Die geheime Film-Erfolgsformel: Was macht eine Serie oder einen Film zum Blockbuster?

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Margot Robbie als Superheldin | © Foto: Pavel Sokolov

Gibt es eine magische Formel, die garantiert, dass ein Film zum Hit wird? Welches sind die Bausteine, was ist das Rezept, damit eine Serie beim Publikum durchstartet? Oder ist der Erfolg eines Films, wie es so mancher Insider aus der Entertainment-Industrie hinter vorgehaltener Hand im Freundeskreis behauptet, immer ein Zufall?

Dieser Artikel untersucht aus der Helikopterperspektive, was es benötigt, um eine Serie oder einen Film zum Erfolg zu machen. Die übergeordnete Perspektive darum, weil die Story allein kein Garant für Erfolg ist – trotzdem sie als Quelle und Kraft jedes Storytellings nicht nur am Anfang aller Bemühungen, sondern auch im Zentrum aller Bestrebungen stehen muss. Filmbusiness ist Storytelling, aber eben nicht nur.

Gibt es eine (geheime) Erfolgsformel für Filme?

Alle paar Jahre wieder vermeldet ein selbstbewusstes Start-up oder ein kluger Kopf, die Film-Erfolgsformel mit mathematischen Modellen geknackt zu haben.

Das Rezept dazu bleibt stets dasselbe: Man habe die letzten 50 oder 100 Erfolgsfilme analysiert und daraus Elemente ziehen können, die auch zukünftigen Filmen einen Erfolg garantieren. Mathematische Formeln, Algorithmen und künstliche Intelligenz sollen dann in der Lage sein, bereits auf Basis eines Drehbuchs das Erfolgspotenzial verbindlich zu bewerten.

Alle diese Unternehmen und Forscher sind – künstliche Intelligenz hin oder her – ohne Ausnahme gescheitert.

So bleibt es auch heute noch bei dem, was bereits Charlie Chaplin erkannte und perfektionierte:

Ein Film muss sein Publikum berühren. Damit er das kann, muss er zuerst sein Publikum finden. Der Film muss bekannt gemacht werden und für Aufmerksamkeit sorgen. Um dies sicherzustellen, gründete Chaplin zusammen mit gleich gesinnten 1919 mit den United Artist (UA) ein eigenes Filmstudio.

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Die Hollywood-Formel für Kassenerfolge: Kinder und Tiere funktionieren immer | © Illustration: Sokolov mit Midjourney

Produzent Zachery Z. relativiert auf Anfrage eine weitere, in der Filmbranche kolportierte, Produzentenweisheit. Diese besagt, dass Filme mit Kindern oder Tieren immer funktionieren. „Das zu behaupten halte ich für äußerst gefährlich, weil dabei nicht einkalkuliert wird, dass Dreharbeiten mit Jugendlichen oder mit Tieren ein Filmbudget massiv erhöhen – und damit auch die Schwelle bis zu einem Break-even (Anm. d. Red: Amortisation der Herstellungskosten nach Zinsen) anheben“, sagt der Filmexperte.

Naheliegend zur Herleitung einer Film-Erfolgsformel, aber keine Garantie: der Umkehrschluss

Warum ein Film wohl keinen Erfolg haben kann, lässt sich oftmals einfacher behaupten, als dessen Erfolgschancen vorauszusagen.

Einerseits sind Risiken vielfach augenfälliger als Chancen. Andererseits lehnt sich weniger aus dem Fenster, wer einen Misserfolg prognostiziert. Dann diesfalls wird man nie wissen, ob ein Film oder eine Serie hätte erfolgreich können. Umgekehrt muss, wem es gelingt, einem Erfolg das Wort zu reden, die in der Folge investierten Mittel verantworten – sollte der Film wider Erwartung „bomben“.

Naheliegend und menschlich ist es, aus den Faktoren, die für das Scheitern eines Spielfilms verantwortlich sind – nachträglich, auf Basis belastbarer Fakten – einen Katalog an Punkten abzuleiten, die ein Film auf keinen Fall aufweisen darf, wenn er Erfolg haben will. Denkt man dies von der anderen Seite her, lässt sich – zumindest in Theorie – im Umkehrschluss sogar eine Checkliste mit Bedingungen erstellen, die als Erfolgsgarantie für eine Serie oder einen Spielfilm herbeigezogen werden können.

Ein Beispiel zur Illustration: Wenn es regnet, dann ist die Straße nass. Der Umkehrschluss daraus lautet: Wenn die Straße nicht nass ist, dann regnet es nicht. Klingt ebenso logisch wie verlockend.

Das Problem besteht leider darin, dass bei einem Umdrehen der Argumentationskette die erste Aussage nicht automatisch richtig bleiben muss. Im Fall der nassen Straße kann die Wahrheit auch darin bestehen, dass die Straße darum nicht nass ist, weil der Straßenreinigung, der mit viel Wasser den Dreck von der Fahrbahn löst, verspätet ist.

Vier Arten, wie man Filmerfolg definieren kann

Damit ein Film erfolgreich ist, muss er gut sein. Was aber ist ein guter Film?

Vier Betrachtungsweisen und Definitionen für Filmerfolg:

  • Wird ein Film, erstens, als Kunst verstanden, dafür alles. Solange das Filmkunstwerk eine Verbindung zwischen sich, dem Künstler und dem Publikum – und sei es auch nur eine einzelne Person – eröffnet, ist bereits ein Erfolg da
  • Zweitens, bei einer wirtschaftlichen Betrachtung, ist ein Film erfolgreich, der einen überdurchschnittlichen Umsatz generiert. Dies kann direkt oder indirekt geschehen. So bei Serien, in denen Erfolg auch als Konsumation und Stärkung der Kundenbindung mittelbar zur Steigerung des Geschäftsergebnisses beiträgt. Dieser Definition für Filmerfolg hat über lange Jahre hinweg das erfolgreiche Konzept der High-Concept-Movies Rechnung getragen.
  • Drittens, das ist die traurige Realität des europäischen Marktes, gelten viele Filmproduktionen und Serien für ihre Macher bereits dann als Erfolg, wenn sie überhaupt mithilfe der Filmförderstellen produziert werden können. Als Maßstab gilt diesfalls eine erfolgreiche Finanzierung, meist doch Filmförderstellen.
  • Viertens wird oftmals auch von einem Filmerfolg gesprochen, wenn ein Spielfilm oder Dokumentarfilm die Reputation der Filmemachers (Regisseur, Drehbuchautor, Filmkomponist) oder der Schauspieler und der beteiligten Produktionsfirmen stärkt. Typische Kennzeichen für diese Erfolgsbezeichnung sind enthusiastische, oder zumindest mehrheitlich positive in der Fachpresse und im Feuilleton bekannter Tageszeitungen.

Vom italienischen Filmproduzent Carlo Ponti ist dazu ein treffendes Zitat überliefert. Es besagt sinngemäß: hat ein Film an der Kinokasse keinen Erfolg, so ist er Kunst.

Qualität des Films als Erfolgsrezept

Einer der wichtigsten Faktoren, die den Erfolg eines Films beeinflussen, ist – nahezu eine Binsenweisheit – die Qualität. Hochwertige Filme oder Serien, die mitreißend geschrieben, hervorragend inszeniert und erzählt, und atemraubend gut gespielt sind, haben natürlicherweise immer eine bessere Chance auf Erfolg als ein schlechter Film. Nur: was heißt qualitativ hochwertiger Film?

Die wichtigsten Faktoren, die einen qualitativ hochwertigen Film ausmachen:

  • Drehbuch:

    Eines der wichtigsten Elemente ist das Drehbuch. Ein gutes Drehbuch liefert die Grundlage für einen erfolgreichen Film und muss interessante und glaubwürdige Charaktere, eine fesselnde Geschichte und überzeugende Dialoge enthalten. Gut ist eine Story dann, wenn der Zuschauer sich mit ihr (und den Figuren im Film) identifizieren kann. Ein schönes Beispiel liefert hier „Barbie“ (Realverfilmung 2023, mit Margot Robbie).

  • Regie:

    Auch die kreative Leitung spielt eine entscheidende Rolle. Erst der Regisseur sorgt mit seiner Vision der Geschichte dafür, dass das Drehbuch auf der Leinwand lebendig wird und die Geschichte auf eine ansprechende Weise erzählt wird.

  • Darsteller:

    Ebenso wichtig sind die Schauspieler. Ihr Talent bringt die Charaktere zum Leben. Die Darsteller sind es, welche die Geschichte für das Publikum glaubwürdig und emotional berührend machen. Eine Besetzung, die gut aufeinander eingespielt ist und die Charaktere überzeugend verkörpert, trägt darum dazu bei, dass ein Film erfolgreich wird.

  • Kreativität und Originalität:

    Neben dem Drehbuch, der Regie und der technischen Umsetzung und der Besetzung (Schauspieler) spielt auch die Kreativität und Virtuosität der Filmsprache eine wichtige Rolle bei der Beurteilung der Qualität eines Films. Talent und Kreativität sind besonders wichtig, um einen Film zu etwas Besonderem zu machen und ihn als Zuschauererlebnis von anderen Filmen abzuheben.

  • Technik:

    Ein Film kann nur dann erfolgreich sein, wenn die technische Umsetzung mindestens befriedigend ist. Dazu gehören etwa die Kameraarbeit, der Schnitt, der Ton und die Musik. Als Regel gilt, mit Ausnahme von Spezialeffekten: Wird die Technik vom Zuschauer als solche wahrgenommen, ist sie mangelhaft. Ungeachtet ob wegen Qualitätsmängeln oder technischen Raffinessen. Filmtechnik ist eine Dienerin des Storytellings. Sie darf keinem Selbstzweck dienen.

Ein Film, der in all diesen Bereichen brilliert ist, hat eine deutlich höhere Chance auf Erfolg als ein Film, der in einem oder mehreren dieser Bereiche sofort erkennbare Schwächen aufweist. Ein qualitativ hochwertiger Film unterhält das Publikum, er berührt es möglicherweise sogar – und verändert damit vielleicht ein klein wenig das Leben einiger weniger Zuschauer. Schlechte Filme hingegen sind schnell vergessen und verschwendete Lebenszeit.

Learnings

Die Mutter aller Killerargumente, wenn es um die Prognose von Filmerfolg geht, lautet: Wenn man wüsste, wie man einen erfolgreichen Film macht, dann gäbe es nur erfolgreiche Filme und Serien. Das ist insofern bedenkenswert, als man in der Tat in den vergangenen 125 Jahren Kinogeschichte genügend Zeit gehabt hätte, eine Erfolgsformel zu finden – wenn es sie denn gäbe.

Man kann umgekehrt aber auch mit Fug und Recht behaupten, dass es eine Film-Erfolgsformel tatsächlich gibt. Das Problem liegt dabei einzig darin, dass sich einerseits die Storys und andererseits die Vorlieben des Publikums konstant verändern. Das bedeutet: Es gibt ein Erfolgsrezept. Aber nur pro Film. Jeder Film ist ein einzigartiger Mix aus unendlich vielen Einzelteilen, die immer wieder neu ausbalanciert werden müssen. Konstant, ist dabei, wenn überhaupt, nur eines: das Filmmarketing. Hier lassen sich noch am ehesten Strategie multiplizieren.

Fehler, die es zu vermeiden gilt, weil sie die Erfolgschancen eines Films schmälern, sind:

  • Film-Qualität:

    Ein schlechter Film wird auch durch eine gute Marketingkampagne nicht zum Erfolg werden. Es ist wichtig, dass man darauf achtet, dass der Film selbst gut ist.

  • Falsche Vermarktungsstrategie:

    Wenn man die falschen Marketingstrategien wählt oder die Zielgruppe des Films nicht berücksichtigt, kann das dazu führen, dass der Film wenig Zuschauer anzieht und somit weniger erfolgreich ist.

  • Wichtigkeit des Startzeitpunkts ignorieren:

    Wenn man den Startzeitpunkt einer Serie oder eines Films nicht sorgfältig plant und die Konkurrenzsituation nicht berücksichtigt, kann das zum Absturz des Films oder Serien führen.

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Dieser Artikel wurde erstmals publiziert am 16.02.2023

Volker Reimann 22 Artikel
Mag. Volker Reimann ist TrendScout für virtuelle Realität, Games und interaktives Bewegtbild. Er ist überzeugt davon, dass bald schon über gezielte Nervenstimulation realitätsnahe Projektionen direkt in das menschliche Hirn möglich sind.

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