»Top Gun Maverick«: fröhliches Raketenreiten mit Tom Cruise | Filmkritik

Top Gun 2 Tom Cruise Maverick Filmkritik
Helden braucht das Land: Tom Cruise in Top Gun 2 | © Paramount Pictures

Falls es überlebenswichtig ist, in kürzester Zeit an Geschwindigkeit zuzulegen, zünden Kampfflugzeuge den Nachbrenner. Hollywood tut das diese Tage mit Top Gun 2 und Tom Cruise im Cockpit. Der neue Film ist einer der Fallschirme, die dem Blockbusterkino dieses Jahr an der Kinokasse eine weiche Landung bescheren sollen.

Erstmals einer breiten Öffentlichkeit gezeigt wird Top Gun 2 kurz vor dem Kinostart am berühmten Filmfestival Cannes am Mittwoch, 18. Mai 2022. Natürlich außerhalb des Wettbewerbs. Ein High Concept Movie ist schließlich kein Autorenfilm.

Nahezu 30 Jahre, nachdem ihn Top Gun zum Weltstar gemacht hat, setzt sich Hollywood-Star Tom Cruise in der Fortsetzung des Streifens erneut auf den Schleudersitz. Mitgebaut an Top Gun 2 haben Christopher McQuarrie, der diesmal als Drehbuchautor beteiligt war.

McQuarrie war Regisseur der letzten „Mission: Impossible“-Folge, der bislang erfolgreichsten überhaupt. Ebenso hinter den Kulissen mit dabei: Joseph Kosinski, der als Regisseur schon für „Oblivion“ mit Cruise gearbeitet hat, und der legendäre Produzent Jerry Bruckheimer (Pirates of the Caribbean), der seit Beverly Hills Cop die Filmindustrie mit einschlägigen Storylines aufmischt und schon den Original-Top-Gun-Film produziert hat. Die Filme aus seiner Küche kombinieren maximale oder Production Videos mit der durchkomponierten Ästhetik von Werbefilm.

Top Gun 2 ist da keine Ausnahme. Man muss es den Machern aber hoch anrechnen, dass sie zwar auf atemberaubende Action setzen, erstaunlicherweise nicht jedoch auf die heute üblichen digitalen Computereffekte. Was immer deutlicher zu einem Markenzeichen für die Filme von und mit Tom Cruise wird, was Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil eins (2023) eindrücklich unterstreicht.

82%
TOP GUN 2: Maverick Finaler Trailer German Deutsch (2022)

Top Gun: Maverick

Feel the need... The need for speed.

Filmtitel
Regie
Joseph Kosinski
Filmdauer
2 Std. 11 Min.
Darsteller:in
Tom Cruise, Miles Teller, Jon Hamm, Glen Powell, Lewis Pullman, Charles Parnell
Bewertung
★★★★★☆
82 % von 8'459 Menschen lieben diesen Film
Genre
Action, Drama
Box Office vs Budget
Einspielergebnis: 1,489 Mio. USD (Produktion: 170 Mio. USD)

Tom Cruise spielt den Testpiloten Pete ‚Maverick‘ Mitchell, der sich dazu überreden lässt, ein Team aus jungen Piloten zusammenzustellen, die eine hochriskante, geheime Mission mit F/A-18 Super Hornets fliegen sollen. Dies gegen den Widerstand von Stimmen in der Armee, die der Überzeugung sind, dass Drohen das weit bessere Einsatzmittel wären.

 

„Es ist nicht das Flugzeug, es ist der Pilot!“ erklärt Maverick mehrfach den jungen Piloten und das gilt für Top Gun 2 als grandioses Actionspektakel und als Film genauso.

Ansehen
DVD oder Blu-Ray
★★★★★ = empfehlenswert | ★ = kaum sehenswert
Credits & Filmdaten von | Nutzung erfolgt eigenverantwortlich


Der Feind, den es zu vernichten gilt, betreibt eine nukleare Anlage, die mit einem Kamikaze-Einsatz in die Hölle gebombt werden muss. Beim Namen genannt wird er aber nicht. Das ist auch darum erklärbar, dass der Film schon 2019 hätte in die Kinos kommen sollen, wegen der Corona-Epidemie dann aber über Jahre immer wieder verschoben wurde. Entsprechend lange liegen die Dreharbeiten, und noch länger die Arbeiten am Filmkonzept zurück.

© Foto: Disney Wiki
Top-Gun II Regisseur Joseph Kosinski

Joseph Kosinski ist einer der Regisseure, die sich vorab zur Spielfilm-Karriere mit TV-Spots und Werbung die Sporen abverdient haben. Dies verbindet ihn mit dem verstorbenen Tony Scott, der beim ersten Top-Gun-Film Regie führte. Zugleich sammelte der in den USA geborene Kosinski schon vor seiner Spielfilmarbeit als Storyteller vielfältige Erfahrungen mit Computergames. Dies führte denn auch dazu, dass er für die Disney Studios  2010 den Spielfilm „Tron: Legacy“ realisieren durfte. 2013 startete sein zweiter Blockbuster „Oblivion“ mit Tom Cruise und Morgan Freeman in den Hauptrollen im Kino.

 

2017 startete Joseph Kosinski mit den Drehvorbereitungen für Top Gun 2 (Maverick), die im Frühjahr 2018 begannen und auch plangemäß abgeschlossen werden konnten. Der Kinostart war für Juni 2019 vorgesehen, musste wegen der Covid-Epidemie dann aber mehrfach verschoben werden.

 

In den Achtzigerjahren, als Top Gun die Kinowelt als Werbespot für die US-Navy auf den Kopf stellte, war das Eigenbild eines echten Helden, der natürlich ein Mann sein musste, noch einfacher. Selbstbewusstsein und Status wurden hauptsächlich durch drei Dinge bestimmt: Motoren, Mut und Mädels.

 

Mut und Motoren machen auch in Top Gun 2 den Helden. Das Mädel wurde ausgetauscht und, eine ebenso gute wie richtige Wahl, mit Jennifer Conelly altersmäßig an den gereiften Hauptdarsteller angepasst. Die weiteren Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts sind für die Handlung etwa so wichtig, wie die aufgeklebten Staffelnummern an den im Film vorkommenden Kampfflugzeugen.

 

Gleich geblieben ist die Sahne, die man über die Story gegossen hat: Nationalismus im Allgemeinen und der amerikanische Patriotismus im Besonderen. Es muss ja aber auch einen Grund geben, warum der Film am Ende vom amerikanischen Verteidigungsministerium für eine globale Veröffentlichung freigegeben wurde. Wer mit echten Flugzeugen des Militärs arbeitet, bekommt diese naheliegenderweise nicht ohne Auflagen. Das war schon 1986 beim ersten Film so.

 

Gerüchten zufolge wurde Tom Cruise zu Beginn seiner Karriere einst vom berühmten Schauspiellehrer Sanford Meißner gefördert und protegiert. Nun bieten sich in einem engen Cockpit eines Kampfjets sehr beschränkte Möglichkeiten, mehr als die durch gewaltige G Kräfte verzehrte Mimik spielen zu lassen, zumal mehr als die Hälfte des Gesichts durch eine Sauerstoffmaske verdeckt ist.

 

Trotzdem schlägt sich Cruise in Top Gun als Schauspieler wacker. Auch darum, weil der gesamte Plot des Films darauf angelegt ist, dass er immer und überall seinem Image gerecht wird.

 

Für Nichtflieger, die Klimajugend und Liebhaber komplexer Beziehungsgeschichten bleibt Top Gun 2 am Ende aufgrund seiner Bauart eine dramaturgische Umweltverschmutzung. Für alle anderen ist dieser Film die Chance, wiederzuentdecken, was das Kino einst groß gemacht hat: großartige Bilder – bei Top Gun 2 mit 6K und speziellen IMAX-Kameras gedreht – und ebenso großartiger Kinosound.

 

Man muss darum keine Kriegsgurgel sein, um von Top Gun 2 mitgerissen zu werden. Und wenn es auch nur darum geht, Superstar Tom Cruise als einer der letzten seiner Art dabei zusehen zu dürfen, wie er einmal mehr die Welt rettet.

 

Dass Tom Cruise den Pilotenschein besitzt und auch größere Flugzeuge zu pilotieren weiß, klingt wie eine PR-Meldung, ist aber trotzdem war. Für Top Gun: Maverick ist er selbst ins Cockpit eines Kampfjets gestiegen. Genauso wie die anderen Schauspieler. Die F/A-18 Super Hornets wurden für die Dreharbeiten von der amerikanischen Navy zur Verfügung gestellt.

 

Der einzige und größte Kompromiss, der zwischen Realität und Film-Magie bei den Aufnahmen Cockpit gemacht wurde, ist die Platzierung der Schauspieler im Cockpit. Sie sind in Realität auf dem Kopilotensitz mit zweisitzigen Kampfflugzeugen in die Luft gestiegen.

 

Was die Flugaufnahmen angeht, durchbricht Top Gun 2 denn auch mehrfach die Schallmauer. Echter, schneller, härter hat man noch nie in einem Spielfilm Luftkämpfe gesehen!

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Zachery Z. 51 Artikel
Zachery Zelluloid war in der Unterhaltungsindustrie tätig. Er schreibt unter Pseudonym, weil er weder vertraglichen Schweigepflichten verletzen, noch das wirtschaftliche Fortkommen der Berufsgattung Anwalt fördern oder Freunde brüskieren will. Sein richtiger Name ist der Redaktion bekannt.

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