Anleitung zum Dialoge schreiben: 10 Tipps für Film, Serien und Fernsehen

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Ich sage, du sagst, er sagt, ich hätte gesagt … | © Skizze: Pavel Sokolov

Sprechen ist für Menschen wichtig, denn so kommunizieren wir. Auf diese Weise teilen wir unsere Gedanken und Gefühle mit anderen. Wenn wir als Autor Dialoge schreiben, schreiben wir die Worte, die die Figuren zueinander sprechen. Das kann knifflig sein und es gibt einige Punkte, die du beachten solltest, damit du einen guten Dialog schreiben kannst. Welche das sind, erklärt dir dieser Artikel anhand von Beispielen.

Wir alle sprechen unterschiedlich, je nachdem, mit wem wir sprechen, in welcher Situation wir uns befinden und was wir sagen wollen. Wenn du Dialoge schreibst, musst du dir überlegen, wie deine Figuren unter den gegebenen Umständen sprechen würden.

1. Mit wem spricht deine Figur?

Du musst dir beim Dialoge schreiben überlegen, mit wem deine Figur spricht und welche Beziehung sie zu dieser Person hat. Davon hängt ab, wie formell oder informell der Dialog sein wird. Zum Beispiel kann eine Person mit ihrem Chef anders sprechen als mit ihrem besten Freund.

Ein Beispiel für einen formellen Dialog wäre, wenn sich zwei Geschäftsleute zum ersten Mal treffen und über die Möglichkeit einer Zusammenarbeit sprechen. Sie würden wahrscheinlich Höflichkeiten austauschen und höflich und respektvoll über ihre jeweiligen Fachgebiete sprechen.

Beispiel für eine formale Begrüßung:

„Hallo, freut mich, Sie kennenzulernen. Ich bin Dr. Schröder.“

„Mich auch, mein Name ist Günther Lanz. Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen.“

„Also, was führt Sie heute hierher, Herr Lanz?“

Im Gegensatz dazu wäre beim Schreiben von Dialog ein Beispiel für einen informellen Dialog, wenn sich zwei Freunde bei einem Kaffee austauschen würden. Sie würden dabei Abkürzungen und Slang (lockere, formlose Umgangssprache) verwenden. Das Gespräch wäre wahrscheinlich persönlicher, da sie sich über das Leben des anderen austauschen würden.

Beispiel:

„Hey! Schön, dich wiederzusehen. Was steht an?“

„Nicht viel. Du weißt schon, das Übliche.“

„Was läuft mit Zoe?“

2. Verwende beim Dialoge schreiben Kontraktionen

Zum Beispiel, wenn zwei Freunde sich treffen, würden sie wahrscheinlich eher „Hey, wie geht’s?“, sagen als, „Hallo, wie geht’s?“ Das klingt natürlicher und ungezwungener. Profis sagen diesem Prinzip beim Dialoge schreiben „Kontraktion“. Der Begriff bezeichnet in der Sprachwissenschaft das Verschmelzen zweier oder mehrerer Vokale. Oftmals werden die Konsonanten dazwischen sogar weggelassen.

Wir schreiben nicht so, wie wir sprechen, weil Schreiben eine andere Form der Kommunikation ist als Sprechen. Schreiben ist in der Regel förmlicher als Sprechen und deshalb verwenden wir andere Grammatikregeln, wenn wir schreiben.

Beachte beim Schreiben von Dialogen für Filme und Fernsehsendungen auch folgende 8 Regeln und Tipps:
  • Variiere die Länge des Dialogs, um ihn interessanter zu gestalten.
  • Lass jede Figur mit ihrer eigenen Stimme sprechen. Wenn du das nicht kannst, ziehe als Drehbuchautor einen Dialogautor bei.
  • Achte darauf, dass der Dialog nicht das beschreibt, was man sieht oder ohnehin über die Figur weiß.
  • Niemand sagt, was er wirklich denkt. Oder wenn, dann niemals in den gleichen Worten: unterscheide beim Dialog schreiben zwischen innerer und äußerer Stimme.
  • Vermeide die Verwendung von Klischees.
  • Keine einzigen Ziele Dialog in deinem Drehbuch darf ohne Begründung verfasst worden sein. Wenn du nicht weißt, warum die Person etwas sagt oder nicht sagt, lass es weg.
  • Mach dir keine Gedanken über perfekte Grammatik. Gesprochene Sprache ist niemals geschriebene Sprache.
  • Denke daran, dass weniger oft mehr ist, wenn es um Dialoge geht.

3. Lass es wie echte Sprache klingen

Wenn du willst, dass dein Dialog realistisch klingt, verwende beim Dialoge schreiben Satzfragmente. Achte nicht auf grammatikalische Perfektion. Menschen sprechen in der Realität niemals in vollständigen Sätzen. Sie verwenden Satzfragmente, vor allem wenn sie emotional oder in Eile sind.

Beispiel für echte Sprache im Dialog:

„Hey, wie läuft’s?“

„Ja, gut. Du?“

„Frag nicht!“

Beispiel für unechte Sprache im Dialog:

„Hallo. Wie geht es dir heute?“

„Mir geht es gut. Danke, dass du fragst. Wie geht es dir heute?“

„Gut.“

4. Achte beim Schreiben von Dialog auf die Umgebung der Figuren

Auch die Umgebung kann die Art und Weise, wie deine Figuren sprechen, beeinflussen. Wenn zum Beispiel zwei Personen auf einer überfüllten Party sind, müssen sie vielleicht schreien, um gehört zu werden. Das spiegelt sich im Dialog wider, den du beim Dialoge schreiben verwenden willst.

Beispiel:

„Was?“

„Ich saagte, kannst du mich hören?!“

„Ja, ich kann dich hören. Was willst du?“

„Ich wollte nur Hallo sagen!“

„Hallo.“

5. Verwende Dialekte und Akzente

Wenn du eine realistische Umgebung schaffen willst, verwende beim Schreiben von Dialogen Dialekte und Akzente. Das kann schwierig sein, wenn du den Dialekt oder Akzent selbst nicht kennst. In diesem Fall ist es am besten, wenn du dich mit jemandem berätst, der sich damit auskennt.

Beispiel:

„Ciao, wie gahts?“

„Rüdig, danke. Du?“

„Cringe“

6. Achte beim Dialoge schreiben auf die Körpersprache

Die Körpersprache ist ein wichtiger Teil der Kommunikation. Sie kann eine Menge Bedeutung vermitteln, auch ohne Worte. Du musst beim Schreiben von Dialogen für Film, Fernsehen und Serien auch auf Mimik und Physis deiner Figuren achten und darauf, wie sie die Art und Weise, wie sie sprechen, beeinflusst.

7. Verwende Subtext

Subtext ist das, was nicht gesagt wird. Es sind die unausgesprochenen Gedanken und Gefühle der Figuren zwischen den Dialogzeilen. Dies kann durch Dialoge vermittelt werden, durch Pausen, Schweigen und Veränderungen der Intonation.

Beispiel:

„Es tut mir leid, ich wollte deine Katze nicht verletzen.“

„Schon gut, ich weiß, was du damit gemeint hast!“

Die Person entschuldigt sich für etwas, das sie gesagt hat und das die Gefühle der anderen Person verletzt hat. Auch wenn sie sagt, dass es in Ordnung ist, deutet der Subtext an, dass die Person immer noch verletzt ist.

8. Verwende Dialoge dazu, um die Handlung voranzutreiben

Dialoge sollten nicht nur für die Einleitung einer Storyline oder den Aufbau von Konflikten verwendet werden. Sie müssen immer auch die Handlung vorantreiben. Wenn sich zum Beispiel zwei Personen streiten, sollte der Streit eskalieren, bis er einen Höhepunkt erreicht. Die Auflösung des Konflikts muss bei Dialoge schreiben durch die gesprochene Sprache enthüllt werden.

9. Nutze Dialog, um den Charakter zu offenbaren

Dialoge dürfen auch verwendet werden, um die Persönlichkeit, die Werte und die Überzeugungen einer Figur zu verdeutlichen. Wenn eine Person unhöflich ist, spiegelt sich das in ihrem Dialog wider. Wenn eine Person schüchtern ist, vermeidet sie vielleicht Augenkontakt und spricht leise.

Beispiel:

„Ich kann nicht glauben, dass du das zu mir sagst!“

„Was? Ich hab’s nicht so gemeint.“

„Doch! Hast du! Ich bin einfach nur eine Idiotin.“

„Gut! Ich will sowieso nicht mit dir reden.“

Die Hauptfiguren machen in jedem Film immer eine innere und eine äußere Reise. Schaue darauf, dass du beim Schreiben von Dialog diese beiden Reisen am richtigen Punkt im Drehbuch zusammenführen kannst.

10. Achte darauf, dass der Dialog natürlich klingt

Das Wichtigste beim Dialoge schreiben ist, dass die Sprache in jedem Moment natürlich klingt. Dialog darf nie gezwungen oder gekünstelt sein. Das erreichst du am besten, indem du dir den Dialog laut vorliest. Oder du bittest eine Freundin, dies zu tun. Wenn der Dialog in deinen Ohren beim Lesen oder Zuhören unbeholfen oder wenig natürlich klingt, schreibe ihn um! Solange, bis jedes Wort sitzt und Sinn ergibt.

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Dieser Artikel wurde erstmals publiziert am 02.06.2022

Gabriela Weingartner 24 Artikel
Gabriela Weingartner ist überzeugt, dass der Autor Patrick Süskind recht hat, wenn er sagt: »Man muss gescheit sein, um in der dummen Sprache des Films eine Geschichte klug erzählen zu können.«

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