weil durch anamorphe Linse projiziert) im Kino vorgeführt wurde, ist eine Erklärung, dass das Bild damals in der Projektion ganz einfach oben/unten durch eine falsche Vorführmaske (aus vorherigen, anamorphen Projekten) beschnitten wurde.