Drohnen sind in der Video- und Filmproduktion allgegenwärtig. Woran aber erkenne ich hochwertige, filmische Drohnenaufnahmen? Und welche Einstellungen und technischen Vorgaben muss sich als Filmemacher beachten, um die bestmöglichen Luftaufnahmen zu drehen?
Hier findest du 7 Tipps und Tricks, mit welchen die Profis in der Filmbranche bei Drohnenaufnahmen arbeiten. Wir zeigen dir, mit welchen technischen Einstellungen deine Drohnenbilder aussehen wie in Hollywoodfilmen und was du dabei beachten musst.
Bildkomposition bei Drohnenaufnahmen
Professionelle Luftaufnahmen mit Drohnen erkennt man zuerst einmal an der Bildkomposition. Auch hier gilt die berühmte 2/3-Bildkomposition. Diese teilt die Bildfläche in Drittel auf und besagt, dass zwei Drittel der Bildfläche mit demjenigen Motiv gefüllt werden sollen, welches für das Erzählen der Story wichtig ist.
Das Positive daran:
Die Anwendung dieser Faustregel zwingt dich als Filmemacher und Drohnenpilot dazu, dir zuerst einmal klar zu werden, was denn das Hauptmotiv in deiner Aufnahme ist. Viele Flugaufnahmen mit Drohnen vertrauen allein darauf, dass Bilder aus der Luft für sich schon attraktiv sind. Als Folge davon dominiert kein Motiv das Bild, das Auge des Zuschauers wird nicht geführt. Es bleibt bei solchen Bildeinstellungen unklar, warum überhaupt eine Flugdrohne zum Einsatz kommt.
Das bedeutet in der Praxis: ist ein Motiv zu weit weg oder so positioniert, dass man nicht näher an das Aufnahmeobjekt fliegen kann (oder darf), verzichtet man als Regisseur besser auf den Drohneneinsatz.
Kamerabewegung bei Aufnahmen mit Drohnen
Was unterscheidet eine Drohnenaufnahme von derjenigen einer Sicherheitskamera?
Es ist nicht nur die gezielte Bildkomposition, sondern auch die Art der Kamerabewegung. Der zweithäufigste Fehler, der sich neben einer ziellosen Bildkomposition bei Drohnenaufnahmen beobachten lässt, sind gut gemeinte horizontale Schwenks mit der Kamera. Der Pilot fliegt sein Fluggerät in eine schöne Ausgangshöhe, und versucht bei in der Luft stehender Drohne dem Zuschauer mit seitlichen Kamerabewegungen eine Übersicht über das Motiv zu geben. Das Resultat sind austauschbare, oftmals ruckelnde Bilder, wie man sie von jeder Überwachungskamera kennt. Langweilig und für Videos unbrauchbar.
Filmisch geht anders! Bei Video-Aufnahmen mit Drohnen erzielt man viel bessere Resultate, wenn man sich, wie am Boden auch, an Kamerafahrten aus Spielfilmen oder hochwertigen Serien orientiert.
Die Bewegungen der Kamera – das ist für die professionelle Wirkung wichtig! – müssen dabei gezielt, sanft und (mit Ausnahme vom Anfang und Ende der Veränderung des Bildausschnitts) in einer regelmäßigen Geschwindigkeit ausgeführt werden.
Möglich wird das mit einer Drohne, wenn du zwei Dinge beachtest:
- Erstens, wähle, wenn du dich mit der Drohne in der Luft bewegst, halbwegs passende Wetterbedingungen. Böen und Sturmwinde bringen auch die größten und professionellen Drohnen an ihre Grenzen.
- Zweitens musst du die Drohne mit sehr viel Feingefühl fliegen. Das Navigieren einer Drohne mit Joysticks ist kein Ego-Shooter-Game.
Beim Erzielen weicher Kamerabewegungen im Drohnenflug unterstützt dich beinahe bei jedem halbwegs professionellen Typ Drohne die Technik. In den Menüeinstellungen (meist in den erweiterten Settings) lässt sich die Gimbal Pitch-Geschwindigkeit und die Gimbal Pitch-Glätte regeln.
Einstellen kannst du damit nicht nur die Geschwindigkeit der Kameraschwenks, sondern auch den Start und das Ende der Bewegungen. Beginn und Stopp des Schwenks sind bei Profis dynamisch: sie beginnen oder enden sachte und nahezu unmerklich. Auch daran erkennst du erfahrene, hauptberuflich tätige Drohnenpiloten mit professionellen Kameradrohnen beim Film.
Mit der Aktivierung der Gimbal-Pitch-Glätte verhinderst du ein abruptes Ende oder einen brüsken Beginn der Kamerabewegung bei Flugaufnahmen in deinen Videos: Die Steuerungssoftware der Drohnenkamera sorgt mit dieser Einstellung dafür, dass Kamerabewegungen harmonisch verlaufen.
Bildrate / Frame Rate
Unser dritter Tipp ist etwas technischer, hat aber ganz praktische Auswirkungen auf deine Aufnahmen mit einer Drohne! Darum, weil die automatischen Settings immer ein Kompromiss auf sind. Professionelle Drohnenpiloten mögen keine Kompromisse. Sie wünschen sich perfekte Flugaufnahmen.
Es geht dabei erstmals um die Bildrate (Frame Rate, oder FPS = Frame per Second, auch Bildfrequenz genannt). Die Bildrate bestimmt die Bildschärfe mit und ebenso das Tempo (die Geschwindigkeit) der Drohnenaufnahmen.
Profi-Tipp
Je höher die Bildrate beim Filmen mit der Drohne, desto schärfer die Bilder, aber auch desto stärker der Zeitlupeneffekt von Flugaufnahmen. In der Regel sind bei Drohnen (abhängig vom Speichermedium) bei 4K bis zu 60 Einzelbilder pro Sekunde möglich. Spätestens einer Bildfrequenz unter 24FPS wirken schnelle Bewegungen abgehackt.
Weil viele Kamerafahrten, die aus der Luft mit einer Drohne gedreht werden, am Anfang oder Ende weit vom Motiv entfernt sind, muss das Videomaterial in der Regel in der Nachbearbeitung beschleunigt werden. Sonst sehen die Bewegungen unnatürlich langsam aus (Zeitlupe).
Es wäre nun ein naheliegender Gedanke, mit 24 Bildern pro Sekunde zu drehen. Weil aber die Frame-Rate auch über Bewegungsunschärfe mitentscheidet, entsteht bei Luftaufnahmen mit dieser Bildrate oftmals im Bild ein störendes Flackern oder Zittern. Gerade bei einer Aufnahmequalität von 4K zerstört dies den hochwertigen Eindruck der Filmaufnahmen.
Die Profis unter den Drohnen-Piloten greifen darum oftmals auf einen Trick zu, den wir dir hier als Tipp weitergeben: drehe deine Bilder mit einer Einstellung von 30 Bildern pro Sekunde. Damit glättest du Parallaxen und die Bewegungen der Kamera und du erzielst fast immer traumhafte Tonaufnahmen.
Einzig dort, wo du so nahe am Motiv fliegst, dass menschliche Bewegungen mit einer Frame-Rate von 30 seltsam wirken, solltest du auf 24 FPS zurückgreifen.
Auch die Blende respektive deren Verschlusszeit ist für die Qualität von Video-Aufnahmen aus der Luft entscheidend. Um ein optimales Ergebnis mit Drohnenaufnahmen zu bekommen, musst du auch diese Werte manuell einstellen und durch Tests das für deine Drohne optimale Setting herausfinden.
Verschlusszeit (Shutter)
Bei den Einstellungen der Verschlusszeit kannst du dich immer an der Bildrate orientieren. Denn die Verschlusszeit, so die seit jeher bewährte Faustregel, muss das Doppelte der Bildrate betragen.
Profi-Tipp
Die Verschlusszeit bestimmt auch die Bewegungsunschärfe mit. Ist sie zu lange, sehen deine Videoaufnahmen aus, als ob darin einzelne Bilder fehlen würden. Verhindern kannst du das, indem du die Einstellung der Verschlusszeit ohne Ausnahme doppelt so hoch wählst wie die Bildrate.
Damit dein Bildmotiv absolut scharf ist, wählst du beim Einsatz einer Drohne, gleich wie bei jeder Weitwinkelaufnahme am Boden, eine große Blende. So liegt das gesamte Motiv komplett im Fokusbereich.
Abhängig von der Qualität des Kameraobjektivs an der Drohne ist es allerdings möglich, dass bei einer Blendengröße von mehr als f 5,6 die Aufnahme plötzlich wieder weicher wird und verschwommener wirkt. Hier hilft nur ein gezieltes Testen der Einstellung der Blende. In solchen Fällen findest du den idealen Wert für Drohnenaufnahmen meist zwischen 4 und 2,8.
ISO-Wert
Nebst Blende und Verschlusszeit bedeutet die richtige Einstellung des ISO-Wert bei Video- und Filmaufnahmen mit Drohnen einen sichtbaren Qualitätsunterschied.
Profi-Tipp
Der ISO-Wert regelt die Lichtempfindlichkeit von Kameras. Je höher der ISO-Wertist, desto mehr rauscht die Aufnahme (Bildrauschen). Eine Empfindlichkeit von 200 ISO benötigt umgekehrt nur halb so viel Licht wie von 100. 400 nur die Hälfte von 200, also ein Viertel von 100.
Erfahrene Drohnenpiloten und Videoproducer wollen darum einen niedrigen ISO-Wert.
Drohnenaufnahmen: ND-Filter ist zwingend
Der Wunsch nach einem tiefen ISO-Wert führt zu einem Konflikt, den auch Software nicht lösen kann: Denn der ISO Wert steht in einem direkten Zusammenhang zu Blende und Verschlusszeit.
Ein tiefer ISO Wert erfordert eine größere Blende oder die Erhöhung der Verschlusszeit. Ansonsten sind die Aufnahmen bei Tageslicht stark überbelichtet. Damit entsteht ein Dilemma: wie bereits ausgeführt mindert eine hohe Blendenzahl die Bildqualität, genauso wie die Verlängerung der Verschlusszeit der Qualität des gedrehten Bildmaterials schadet.
Die Lösung für dieses Problem heißt ND-Filter (Neutral Density Filter, deutsch: Neutraldichtefilter). Gemeint ist damit ein schmaler Linsen-Vorsatz, den du physisch auf das Kameraobjektiv montierst. Dieser reduziert die Lichtmenge, die in die Kamera einfällt.
Mit diesem Trick und Tipp ist es möglich, Verschlusszeit, Bildrate, Blende und ISO Wert so zu setzen, dass du ein maximal scharfes Bild erhältst.
D-Log aktivieren
Wer glücklicher Besitzer einer Drohne ist, in deren Einstellung das Setting D-Log aktiviert werden kann, sollte diese Möglichkeit unbedingt nutzen.
Diese Software-Einstellung ermöglicht der Drohne, Bilder mit einem maximalen Dynamikbereich von bis über ein Dutzend Blendenstufen und mit einer Farbtiefe von bis zu 10 Bit aufzuzeichnen.
Auf diese Weise ist es möglich, die Farben von Luftaufnahmen mit Videobildern von DSLR-Kameras professionell abzugleichen. Zugleich verhindert diese Drohneneinstellung, dass die Luftaufnahme in anspruchsvollen Wetter- und Lichtsituationen falsch belichtet ist.
Zusammenfassung
Ich wünsche dir viel Spaß und Erfolg beim Umsetzen und testen meiner Tipps für perfekte Drohnenaufnahmen. Denke daran, dass auch bei der Arbeit mit Drohnen (meist) noch kein Meister vom Himmel gefallen ist. Auch bei Flugaufnahmen gilt wie überall in der Film- und Videoproduktion: (Nur) Übung macht den Meister.
Das musst du wissen:
- Die Bildkomposition ist bei Drohnenaufnahmen, gleich wie bei allen anderen Kameraeinstellungen, entscheidend. Arbeite mit der Zwei-Drittel-Regel und wähle immer ein Hauptmotiv.
- Übe nicht nur den Umgang mit den Joysticks, damit du die Drohne sanft fliegen kannst. Sondern wähle uns aktiviere im Menü auch diejenigen Einstellungen manuell, die Anfang und Ende der Kamerabewegungen und die Geschwindigkeit von Schwenks ruhiger wirken lassen.
- Stelle die Blende gezielt und nicht automatisch ein. Dabei willst du eine hohe Blendenzahl, mehrheitlich ist das F/5.6 oder höher.
- Die Verschlusszeit programmierst du immer doppelt so hoch wie die Bildrate.
- Je höher die Bildrate, desto schärfer die Bildwirkung, aber auch desto geringer die Bildgeschwindigkeit (Zeitlupeneffekt). In der Regel sind 30 Bilder pro Sekunde die perfekte Einstellung.
- Kaufe dir qualitativ hochwertige ND-Filter. Nur damit kannst du die Einstellungen so setzen, dass ein niedriger ISO-Wert kombiniert mit der perfekten Verschlusszeit und Blende keine überbelichteten Video-Aufnahmen ergibt.
- Nimm deine Drohnenaufnahmen, sofern deine Drohne diese Option bietet, im D-Log-Modus auf. Damit lassen sich die Aufnahmen in der Nachbearbeitung umfassend optimieren und an andere Sequenzen deines Videos angleichen.
Abschließend und weil es immer wieder vergessen geht, muss hier auch noch das Color Grading (Farbkorrekturen in der Nachbearbeitung von Flugaufnahmen mit Drohnen) erwähnt werden. Eine professionelle, perfekte Farbabstimmung macht ein gutes Bild erst zur perfekten Drohnenaufnahme.
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Dieser Artikel wurde erstmals publiziert am 08.09.2021
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