Was gemeinhin als starkes Filmbild gilt, entsteht nicht durch Zufall. Für die Bildgestaltung gibt es Regeln und Tricks, die man mühelos lernen kann. 4 einfache Fragen helfen dabei, die Bildsprache zu verbessern. In diesem Artikel findest du eine Anleitung, wie du die Qualität deiner Aufnahmen bewerten und verbessern kannst.
Es gibt Menschen, die haben es im Blut. Ob Foto oder Filmbild: instinktiv erreichen diese Glückspilze bei der Bildgestaltung das Maximum. Doch Mehrheit von uns ist nicht als Supertalent, aber auch nicht so dumm geboren, als dass man nichts mehr über Bildkomposition dazulernen könnte.
Ein gewisses Wissen über die Gestaltung visueller Informationen hilft über kreative Filmberufe hinaus. Der Mensch denkt und fühlt in jeder Lebenslage in Bildern. Da hilft es nicht nur als Auftraggeber für einen Imagefilm oder als Videoproduzent, Bildeindrücke in Worte fassen zu können. 1
Hier sind vier einfache Ratschläge und Tricks, wie du die Qualität von Videobildern oder Filmaufnahmen und Fotos verbesserst.
Bildgestaltung mit vier einfachen Tricks verbessern
Wo immer es um ein Bild geht, ob Foto oder Videoaufnahme, gibt es in erster Linie vier Aspekte, die darüber entscheiden, ob eine Aufnahme gut oder schlecht wird. Für eine gute Bildgestaltung entscheidend sind die Bildkomposition, das Licht, die Farbe und die Perspektive. Hast du diese vier Punkte bei der Komposition deiner Filmbilder im Auge, überzeugen deine Videos.
- Bildkomposition
- Licht
- Farbgebung
- Perspektive
Grafik 1: die 4 Komponenten professioneller Bildgestaltung
Schauen wir uns diese vier visuellen Gestaltungselemente im Einzelnen an.
Bildkomposition
Die Bildkomposition betrifft bei der Bildgestaltung den Bildaufbau. Eine große Wirkung auf den Bildeindruck hat dabei der Schwerpunkt eines Bildes. Liegt dieser in der Bildmitte, erscheint das Bild statisch. Entfernt sich das Handlungszentrum vom Mittelpunkt, wirkt die Bildkomposition dynamisch.
Beispiel für Bildkomposition: Diagonale (in Bild rechts in gelber Farbe gekennzeichnet) führt das Auge nach links unten zum Schwert.
Auch die Bildtiefe bestimmt über die Bildkomposition mit. Wie klar erkennbar sind Bildstruktur und Bildaufbau? Ist der Bildinhalt einfach und damit sofort zu verstehen? Überschneiden sich Vordergrund und Hintergrund, weil einer Person im Vordergrund etwa ein Ast im Hintergrund aus dem Hals zu wachsen scheint, benötigt der Kinozuschauer mehr Zeit und Willen, die Bildinformation zu entschlüsseln.
Aber auch die Anzahl der Objekte in einem Bild, deren Positionierung und deren Gestalt, formt die Bildkomposition.
Wenige klare Formen lassen ein Bild in der Regel attraktiver erscheinen als unklare Kanten und Linien. Umgekehrt verleihen wiederholte Formen, dazu gehören parallel laufende Kanten, einem Bild eine höhere Attraktivität. Analysen des Zuschauerempfindens und die Regeln der Filmkritik beweisen: Was rechts im Bild ist, erscheint dem Zuschauer positiver, als in der linken Bildhälfte positionierte Objekte.
Licht
Ein erfahrener Kameramann oder Fotograf achtet bei der Bildgestaltung nicht nur auf die Bildkomposition. Er achtet immer auch auf Licht und Schatten. Licht unterscheidet man nach Quantität und Qualität.
Es geht also einerseits um die Menge Licht, welche das Bild aufleuchtet. Diese lässt ein Bild heller oder dunkler erscheinen. Man sieht diesfalls mehr oder weniger vom Bildinhalt. Andererseits ist Licht nicht Licht. Die Farbtemperatur kann warm oder kalt sein. Je nachdem ist die Bildwirkung komplett unterschiedlich.
Auch wenn genügend Licht vorhanden ist und die Quantität stimmt, ist ohne die richtige Lichtqualität keine gute Aufnahme möglich. Zugleich muss die „Stimmung“ im Foto oder Video mit dem Bildinhalt harmonisieren.
Beispiel für Licht: Helle und dunkle Bereiche (in Bild rechts durch Abdunklung und Kontrast verdeutlicht) betonen durch Schattenzonen das lauernde Unbekannt außerhalb des Bildbereiches.
Die Lichtgestaltung folgt immer der Story. Für Einsteiger in die Bildgestaltung ist die Verlockung groß, dem eigenen Video mit speziellem Licht einen besonderen, filmischen Look zu geben. Meist geht das in die Hosen. Warum? Weil immer nur die Sichtweise des Zuschauers, nicht diejenige des Autors, Regisseurs, Fotografen oder Videofilmer entscheidet, ob Licht gut oder schlecht gesetzt ist. Was der Zuschauer nicht versteht, mag er nicht.
Farbe und Bildgestaltung
Farben bestimmen ganz wesentlich über den Bildeindruck mit. Mit Farben verbindet der Mensch eigene Gefühle, Erlebnisse, Erfahrungen und Eindrücke. Farbtöne lösen tief in uns ungute Gefühle aus. Oder Freude. Größtenteils erfolgen diese emotionalen Reaktionen im Unterbewusstsein. Darum ist der Umgang mit der Wirkung der Farben für fast alle Menschen eine Herausforderung.
In der Regel findet der Zuschauer die Art der Farbgestaltung gut, die für die Story nachvollziehbar erscheint. Diese Natürlichkeit ist aber nicht unverrückbar. Sie ist der Anfang, nicht das Ende der Bildgestaltung mit Farbakzenten.
Beispiel für Farbgestaltung: das Bild rechts wirkt durch die Blautöne gänzlich unterschiedlich.
Bei der Gestaltung von Bildern hilft es, zuerst so zu tun, als ob das Filmbild nur in Schwarz-Weiß vorhanden wäre. Erst dann, im zweiten Schritt, folgt die Überlegung, wo Farben einen Mehrwert generieren und zum Inhalt beitragen.
Der Umgang mit Farbe muss man üben. Nur wer die Codes der Farbgebung erkennt, kann souverän Farbtöne als Gestaltungsmittel einzusetzen.
Perspektive
Perspektive ist der Bildwinkel, aus dem man eine Person oder ein Objekt ansieht. Der Mensch hält eine Perspektive immer dann für richtig, wenn sie dem eigenen Seherlebnis entspricht.
Eine arg verzerrte Weitwinkel-Aufnahme kann unnatürlich wirken, ein Zoom surreal. Aber, hier schließt sich der Kreis zur Bildkomposition, die Bildgestaltung hat am Ende zum Ziel, das Erzählen einer Geschichte zu unterstützen. Dabei führt die Perspektive den Blick des Zuschauers entscheidend.
Brennweite, Objektiv und Perspektive rücken bei der Gestaltung des Bildausschnitts einzelne Elemente in den Vordergrund, Mittelgrund oder Hintergrund. Was technisch betrachtet eine Folge der Physik ist, kann für das Auge trotzdem manchmal verwirrend oder unlogisch wirken. Auch darum sind viele Regisseure mit dem Motiv-Sucher auf dem Film-Set unterwegs. Mit diesem Hilfsmittel sehen Filmemacher das Videobild objektiv richtig und können damit die Wirkung der Perspektive bei der Bildgestaltung analysieren.
Zusammengefasst
Das musst du wissen
- Ein Bild, ob Foto oder Video, lässt sich mit vier Kriterien qualitativ beurteilen und qualitativ verbessern.
- Bei der Bildgestaltung und Maximierung der Bildsprache im hier verstandenen Sinne geht es in primär um eine formale Betrachtung der visuellen Gestaltung. Selbstverständlich ist für den Gesamteindruck immer auch der Inhalt für die Bildgestaltung mitentscheidend.
- Die vier Gestaltungskriterien einer professionellen Bildgestaltung sind: Bildkomposition, Licht, Farbe und Perspektive.
1 Johann Georg Hamann in „Aesthetica in nuce“: Sinne und Leidenschaften reden und verstehen nichts als Bilder. In Bildern besteht der ganze Schatz menschlicher Erkenntnis und Glückseligkeit.
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Dieser Artikel wurde erstmals publiziert am 07.05.2019
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