Du willst ein Drehbuch verkaufen oder wissen, wie groß die Chancen sind, dass es verfilmt wird?

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Du. Sollst. Mein. Drehbuch. Kaufen! | © Illustration Pavel Sokolov

Viele Autoren träumen davon, ihre Drehbücher zu verkaufen und davon ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Wie groß aber ist die Chance, dass deine Idee tatsächlich verfilmt wird? Dazu gibt es nun alarmierende Zahlen aus den USA.

Eine ebenso pauschale wie oft getroffene Aussage im Filmbusiness lautet: aus 100 Ideen entstehen zehn Drehbücher, von denen am Ende nur eines verfilmt wird. Ist das tatsächlich so?

Wofür werden Drehbuchautoren bezahlt?

Geld bekommen Filmautoren weder für Ideen noch für die Arbeit am daraus entstehenden Filmscript. Sie bekommen es, weil sie Filmideen und deren Ausformulierung als Drehbuch, also ihre Arbeit, VERKAUFEN. Es geht anders gewendet nicht nur um die kreative Arbeit. Entscheidend ist, dass ein Produzent oder eine Produktionsfirma die Rechte am Drehbuch kaufen wollen. Und, weil oftmals der Autor auch eine Beteiligung der erzielten Einnahmen erhält, dass am Ende des Tages aus der Filmidee tatsächlich ein Kinoerlebnis oder ein Serienspektakel wird.

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Karrierebooster

Accelerator-Programm für deutschsprachige Drehbuchautor*innen

Impact fördert in einem gemeinsamen Programm mit Netflix auch zukünftige Drehbuch-Talente aus dem deutschsprachigen Sprachraum. Dabei hat man in der diesjährigen Programmrunde aus etwas mehr als 750 Bewerbern insgesamt fünf vielversprechende Talente ausgewählt. Diese werden unter Vertrag genommen und bei der Entwicklung ihrer Ideen von ausgewiesenen Branchenprofis betreut und begleitet.

Die ausgewählten Autoren haben dabei mit einer Erfolgsquote von 0.00666666666 gegenüber ihren Mitbewerbern reüssiert. Ausgewählt wurden dieses Jahr zwei Drehbuchprojekte, eines aus Deutschland und eines aus Österreich sowie drei Serienideen, zwei davon aus Deutschland und eine aus der Schweiz.

Mehr über das Accelerator-Programm von Netflix und Impact findest du bei Facebook, Twitter oder Instagram und der Impact-Website. Auf der dazu ausgeschalteten Website.

In einer Pressemitteilung nennt das amerikanische Drehbuch Förderungsprogramm Impact erstmals Zahlen.

Impact ist nicht ein beliebig austauschbares, unbekanntes Vehikel zur Förderung der Kreativität. Hinter der nur Insidern bekannten Firma stehen die beiden Hollywoodgrößen Brian Glazer und Ron Howard. Beide sind mit Hollywood Blockbustern und wie „Unbreakable“, „Apollo 13“ und „A Beautiful Mind: Genie und Wahnsinn“ und Serien wie „Arrested Development“ zu Reichtum und Ruhm und Ehre gekommen.

Seit der Gründung 2018 hat Impact ein Netzwerk von 75.000 Filmautoren und Serienmachern aus mehr als 140 Ländern aufgebaut. Pro Jahr also jeweils 18.750 Autoren in die Organisation eingebunden.

Wie viele Ideen schaffen es, als Drehbuch verkauft und verfilmt zu werden?

In den vier Jahren von der Gründung bis 2022 wurden dabei 85 Projekte mit einem Drehbuchvertrag entwickelt. Bei einer Zahl von 75.000 Autoren ergibt das 0.00113333333 Projekte für den gesamten Zeitraum oder heruntergerechnet auf ein Jahr 0.00028333333 Projekte pro Jahr per Autor. Immerhin: die Wahrscheinlichkeit, vom Blitz getroffen zu werden, liegt bei 1:6 Millionen und damit noch weniger wahrscheinlich, als dass sich ein Drehbuch verkaufen oder verfilmen lässt.

Es kommt aber noch dicker. Von vorerwähnten 85 Projekten schaffen ist in vier Jahren genau 43 Film- und Serienprojekte, verfilmt zu werden. Dies zwar von namhaften Studios und Streaming-Plattformen, aber eben mit einer Quote von 0.00057333333 pro Autor. Bei einer solchen Erfolgsquote die Miete zu zahlen wird schwierig, von der Herausforderung damit eine Familie zu unterhalten ganz zu schweigen.

Was kann man daraus lernen? Besser an einer Gameshow teilnehmen und dort in einer Spielshow versuchen, Geld zu verdienen?

Erstens, und das ist gut News, wird aus diesen Zahlen, so absurd klein sie erscheinen mögen, sofort klar, wo die größte Hürde liegt. Nicht in der Verfilmung, sondern darin, für das Schreiben des Drehbuchs oder der Serienbibel auf Basis der eigenen Idee einen zahlenden Partner zu finden. Versuche nur einmal, einen solchen Deal mit Netflix zu verhandeln! Gelingt dieser Schritt, wird mir als die Hälfte der auf diese Weise entstandenen Bücher umgesetzt. Auch darum, weil derjenige, der die Rechte an einer Idee erworben hat und in die Weiterentwicklung investiert, ein gewisses Interesse hat, sein finanzielles Engagement bei der Drehbuchentwicklung durch die Projektrealisation zurückbekommen.

Zweitens ergibt es im europäischen Raum darum sehr viel Sinn, sich bei vielen Filmförderstellen, Stiftungen und vergleichbaren Institutionen und Organisationen mit einem Exposé oder einem Treatment und Förderbeträge zu bemühen. Auch wenn bei staatlichen Akteuren das Interesse meist kleiner ist, die in ein Drehbuch investierten Mittel durch eine Auswertung im Kino, Fernsehen oder den Verkauf an einen Streaming-Anbieter zu refinanzieren. Denn immerhin bekommt der Autor auf diese Weise die Drehbucharbeit bezahlt. Ebenso, auch das gehört erwähnt, ist das Bestehen von Institutionen, die Film und Serien als Kulturgut mit Steuergeldern fördern, ein Privileg, von dem Filmschaffende in den meisten Ländern dieser Welt nur träumen können.

Man erwähnt es ungern und ein fröhlicher Abschluss, geschweige denn ein Happy End, ist das nicht: Aber es gibt schon einen Grund, warum in der jährlichen Sterbestatistik in Los Angeles zu der Berufsgruppe gehören, die sich durch eigene Hand das Leben nimmt.

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Dieser Artikel wurde erstmals publiziert am 12.05.2022

Zachery Z. 49 Artikel
Zachery Zelluloid war in der Unterhaltungsindustrie tätig. Er schreibt unter Pseudonym, weil er weder vertraglichen Schweigepflichten verletzen, noch das wirtschaftliche Fortkommen der Berufsgattung Anwalt fördern oder Freunde brüskieren will. Sein richtiger Name ist der Redaktion bekannt.

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