Wie du eine Gameshow für TV oder das Internet konzipierst und erfolgreich verkaufst

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Eine TV-Gameshow oder Quiz-Show am Fernsehen | © Symbolbild: Pavel Sokolov

Es ist unbestreitbar: Spielshows gehören nicht nur zu den beliebtesten Sendungen im Fernsehen, sie erleben gerade überall ein Revival. Von Klassikern wie „Der Preis ist heiß“ und „Glücksrad“ hin zu „Quizduell“ bei ARD und „Wer wird Millionär“ auf RTL ist für jeden Zuschauer etwas dabei. Und trotzdem sucht die ganze Welt nach der nächsten großen Idee für die Gameshow der Zukunft. Aber wie gelingt es, selbst eine Idee zu entwickeln und erfolgreich zu verkaufen?

Gameshows sind in der Regel rasant und spannend. Sie haben oft prominente Gäste und beruhen auf scheinbar einfachen, aber sehr durchdachten Konzepten, welche die Zuschauer leicht verstehen und nachvollziehen können. Das macht diese Art von Shows ideal für ein breites Publikum jedes Alters. Nicht nur am Fernsehen, wo das ZDF „Wetten dass ..?“ seit letztem Jahr wieder ins Programm aufgenommen hat. Auch Smartphone-Apps wie „Gefragt – gejagt“ sind erfolgreich und sogar Webseitenbetreiber setzen immer stärker auf die Attraktivität von Gameshows. So zeigt Mr. Green Casino im Internet mittlerweile eigene Live-Gameshows und lizenziert dazu bekannte Show-Formate wie „Deal or No Deal“.

Formatbildende Elemente einer Gameshow

Eine Gameshow besteht typischerweise aus verschiedenen Elementen, die das Profil einer Sendung bestimmen.

Weil eine Spielshow immer als ein Gefäß konzipiert sind, das seriell hergestellt und immer wieder mit neuen Inhalten (Spielern, Fragen, Gästen) „gefüllt“ werden muss, spricht man dabei auch von Sendeformat. Die einzelnen Bestandteile einer Show, die dieser einen unverwechselbaren Charakter verleihen, nennt man „formatbildende Elemente“.

Eine Spielshow ist eine Fernsehsendung, in der Einzelpersonen oder Teams in einer Quiz-ähnlichen Umgebung gegeneinander antreten, meist um Geld oder Preise.

Die sechs wichtigsten Elemente eines Game-Formats sind:

  • Der Moderator:

    Die Person des Moderators ist die identitätsstiftende Figur der Show. Sie leiht der Show sein Gesicht und ist dafür verantwortlich, dass der Ablauf reibungslos funktioniert und das Publikum bei der Stange gehalten wird.

  • Ablauf / Struktur:

    die Struktur der Sendung bestimmt nicht nur, wie das Spiel abläuft und wie der Gewinner ermittelt wird. Sie definiert Tempo und Rhythmus. Einzige Aufgabe der Struktur ist es, die formatgebende Idee optimal zu transportieren. Dazu wird zur Erhöhung der Spannung und Schaffung von starken Emotionen auf typische dramaturgische Elemente wie Überraschung, Kontrast, Wissensunterschiede / Wissensvorsprung oder Verzögerung der Auflösung gesetzt. Ein perfektes Beispiel dafür ist Günther Jauch in „Wer wird Millionär“, der die Kandidaten immer wieder fragt, ob sie wirklich nicht nochmals überlegen wollen.

  • Spielablauf:

    Die Idee ist das eigentliche Spiel mit Fragen oder Aufgaben, die gelöst werden müssen, um zu gewinnen.

  • Teilnehmer:

    Wer an einer Gameshow mitspielt, ist vorab in der Regel ein Auswahlverfahren durchlaufen, das der TV-Sender oder eine von ihm beauftragte, darauf spezialisierte Firma vornimmt. Erst nach erfolgreich bestandenem Casting dürfen die Teilnehmer/innen in der Show um Geld oder Preise kämpfen.

  • Dekor / Kulisse:

    Das Bühnenbild ist der physische Raum, meist in einem Studio, in dem die Sendung stattfindet. Das Dekor ist oft genauso wichtig wie die anderen Elemente, um ein fesselndes und visuell ansprechendes Fernsehprogramm zu gestalten.

  • Publikum:

    Schließlich ist das Publikum für jede Spielshow entscheidend; es sorgt für Stimmung und feuert die Teilnehmer im Studio an.

Eine erfolgreiche Spielshow stellt immer ein Gleichgewicht zwischen all diesen Elementen her, und fesselt damit die Zuschauer und bewegt sie durch einen hohen Unterhaltungswert, auch die nächsten Ausstrahlungen der Show mitzuverfolgen.

Um diese 6 Elemente noch besser zu verstehen, schauen wir uns nun ein konkretes Beispiel einer Gameshow an:

Beispiel: Analyse der Spielshow „Deal or No Deal“

„Deal or No Deal“ ist eine Spielshow, die Zuschauer/innen auf der ganzen Welt in ihren Bann gezogen hat. Die Idee dieser Gameshow ist einfach: Die Teilnehmer haben die Möglichkeit, einen Geldpreis zu gewinnen, indem sie einen von 26 Aktenkoffern auswählen, die jeweils einen anderen Geldbetrag enthalten.

Der Kandidat wählt dann einen Koffer aus, den er behält, und öffnet die übrigen Koffer nacheinander, um die darin enthaltenen Geldbeträge aus dem möglichen Preispool zu entfernen. An verschiedenen Stellen des Spiels hat der Kandidat die Möglichkeit, einen „Deal“ von der „Bank“ anzunehmen, die ihm einen bestimmten Geldbetrag im Tausch gegen den Inhalt seines Koffers anbietet.

Jetzt kann der Spieler das Angebot annehmen und das Spiel beenden oder weiterspielen, in der Hoffnung, einen größeren Preis zu gewinnen. Die Show wurde in über 50 Ländern produziert und von über 10 Millionen Zuschauern weltweit gesehen. Sie hat sich zu einer der beliebtesten Spielshows im Fernsehen entwickelt.

Ausschnitt TV-Show „Deal or No Deal“(US-Version) | © CNBC / YouTube

Top 4 Biggest Wins | Deal Or No Deal

Die Spielshow „Deal or No Deal“ wurde von dem niederländischen Produzenten Dick de Rijk entwickelt. Die Show wurde erstmals im Jahr 2000 in den Niederlanden ausgestrahlt und entwickelte sich sofort zu einem Hit. Das Format wurde anschließend in andere Länder verkauft. Bis heute wurde das TV-Format von mehr als 50 TV-Anstalten gekauft und wurde bisher weltweit von über dreihundert Millionen von Zuschauern gesehen.

Der zündende Funke

Wenn man bekannte Schöpfer von Spielideen danach fragt, wie und wann und vor allem warum sie eine Idee gefunden haben, bekommt man immer die gleiche Antwort: Das kann ich nicht sagen, die Idee war einfach plötzlich da! Bei „Wetten, dass …?“ zündete der Funke bei Frank Elsner nachts um 3 Uhr morgens in der Küche.

Das sind Good News und Bad News zugleich. Wer es in sich hat, wird zwangsläufig eine originelle Idee haben. Und nach zehn Ideen ist eine davon meist richtig, richtig gut.
Man darf bei der Suche nach einer originellen Spiele-Idee, ungeachtet für welche Plattform, auch auf die Funktionsweise des menschlichen Hirns vertrauen. Wer in regelmäßigen Momenten nach starken Ideen sucht und sich mit einem Thema beschäftigt, programmiert sein Unterbewusstsein. Darum entstehen die besten Ideen oft in Momenten, in denen man es keine Sekunde erwartet.

Die Chancen stehen also gut, dass du nach einer gewissen Zeit tatsächlich eine Liste hast, mit einer ganzen Reihe vielversprechende Ideen. Die viel größere Herausforderung liegt nun darin, die bevorzugte, beste Idee zu testen, zu optimieren und – erst dann – nach jemandem zu suchen, der dafür bezahlt.

Wie du deine Idee für eine Gameshow verkaufst

Kein Profi glaubt nur an Ideen. Für eine Idee, selbst wenn sie sogar schon als TV-Format, App oder Online-Show ausgearbeitet ist, zahlt niemand Geld. Du solltest einem TV-Sender oder Show-Producer auch nicht erklären, dass du todsicher bist, warum deine Idee funktioniert und dass sie das nächste große Ding wird. Dafür bekommst du nur ein müdes Lächeln.

Der professionelle Weg geht anders!

So verkaufst du deine Idee für eine neue TV-Show an eine Fernsehstation:
  • 1. Schritt: Du organisierst dir ein paar Freunde und bittest diese, an einem Abend deine Idee für eine Show durchzuspielen und zu testen. Dabei konzentrierst du dich nur auf den absoluten Kern der Idee. Das Wohnzimmer als Dekor genügt, benötigst du ein Glücksrad, so simuliert du dies mit einem Blatt Papier und Würfel, und auch Moderator und Publikum sind zu diesem Zeitpunkt komplett nebensächlich. Was zählt, ist einzig, ob die Idee funktioniert und auch bei mehrfachen Wiederholungen nicht unerwartet dumm, erschreckend langweilig oder überraschend hilflos wirkt. Darum solltest du auch nicht selbst als Spieler am Test teilnehmen, sondern mit Notizpapier konzentriert als Beobachter die Reaktionen deiner Freunde beobachten und den Test auf dich wirken lassen.
  • 2. Schritt: Hat die Idee was, optimiert du sie, baust das Konzept aus, verfeinerst den Ablauf, überprüfst Elemente wie Humor oder Kontraste und – wo erforderlich – schaffst Momente für Atempausen. Dann wiederholst du das Prozedere nochmals mit deinen Freunden im kleinen Kreis. Dies um zu sehen, ob das überarbeitete Konzept nun „rund“ ist und überzeugt. Ist dies der Fall, nur dann, folgt der nächste, entscheidende Schritt:
  • 3. Schritt: Du schaltest eine Stufe höher! Jetzt testest du die Idee an einem Vereinsabend oder organisiert eine Kleinkunstbühne, wo du deine Gameshow vor einem dir unbekannten Publikum durchspielen lässt. Idealerweise hast du dazu auch schon einen Kollegen gefunden, welcher den Moderator gibt. Ideal dazu sind Zeiten wie über Mittag in Lunch-Pausen oder am Sonntagvormittag. Informiere deine Zuschauer, dass sie als Testpublikum dienen und auf das Beste hoffen dürfen, aber auch auf das Schlimmste gefasst sein sollen. Bereite einen Fragebogen vor, an dem du neutrale Rückmeldungen einsammeln kannst. Oder setze dazu eine Online-Umfrage auf (mit Tools wie SurveyMonkey kannst du das ohne Programmierkenntnisse und kostenlos tun). Bitte die Teilnehmenden unmittelbar am Ende der Probe um ihr Feedback.
  • 4. Schritt: Begeistern und unterhalten Idee und Konzept die Zuschauer, ist die Zeit gekommen, Profis aus dem Showbiz an einer Wiederholung (mit neuen Zuschauern) dazu einzuladen, deine Idee mit Live-Publikum in einer Bühnenversion zu erleben. Profis können die Tragfähigkeit deiner Idee in auf diese Weise sofort einschätzen. Springt der Funke, bist du auf dem Weg und hast möglicherweise bald deinen ersten Deal! Darum wirst du dich spätestens zu diesem Zeitpunkt auch mit den rechtlichen Aspekten und dem Schutz deiner Formatidee befassen wollen.

Merv Griffin, der erfolgreiche Schöpfer der Gameshows „Jeopardy!“ und „Wheel of Fortune (Glücksrad)“, hat in seiner sechs Jahrzehnte umspannenden Karriere ein geschätztes Vermögen von 1 Milliarde angehäuft. Laut Griffins Sohn Tony war die Philosophie seines Vaters ganz einfach: „Warte nicht auf eine Gelegenheit. Schaffe sie.“

Viel Spaß, das notwendige Quäntchen Glück und viel Erfolg!

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Dieser Artikel wurde erstmals publiziert am 26.05.2022

Zachery Z. 50 Artikel
Zachery Zelluloid war in der Unterhaltungsindustrie tätig. Er schreibt unter Pseudonym, weil er weder vertraglichen Schweigepflichten verletzen, noch das wirtschaftliche Fortkommen der Berufsgattung Anwalt fördern oder Freunde brüskieren will. Sein richtiger Name ist der Redaktion bekannt.

1 Kommentar

  1. In einer guten Show sollte es keine Kulissen geben, sondern das Spielprinzip sollte das Setdesign bestimmen. Im „Glücksrad“ benötigst du ein Glücksrad und eine Wand mit dem Rätsel. Schön ist es, wenn das Spielprinzip für ein neues Setdesign sorgt. Und je nach Sender fällt die Wahl der Kandidaten und des Moderators aus, meistens ist das sehr flexibel. Ich bin skeptisch, wenn die Idee nur durch ein spezielles Casting funktioniert. In einer israelischen Spielshow spielt ein geschiedenes Paar um Geld für das gemeinsame Kind. Da muss das Casting perfekt sein oder man muss mit Inszenierung und Tricks nachhelfen, letzteres saugt die Dynamik aus dem Spiel. Ausnahmen sind da Flirtshows wie „Take me out“ oder „Dating-Game“.

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