Bist du jemals aus einem Kinosaal gegangen oder hast du dich nach einer Serienfolge gefragt, warum du so tief mit einem Charakter verbunden warst? Warum wir uns auf Heldenreisen mit Filmfiguren begeben, die jenseits unserer Vorstellungskraft liegen? Und du dich dennoch auf subtile Weise mit den Hauptfiguren identifizierst? Dann bist du genau richtig hier.
Für das Funktionieren eines Films oder einer Serie spielen die Hauptfiguren eine entscheidende Rolle. Klassische Filmhelden durchlaufen in ihrer Entwicklung oft eine sogenannte Heldenreise. Dabei gibt es verschiedene Stationen, die von der Einführung des Helden in seiner gewohnten Umgebung bis hin zur finalen Konfrontation und Erreichung der angestrebten Ziele reichen.
Auf dieser Reise gibt es Verbündete und Feinde, stellen sich Herausforderungen und wachsen die Protagonisten eines Films oder einer Serie an ihren Aufgaben: Der Held – diese Regel ist für Hollywood ein ungeschriebenes Gesetz – muss sich aus seiner Komfortzone herausbewegen und sich erst verändern, bevor er mit Erfolg oder der Lösung seiner Probleme und einem Happy End belohnt wird.
Die Entwicklung der Hauptfigur
Jeder Filmheld bewegt sich in drei Sphären: in einer physischen, einer emotionalen und einer psychologischen Dimension. Sein Verhalten und seine Entscheidungen während der Reise enthüllen seine innere Entwicklung, den sogenannten Character Arc (deutsch: Charakterbogen). So kann eine Hauptfigur zu Beginn unsicher und ängstlich sein, durch die Erlebnisse während ihrer Reise aber an Mut und Selbstbewusstsein gewinnen. Physische Faktoren wie Krankheit, Hunger oder Verletzungen können dabei wesentliche Veränderungen auslösen.
Analysieren wir Flash, den blitzschnellen Filmhelden vor dem Hintergrund seiner Heldenreise, so sticht ins Auge: Er ist stets der Schnelle, Unbezwingbare. Mit Flügelhelm und geflügelten Stiefeln sieht der Superheld seit jeher aus wie sein entfernter Cousin, der griechische Götterbote Hermes. Doch wie eine mittelmäßige Boyband, die nie ein Hauptact werden wird, hat sich Flash in der breiten Öffentlichkeit seit seiner Erfindung 1940 trotz wiederholt guter Hoffnung mit schöner Regelmäßigkeit auf der Ersatzbank der DC Ikonen Superman, Spiderman, Wonder Woman und Batman wiedergefunden.
Warum?
Superhelden aus Comics der frühen Fünfzigerjahre sind statisch konzipierte Filmfiguren. Entsprechend schwierig – und gefährlich – ist ihre Weiterentwicklung! Flash ist deswegen zwar nicht aus dem Multiversum gefallen, hat aber im neuesten Filmabenteuer zumindest im Kino die Gunst seiner Fans verspielt. Ob das Streaming, das wie ExpressVPN berichtet, ab Herbst 2023 auf dem neuen Kanal Max (der HBO und Discovery+ gehört) das Steuer nochmals herumreißen kann, wird sich weisen müssen.
James Bond 007 ist diesbezüglich noch extremer: Der Agent ihrer Majestät rettete während 46 Jahren die Welt immer wieder aufs Neue. Dies, ohne sich selbst auch nur einen Deut weiterzuentwickeln. Der Bruch, von Marc Forster’s Quantum of Solace (2008) mit Daniel Craig eingeleitet, war deshalb umso extremer.
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