Wie viel kann ich beim Verkauf eigener Videosequenzen an einen TV-Sender bekommen? | Frage Doktor Film

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Frage Doktor Film | © Grafik: Filmpuls

TV-Anstalten senden 24 Stunden am Tag bewegte Bilder. Auch wenn mehrheitlich die erforderlichen Videoaufnahmen von eigenen ENG-Teams gedreht oder bei freischaffenden Mitarbeitenden in Auftrag gegeben werden: manchmal fragen Fernsehsender auch, ob sie gedrehtes Videomaterial für einen Beitrag von einer Drittperson lizenzieren dürfen. Wie viel kann man für den Verkauf eigener Aufnahmen an einen TV-Sender bekommen?

Leserfrage an Doktor Film

Von: Magdalena W.
An: Frage Doktor Film
Betrifft: Verwendung und Lizenzierung von Musik im TV

Hallo Dr. Film,

Für ein Forschungsprojekt habe ich einige Vorgänge privat mit Video dokumentiert. Die Aufnahmen sind in 4 K. Im Kontext der Veröffentlichung der Resultate möchte ein TV-Sender einige Sekunden der Aufnahmen in ein Interview mit mir einfügen. Was ist der Preis, den ich pro Sekunde oder Minute dafür bekommen kann?

Freundliche Grüße
Magda


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Eigene Video Footage verkaufen? Das sagt Dr. Film dazu

Die Bandbreite der Minutenpreise bewegt sich wegen der Vielzahl der sie bestimmenden Faktoren meist zwischen 50 € pro Minute und 150 € pro Minute. Grundsätzlich hängt die Höhe der Abgeltung für Aufnahmen von Dritten bei TV Sendern aber immer von einer ganzen Reihe unterschiedlicher Faktoren ab.

Preisbestimmende Elemente beim Verkauf selbst gedrehten Video-Sequenzen

  • Auftrag der TV-Anstalt

    auch wenn die verschiedenen Fernsehveranstalter sich in den groben Linien über die Preise für ein gekauftes Videomaterial aneinander zu orientieren versuchen: eine öffentlich-rechtliche Fernsehanstalt wie ARD / Das Erste oder ZDF bezahlt in der Regel andere Sekunden-Tarife oder Preise pro Minute für Videomaterial, als ein Sender mit privatrechtlicher Natur wie ProSieben, RTL oder SAT1.

  • Konkretes Sendegefäß:

    Jede Sendereihe verfügt über ein eigenes Jahresbudget, das von den Verantwortlichen eingehalten werden muss. Dieses berücksichtigt, sofern es das Konzept des jeweiligen Formates erfordert, auch die gemäß Sendekonzept erforderliche Minutenzahl für ein gekauftes Sendematerial. Abhängig, ob ein Budget vorhanden ist und inwieweit diese schon ausgeschöpft ist, sind Verhandlungen einfacher oder nahezu unmöglich.

  • Genre der Sendung:

    eine News-Sendung folgt im Vergleich zu einer Dokumentation oder einer Reportage gänzlich unterschiedlichen Gesetzmäßigkeiten. Entsprechend zahlt ein TV-Sender andere Preise, wenn er bewegte Bilder für Nachrichten einkauft oder für ein Unterhaltungsformat am Samstagabend.

  • Exklusivität und Aktualität:

    wer einen Sonnenuntergang auf Video verkaufen möchte, hat schlechtere Karten als ein Videojournalist, der einen bekannten Politiker, Schauspieler oder Wirtschaftsführer mit einer provokanten Aussage exklusiv anzubieten hat. Gleiches gilt für Katastrophen jeder Art: wer beim Brückeneinsturz, einem Vulkanausbruch oder noch schlimmeren Dingen als einziger die Kamera draufhält, hat gute Chancen, seine Aufnahmen zu einem fairen Minutenpreis an einen TV-Sender verkaufen

  • Leitlinien zum Einkauf von externen Video-Sequenzen:

    es gibt Sender, die sich aus preislichen oder qualitativen Gründen auf nur wenige externe Anbieter konzentrieren, oder prinzipiell und rechtlichen Gründen immer nur im Auftrag des Senders angefertigte Videosequenzen einsetzen.

  • Qualität:

    eine professionelle Qualität wird heute vorausgesetzt. 4K ist kein Argument, um einen besseren Preis für die selbst produzierte Videofootage l zu bekommen. Ebenso wird immer erwartet, dass der Ton in professioneller, verständlicher Qualität vorliegt. Ausnahmen sind Videosequenzen mit News-Charakter, die etwas Außergewöhnliches dokumentieren. Dann fragt auch bei verwackelten Aufnahmen mit dem Smartphone niemand nach der Qualität.

Unbedingt zu beachten, weil zwingend für einen Verkauf, ist das Vorliegen sämtlicher erforderlicher Rechte bei einem Anbieter. Wer ein Video verkauft, ohne dazu die Einwilligung des Interviewten eingeholt zu haben, setzt sich damit genauso in die Nesseln, wieder bei der Kontaktaufnahme mit einem Sender Dinge verspricht, die seine Aufnahme nicht einhalten können.

Fazit zum Verkauf eigener Aufnahmen

Wer mit dem Verkauf selbst gedrehter Video Footage an einen TV-Sender systematisch Geld verdienen will, sollte sich als Kameramann bemühen, in den freischaffenden Pool der Kameraleute einer TV-Anstalt aufgenommen zu werden. Diesfalls bekommt man zwar keine Abgeltung pro Minute oder Sekunde, dafür aber einen tariflich vereinbarten Honorarsatz, der das sicherere Einkommen bedeutet.

Wer einem Fernsehsender Videomaterial anbieten möchte, das nicht im Auftragsverhältnis, sondern für ein Projekt entstanden ist, tut gut daran, sich zu überlegen, ob es nicht die klügere Strategie ist, das Material kostenlos zur Verfügung zu stellen und die Abgeltung in Form einer prominenten Erwähnung im Fernsehbeitrag über die Projektergebnisse. Davon kann man sich dann zwar keinen Lunch kaufen, aber die eigene Karriere und das berufliche Fortkommen profitiert davon mit Sicherheit mehr als für ein paar Dutzend Euro.

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Dieser Artikel wurde erstmals publiziert am 29.05.2022

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