Dionys Frei und Davide Tiraboschi haben geschafft, wovon viele träumen. Sie arbeiten mit ihrer Drohnen-Firma Dedicam regelmäßig für Hollywood. Im Interview mit Filmpuls erzählen die zwei Schweizer, warum ihre internationale Filmkarriere nahezu an einem Telefonanruf gescheitert wäre.
Seit knapp 10 Jahren zählen Dionys Frei und Davide Tiraboschi mit ihrer Firma Dedicam zu der Speerspitze im internationalen Drohnen-Business. Ihre Karriere hat Bubenträume wahr gemacht.
Interview mit Dionys Frei und Davide Tiraboschi
Filmpuls:Euer Einstieg in das internationale Filmbusiness hört sich an wie eine Geschichte von einem Drehbuchautor. Hand aufs Herz: Wie begann das wirklich, mit euch zwei und Hollywood?
Dionys Frei:Wir waren für einen Auftragsfilm in Saudi-Arabien. In einer Nacht klingelte plötzlich das Telefon. Eine Dame aus dem Produktionsteam von Michael Bay war am Apparat. Sie fragte uns, ob wir Zeit hätten, sofort nach Malta zu fliegen, um mit unserer Firma Dedicam für einen Hollywood-Film zu arbeiten.
Mann bist du blöd! Michael Bay ruft an … – und du sagst: Nein!
Dionys Frei, Dedicam
Michael Bay würde uns gerne am Set von «13 Hours» haben, erklärte sie weiter. Ich habe ihr gesagt, dass Dedicam aktuell an einem Auftrag in Saudi-Arabien arbeitet und wir besetzt sind. Aber in einer Woche seien wir wieder verfügbar. Ich dachte mir nachher: ‚Mann bist du blöd … Michael Bay ruft dich an und du sagst ab’ (beide lachen).
Davide Tiraboschi:Nun ja, der Auftrag in Saudi-Arabien war nach einer Woche tatsächlich im Kasten. Wir gingen zurück in die Schweiz. Nach zwei Tagen klingelte das Telefon erneut. Dieselbe Dame von Bays Produktionsteam rief uns erneut an. Sie wollte doch tatsächlich wissen, wie es denn terminlich aussähe. Die Frau kam aus Deutschland und arbeitete für die Babelsberg Studios. Durch einen ehemaligen Arbeitskollegen, welcher schon mit uns gedreht hat, erhielt sie unseren Kontakt.
Dionys Frei:Sie hat uns mal für zwei Tage gebucht. Lustig ist noch Folgendes: Als es um die Honorare und das ganze Finanzielle ging, versuchte sie, unseren Tarif herunterzuhandeln. Es sei ja schließlich auch Werbung für uns und Dedicam, so mit Michael Bay … blablabla. Davide hat eiskalt ‚Nein‘ gesagt. ‚Andere Auftraggeber würden auch mehr bezahlen. Und die seinen nicht Hollywood!’ Nach kurzem Zögern hat sie dann ohne weitere Diskussionen eingewilligt (beide lachen).
Filmpuls:Ihr Teufelskerle! Wie verliefen diese zwei Tage am Set in Malta?
Dionys Frei:Kaum waren diese zwei Tage um, wurden wir gefragt, ob wir nicht noch ein klein wenig länger bleiben möchten. Aus zwei Tagen wurden mehrere Wochen! Sie wollten uns sogar aus anstehenden, anderen Aufträgen für Dedicam herauskaufen.
Filmpuls:Wart ihr eigentlich nervös, vor dem ersten Shot?
Dionys Frei:Es wunderten sich einige Leute am Set, warum denn schon wieder ein neues Drohnen-Team da war. Als wir die Gründe dafür erfuhren, da stieg der Druck natürlich schon ein wenig. Zudem war das Set schon rein von der Größe und dem ganzen Drumherum her enorm spektakulär und wahnsinnig beeindruckend: Überall brannte es, in jeder Szene explodierte etwas …
Davide Tiraboschi:Wir waren schon das dritte oder vierte Drohnenteam. Die vorherigen Teams waren mit schöner Regelmäßigkeit am ersten Tag von Michael Bay höchstpersönlich gefeuert worden!
Dionys Frei:Warum haben wir natürlich auch erfahren: Instabile Kameras, welche ruckelige Aufnahmen lieferten. Ein anderes Team, welches die eigene Drohne in einen Baum geflogen und dazu nur Französisch gesprochen hat. Beides erschwerte die Zusammenarbeit offenbar etwas.
Filmpuls:Hat sich Michael Bay darum geschert, wer ihr seid?
Dionys Frei:Zu Beginn schaut er dich schon etwas komisch an. So nach dem Motto «Oh, das sind sie also, die neuen Drohnen-Clowns … mal schauen, wie lange die durchhalten!». Doch dann hatten wir unseren ersten Flug. Anders als die übrigen Teams landeten wir die Drohne nicht am Boden, sondern auf unserem Tisch. Da gab es das erste Mal Szenenapplaus für uns.
Davide Tiraboschi:Wir landen immer auf unserem Tisch! Das ist bei uns Standard. Es zeigt der Crew, dass wir unser Handwerk mit höchster Präzision beherrschen. Alle haben geklatscht. Wir haben uns mit der Crew sofort auch sehr gut verstanden.
Filmpuls:Das hat dann zu «Transformers: The Last Knight» geführt, der in England gedreht wurde?
Davide Tiraboschi:Ja genau. Es wäre sicher günstiger gewesen, ein Team vor Ort aus England zu nehmen. Aber Michael wollte uns haben. Das Produktionsteam musste also alle Hebel in Bewegung setzen, um seinem Wunsch nachzukommen. Dies beinhaltete auch, dass Dionys für die englische Drohnenflug-Lizenz nach Großbritannien ging.
Dionys Frei:So ging ich speziell dafür noch vor dem Dreh nach England. Solche Chancen musst du packen.
Davide Tiraboschi:Weißt du, Michaels Produzent in England, der hat zu uns gesagt: ‚Hey Jungs, was habt ihr mit Michael gemacht?! Der möchte euch und niemand anderes. NIEMAND!’ Ich kann mich noch einwandfrei an unseren ersten Transformers-Shot erinnern: Bergiges Gelände, schmaler Weg, wo wir unser Plätzchen hatten. Bay rief plötzlich »Drone … Go! …«. Unsere Drohne ging hoch …
Davide Tiraboschi:Dann hörte man ihn von oben, wie er mit überspitzter und zackiger Stimme krächzte »… links, links … rechts, rechts! rechts … links! … rechts! …«. Es war unverkennbar, dass er mich imitierte, denn so gebe ich als Kameramann Dionys, der die Drohne pilotiert, stets die Anweisungen zur Steuerung durch. Michael Bay hat das am Set von «13 Hours» immer gehört, sobald wir im Einsatz waren. Anscheinend hat er dies – und daher unsere Anwesenheit und Arbeit – in guter Erinnerung gehabt. Nach dem ersten Shot, welcher hervorragend verlief, hat er vor versammelter Runde gesagt: «Seht ihr, das ist der Grund, warum ich diese Jungs haben wollte!».
Filmpuls:Bay produziert Blockbuster. Also Filme, welche unter riesigem Druck stehen, Einnahmen und Gewinne in Millionenhöhe zu generieren. Hat eine solche Person nicht einen unglaublichen Stress?
Dionys Frei:Michael ist stets auf 180!
Davide Tiraboschi:Er ist ein kompletter Workaholic. Von frühmorgens bis spätabends.
Dionys Frei:Auf dem Set hat er nie Pause. Weil, wenn er Pause macht, geht nichts mehr. Meistens geht er nach dem Dreh nur kurz schlafen, um danach noch stundenlang die Szenen zu schneiden. Am letzten Drehtag ist schon ein ganz gelungener Rohschnitt vorhanden. So haben wir das zumindest bei «13 Hours» erlebt.
Filmpuls:Wirkt seine Energie inspirierend?
Dionys Frei:Er kann die Leute enorm gut antreiben und motivieren. Und er macht es auch nicht allzu kompliziert. Denn er lässt seiner Crew nicht viel Spielraum (lacht). Er sagt klipp und klar, wie und was er will. Oder er sagt dir überhaupt nichts und du musst selbst entscheiden, was passt.
What the fuck! Go up there, find a shot!
Michael Bay
Filmpuls:Wart ihr also auch zur Improvisation gezwungen?
Dionys Frei:Ich mag mich an eine Szene am Transformers-Set in England erinnern. Er sagte «I need a drone!». Ich ging zu ihm und bat ihn um ein paar Instruktionen, weil die Szene doch recht komplex war. Doch er schaute mich mit großen Augen an und sagte sehr bestimmt: «What the fuck! Go up there and find a shot!». (beide lachen)
Davide Tiraboschi:Ansonsten schätzt er es jedoch schon, wenn man ihm zwei, drei Vorschläge unterbreitet und er diese annehmen oder ablehnen kann. Aber zu viel erklären und ‚blablabla’, das ist gar nicht gut.
Dionys Frei:Bei den Camera Operators zum Beispiel, hat er in solchen Situationen die Sache schon mal so gelöst, dass er ihnen die Kamera aus der Hand riss und den Shot selbst filmte.
Filmpuls:Also lieber keine Fragen und Rückfragen am Set?
Dionys Frei:Du musst dir das einfach sehr gut überlegen. Wenn deine Fragen, dem Gesamtprodukt tatsächlich weiterhelfen, ist das völlig OK. Aber überlege dir einfach, ob das deine Frage das tatsächlich tut!
Filmpuls:Ist er auch mal ausgerastet?
Davide Tiraboschi:Es gibt nichts Gröberes als Michael Bay. Schau dir einfach mal ein paar Making-of auf YouTube an …
Dionys Frei:Wenn er dich vor der Crew bloßstellt, darfst du das nicht zu persönlich nehmen. Wie zuvor erwähnt: Er steht unter Starkstrom. Bei Transformers sind wir davon zum Glück komplett verschont geblieben. Bei «13 Hours» hat Davide einen superschönen ‚Rüffel’ (Schweizerdeutsch für Anschiss, Anm. d. Redaktion) erhalten (lacht). Danach war Davide so klein, wie ich das noch nie vorher bei ihm erlebt habe. Er wollte am liebsten sofort den Rückflug in die Schweiz buchen. Zum Glück war Wochenende! Am Montag war es dann wieder besser.
Davide Tiraboschi:Mann! Das war schon jenseits von Gut und Böse, von Bay eine richtige Standpauke zu erhalten (lacht).
Filmpuls:Gibt es auch Momente, in welchen Michael dir zeigt, dass er die Zusammenarbeit auch schätzt?
Dionys Frei:Es ist schon nicht viel. Aber er zeigt dir trotzdem, dass er dich gerne hat. Sonst wärst du ohnehin nicht mehr vor Ort, glaub mir das. Ein schönes Beispiel war zum Beispiel am Transformers-Set. Mein Sohn kam kurz vor dem Dreh zur Welt. Als er uns am Set gesehen hat, fragte Michael sofort nach dem Kleinen. Er hat mir augenzwinkernd gesagt, «So, jetzt hast du keine andere Wahl mehr und musst arbeiten!». Aber klar, groß Zeit, um mit dir einfach so zu plaudern, die hat er nicht. Denn es werden so viele Dinge von ihm erwartet, an allen Ecken und Enden.
Davide Tiraboschi:Es hat mich vor allem auch beeindruckt, wie alles funktioniert, an einem solchen Set. Geschätzte 1’000 Leute, ein riesiges, wirklich riesiges Arsenal an Requisiten. Und alles funktioniert. Dieser riesige logistische Apparat. Das ist auch ein Zeichen, dass die Arbeit geschätzt wird. Da benötigst du die besten Leute, die wiederum für die besten Leute arbeiten. Und das ist auch eine Art von Wertschätzung. Auch unser Hotel in London: 5 Sterne. Top! Da wird schon geschaut, dass es dir gut geht. Aber es wird auch viel von dir verlangt.
Filmpuls:Wenn alles so gut organisiert ist, habt ihr immer gewusst, wann euer Einsatz sein wird?
Dionys Frei:Nein. Du solltest möglichst nicht im Blickfeld von Michael sein (lacht). Wenn er dich aber braucht, musst du unverzüglich bereit sein. Alles muss dann funktionieren. Deswegen bist du eigentlich den ganzen Tag im Hintergrund, versuchst dabei jedoch stets mitzuhören und zu verstehen, wohin sich das Ganze gerade entwickelt. Denn wenn du dran bist, musst du liefern. Innerhalb von ein paar Minuten.
Filmpuls:Haben diese Erfahrungen aus der Blockbuster-Produktion euren Appetit auf bombastische Sets und gigantische Produktionen gestillt oder darf es gerne mehr sein?
Dionys Frei:Also ich bin sofort wieder dabei. Es war stets sehr, sehr intensiv. Aber gleichzeitig so einzigartig. Ich meine schon nur diese Sets. So riesig, das kann man sich gar nicht vorstellen. Richtige ‚Battlefields’. Groß gewordene Bubenträume. Surreal.
Davide Tiraboschi:Dem schließe ich mich gerne an. Loooos! (beide lachen)
Filmpuls:Filmpuls: Mögt ihr etwas über die Anfänge Eurer Firma Dedicam erzählen?
Dionys Frei:Alles begann 2009. Ich arbeitete damals als Kameramann und Cutter in einem Studio und habe unter anderem auch ein Kino geführt. Ich habe schon damals viel Zeit in den Modellbau investiert und begann, meine eigenen Drohnen zu entwerfen. Als ich für ein paar Test-Shots im luzernischen Sörenberg war, begegnete ich dort Davide. Er war begeistert und wollte unbedingt mein Bildmaterial sehen. Er hat mich jedoch gleich wissen lassen, dass Optimierungspotenzial vorhanden sei, denn das Bild wackle zu stark. Spontan bot er an, er höchstpersönlich würde für mich ein besseres Gimbal (ein System zur Befestigung einer Kamera aus zwei sich schneidenden, zueinander rechtwinkligen Drehlagern, Anm. d. Redaktion) bauen. Ich habe gar nichts Großes dabei erwartet (lacht). Eine Woche später jedoch, da rief Davide tatsächlich an. Da ging ich dann zum ersten Mal nach Meiringen.
Filmpuls:Und die Aufträge, wann kamen die?
Dionys Frei:Kurz darauf durften wir mit Dedicam für Mammut eine größere Sache in England filmen. Davide und ich hatten schon vor unserer Dedicam-Zeit einige wertvolle Kontakte geknüpft. Zudem war die Drohne im Filmbereich zu dieser Zeit noch gar nicht bekannt. Und jeder, der gesehen hat, was für Bilder dabei zustande kamen, wurde zum Fan. Aber klar, wir hatten unsere Supporter. Zu erwähnen wäre da zum Beispiel Christoph Frutiger. Aber auch Davides Verbindungen zu Simon Wandeler und Bernhard Spahni von Red Bull, die er durch seine Freestyle-Filme aufgebaut hat, waren Gold wert. Dadurch haben wir auch viele Projekte für sie gedreht. Ja und dann kam bald das Schweizer Fernsehen SRF. Und die wollten mit uns immer mehr Live-Geschichten drehen.
Davide Tiraboschi:Durch diese Connections waren wir uns schon von Beginn weg gewohnt, mit Dedicam international Aufträge abzuwickeln. Ich kann mich noch gut an unsere Red Bull-Aufträge in Brüssel und Ibiza erinnern. Und dies war noch vor unseren Aufträgen für das Fernsehen. Firmen wie Red Bull und Mammut verdanken wir in dieser Hinsicht sehr viel. Denn du benötigst gerade am Anfang Kunden, die an dein Talent glauben und auch mal gewillt sind, mit dir zusammen ein Risiko einzugehen.
Filmpuls:Stichwort Schweizer Fernsehen und Liveübertragung bei Ski-Rennen: War das eine neue Zeitrechnung für euch, als ihr mit Dedicam bei den Lauberhornrennen den Hundschopf-Sprung in einer neuen Live-Dimension in die Wohnzimmer brachten?
Dionys Frei:Absolut. Aber nicht nur für uns – auch für das Schweizer Fernsehen. Das war 2012. Die SRF Sport-Produzenten Beni Giger und Beat Zumstein wollten dies unbedingt mit uns durchziehen. Nach zwei Jahren haben wir aber einen Schlussstrich gezogen. Zuerst stießen wir auf großes Unverständnis. Als jedoch ein Drohnenabsturz mit beinahe katastrophalen Folgen für den österreichischen Skirennläufer Michael Hirscher passierte, da lobten uns plötzlich alle für unsere Vernunft.
Davide Tiraboschi:Weißt du, die Frage ist nicht, ob so was passieren kann. Sondern nur, wann. Als Drohnenpilot bewegst du dich für die ganz tollen Bilder stets am Limit. Eigentlich bist du immer ein wenig darüber …
Filmpuls:Mutiger Entscheid. Habe ihr danach in anderen Sparten für das Fernsehen gearbeitet?
Davide Tiraboschi:Danach und auch schon parallel zu unserer Arbeit für das Fernsehen kam die Werbung für Autos. Das ging schon 2011 mit einem Projekt für Audi los. Deren Produktionsfirma hat uns kontaktiert und wir hatten unseren ersten Dreh für sie in Monaco. Gefunden haben die uns via Facebook. Kurz darauf kamen dann gleich BMW und Seat dazu. 2014 und 2015 waren fast ausschließlich prall gefüllt mit Aufträgen für Autos. Das hat schlussendlich auch unsere Firma Dedicam gerettet. Auf dem kleinen Schweizer Markt allein hätten wir nicht mehr überlebt. Heute hat jeder Kameramann seine Phantom im Gepäck und lässt sie am Set mal kurz in die Luft steigen. Für die meisten Filme benötigt auch nichts Größeres. Da sind wir von Dedicam zu viel des Guten: Unsere Drohnen und wir bewegen uns in einer anderen Liga, wo du dich – wie bereits vorher erwähnt – stets am Limit des überhaupt Machbaren befindest.
Dionys Frei:Wir hatten auch schon früh Drohnen, welche es uns ermöglichten, mit REDs und Arris beladen zu fliegen. Das hat uns abgehoben von der Konkurrenz. Denn nur mit solchen und ähnlichen Kameras werden große Produktionen nun mal festgehalten.
Filmpuls:Was Euch im heimischen Markt Türen geöffnet hat?
Dionys Frei:Aschi Michel aus Wengen unweit von Meiringen, er war Location Scout für den Drehort Schweiz für die Neuverfilmung von «Point Break», hat uns für dieses Projekt an Bord geholt. Plötzlich waren wir Teil dieser Spielfilm-Crew und haben in Lauterbrunnen gefilmt. Mitsamt Schauspieler, Stunt-Doubles und Regisseur. Insgesamt waren wir etwa 50 Leute am Berg. Alles Flachländer, welche sich Berge nicht gewohnt sind (lacht). Zuerst waren wir schon beeindruckt von dem Ganzen. Aber vor allem bei «Point Break» kam schnell eine gewisse Ernüchterung. Denn Hollywood kann auch bedeuten, dass alles viel komplizierter ist. Mehr Leute, mehr Crew, mehr Logistik.
Filmpuls:Wie ging die Reise mit Euch und Dedicam weiter?
Dionys Frei:Der nächste Spielfilm war ein Action-Sci-Fi-Thriller, «Geostorm» mit Gerard Butler. Regisseur war Dean Devlin. Dafür waren wir in Dubai. Wir flogen durch die Schluchten zwischen den Hochhäusern. In der digitalen Nachbearbeitung wurden dann Flutwellen in unsere Shots hinein animiert. Da war lange nicht sicher, wie und wann der Film veröffentlicht wird. Doch nun hatte er vor einem Monat seine Premiere in Deutschland, glaube ich.
Davide Tiraboschi:Weißt du, unsere Kontakte in Dubai hatten wir auch als direkte Konsequenz aus unseren Autowerbungen. Wir haben dort mit Dedicam zwei größere Geschichten gedreht. Da wird viel vor Ort auf diesen Rennstrecken gemacht. So entstanden wertvolle weitere Kontakte, aus denen Aufträge für TV-Stationen aus den Emiraten resultierten. Und, wie das halt so geht, wenn du einen tollen Job ablieferst, erzählen das die Leute weiter.
Filmpuls:Wie läuft das in Hollywood, wenn ein Job erledigt ist? Man möchte ja stets Folgeaufträge generieren. Und in einem solchen Fall, im Angesicht der ‚Big Boys’ …
Dionys Frei: … als wir mit «13 Hours» fertig waren, hat Michael uns gesagt, dass er sich auf eine erneute Zusammenarbeit sehr freuen würde …
Nach dem Transformers-Dreh war ich K.O. Ich war wortwörtlich tot.
Davide Tiraboschi
Davide Tiraboschi: … und er – respektive sein Staff – hat sich auch tatsächlich wieder gemeldet, als es um «Transformers: The Last Knight» ging. Aber ich sag’ dir eines: Vor allem nach dem Transformers-Dreh, da war ich K.O. Ich war wortwörtlich tot. Aber das Erlebnis ist einzigartig. Bei Dreharbeiten in dieser Dimension mitarbeiten zu dürfen, wirkt nachhaltig. Denn da bist du ja nicht nur mit dem Regisseur am Set. Da fragst du mal beiläufig die Kamera-Crew, was sie denn schon alles in ihrer Karriere gemacht hätten. Und bekommst als Antwort: Zurück in die Zukunft, Indiana Jones.
Dionys Frei:Und dann Anthony Hopkins … und Mark Wahlberg. Wobei, Wahlberg fanden wir jetzt beide nicht so der Brüller. Aber Sir Anthony: WOW! Dieser Mensch ist magisch.
Filmpuls:Wie waren die denn drauf? Ich meine der Hopkins ist nun wirklich … wie soll ich das formulieren? Größer gehts ja nicht mehr!
Dionys Frei:Sir Anthony war ganz cool drauf. Der war super. Ein absoluter Superprofi. Der kennt seinen Text und wenn er ihn nicht kennt, erfindet er einen.
Davide Tiraboschi:Mr. Hopkins war auch diese Person, zu welcher selbst Bay enorm anständig und zuvorkommend war. Das war schön und berührend, dieses so zu sehen.
Dionys Frei:Aber weißt du, wir haben mit Dedicam auch für Schweizer Spielfilme die Drohne steigen lassen. »Schellenursli« war natürlich ebenso ein Höhepunkt. Mit Xavier Koller zusammenarbeiten zu dürfen, war genauso ein Traumerlebnis. Der ist auch ein mit allen Wassern gewaschener Vollprofi und eine tolle Persönlichkeit.
Filmpuls:Oscar-Regisseur Xavier Koller hat sogar beim Presseterminen euer Dedicam-Cap getragen.
Davide Tiraboschi:Sag’s nicht. So geil! Während dem ganzen Shooting hat er das Teil getragen!
Dionys Frei:Xavier hat wirklich Freude gehabt, mit uns zu arbeiten. Und das sind große Momente, die einem motivieren, um weiterzumachen. Und für einen Schweizer Film war dieser Film eine Riesenproduktion. Wir waren mit vollem Einsatz dabei.
Filmpuls:Wie waren eigentlich die Reaktionen aus der Schweiz auf eure erfolgreichen Hollywood-Abenteuer?
Dionys Frei:Sehr positiv. Die Frage war immer, wie denn so riesige Produktionen auf eine so kleine Schweizer Firma wie Dedicam aus den Berner Alpen stoßen. Weil, es ist schon ein großes Ding. Aber so ist das halt nun mal. Es ist geschehen.
Filmpuls:Wenn wir schon von der Schweiz und großen Spielfilmen sprechen: Warum wird so wenig in der Schweiz produziert?
Dionys Frei:Es ist einfach zu teuer. Alles. Die Unterkunft, das Essen, die Leute …
Filmpuls:Wie macht ihr das denn als Schweizer im internationalen Markt, wo die erwähnten tieferen Kosten uns mehr Sorgen als Freude bereiten?
Dionys Frei:Unsere Preise bei Dedicam sind ähnlich wie bei ausländischen Anbietern. Was bei uns auch immer eine Rolle spielt, sind die Reisekosten und der Aufwand für den Transport. Für Aufträge, bei welchen wir Tage oder Wochen unterwegs sind, relativiert sich das. Bei Eintagesjobs jedoch, da sind wir mit Dedicam wegen dieser Kosten schnell doppelt so teuer wie ein Anbieter aus der Region.
Davide Tiraboschi:Kommt aber eben immer darauf an, wer das Sagen hat. Und das dient auch als Motivator für alle kreativen Träumer da draußen: Am Ende zählt doch das Ergebnis. Allen Umständen zum Trotz. Bei Transformers wollte Bay explizit uns haben: die beiden Schweizer Freunde aus Meiringen, am Fuße des Grimsel- und Sustenpasses.
Filmpuls:Besten Dank für das inspirierende Gespräch, Dionys und Davide! Weiterhin Rock ’n’ Roll, viel Spaß bei eurem in den nächsten Tagen startenden dreiwöchigen Dreh in Jordanien und bis bald.
Hintergrund zum Interview
Im exklusiven Interview mit FILMPULS sprechen die beiden Schweizer Dionys Frei und Davide Tiraboschi über ihre ungewöhnliche Karriere, Erfahrungen mit Hollywood und ihre Zusammenarbeit mit Top-Regisseur Michael Bay. Unser Autor Neil Raouf, wie Davide im malerischen Meiringen im Berner Oberland aufgewachsen, konnte die beiden Drohnen-Profis zu einem lockeren Gespräch unter Kollegen treffen. Dabei entstanden ist ein Porträt in Form eines Interviews, das vom wilden Ritt zweier unerschrockener Schweizer durch die internationale Filmszene erzählt, aber auch von großer Leidenschaft und einer gehörigen Portion Humor zeugt.
Dedicam ist zu finden über die Webpage des Unternehmens. Hier gibt es auch Information zu weiteren Projekten von Dedicam wie »Star Trek Beyond« und «Emerald City«.
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Dieser Artikel wurde erstmals publiziert am 28.11.2017
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