Wieviel kostet eine Folge »Squid Game«? | Budgets für Serien von Netflix, Disney und Amazon

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Squid Game: die Kosten pro Folge sind so erstaunlich wie die Serie | © 3D-Foto: Pavel Sokolov

»Squid Game«, die bisher erfolgreichste Serie von Netflix, ist nicht nur hinsichtlich des weltweiten Zuschauererfolges eine Ausnahme. Wie ein Kosten-Vergleich zeigt, ist die Erfolgsserie auch einzigartig im Vergleich zu den Herstellungskosten anderer Serienformate.

Die großen Player im globalen Streaming-Business sprechen nicht gerne über Zahlen und Budgets. Das gilt ganz besonders, wenn es um die Herstellungskosten von Serien geht. Dennoch sickern bisweilen Budgets an die Fachpresse und damit an die Öffentlichkeit. So auch bei »Squid Game«. Dabei zeigt sich bei dieser Serie viel Erstaunliches.

Aber anders, als man erwarten würde.

Vergleich der Kosten für die Produktion von »Squid Game« mit anderen Serien

Die Herstellungskosten von »Squid Game« sind in jeder Hinsicht konkurrenzfähig. Wobei diese Feststellung eher untertrieben ist, vergleicht man die Zahlen für die Produktion der Serie mit bekannten Eckdaten und dem Budget anderer Formate. Und das betrifft nicht nur die Gesamtzeit, welche das globale Publikum per Mitte Oktober bisher mit dem Anschauen der Serie verbrachte: stolze 1,4 Milliarden Stunden.

Kosten pro Folge (Vergleichsserien) in Mio. €

Quellen: Bloomberg, Variety, Hollywood Reporter

»Squid Game« kostet Netflix pro Folge € 2.064 Millionen. Klingt nach viel? Nun, bei Lord of the Rings (2022 bei Amazon Prime) liegen die Kosten für die erste Staffel bei satten $465 Millionen, macht bei geplanten 20 Episoden pro Folge stolze 19.950 Millionen. Hier gilt es aber zu beachten, dass die Rechte an Herr der Ringe für eine Viertelmilliarde USD erworben werden mussten – wobei natürlich auch bei den Vergleichsserien der Rechteerwerb, wenn auch in geringerem Ausmaß, zu leisten war.

Noch teurer sind nur noch die Kosten von WandaVision von Disney+. Bei dieser Serie schlägt das Produktionsbudget pro Folge mit 21,5 Millionen Euro zu Buche. The Mandalorian, ebenfalls eine Disney Serie, liegt mit einem Preis pro Folge von € 19,995 Mio. nur leicht darunter.

The Crown, ebenfalls von Netflix, ist mit Kosten von € 8,6 Mio. pro Folge im Vergleich dazu fast schon ein Schnäppchen. Auch Stranger Things (ebenso von Netflix) ist mit einem Budget von € 6,88 Mio. pro Episode günstiger – aber unerreichter Spitzenreiter hinsichtlich des Verhältnisses von Herstellungskosten und Erfolg ist und bleibt: »Squid Game«.

Herstellungskosten / Budget vs. Erfolg

Bekannt ist, dass »Squid Game« von Netflix per Mitte Oktober mehr als 111 Millionen Haushalte erreichen konnte. Da das Geschäftsmodell von Netflix auf einem Abo-Modell beruht, berechnet der Streamer den Erfolg seiner Filme und Serien mit einem sogenannten Impact Value. Diese Kennzahl zieht unterschiedliche Erfolgs-Faktoren in seine Berechnung mit ein.

Wie genau sich dieser Kennwert zusammensetzt, ist geheim. Der Impact Value für »Squid Game« allerdings, der ist als Total ebenfalls an die Öffentlichkeit gelangt. Er beträgt 891,1 Mio. USD respektive 766.260 Millionen Euro.

Setzt man diese Zahl in ein Verhältnis zum Total der Herstellungskosten für die Herstellung der Serie bei 9 Folgen mit 60 Minuten, nämlich € 18,54 Millionen, zeigt sich eine Vervielfachung / Wertsteigerung der in die Serie investierten Mittel für Netflix um unglaubliche 4170 % (Faktor 41.7).

Budgetallokation Squid Game in T€ (Estimate)

Quellen: Herstellungskosten nach Bloomberg, Variety, Hollywood Reporter

Wenn auch die einzelnen Treiber und ihre Gewichtung für die Berechnung der Kosten geheim sind, unbestritten dürften bei der Kalkulation und Interpretation des Impact-Values zwei Überlegungen sein:

Erstens spielen nebst den Zuschauerzahlen die Auswirkungen auf das Image eine Rolle, weil dieses mittelbar zu weiterem Wachstum führt und dabei hilft, bestehende Abonnenten zu halten. Zweitens, weil Netflix börsennotiert und als globales Unternehmen kommerziell orientiert ist, entscheidet am Ende der wirtschaftliche Erfolg, weshalb sich dieser in Form von Kosten und Erträgen logischerweise zwingend in der Berechnung des Impact-Value spiegeln muss.

Budgetanalyse von »Squid Game«

Geht man noch mal einen Schritt weiter, und legt die branchenüblichen Verteil-Schlüssel für Serienproduktionen über die zur Serie bekannten absoluten Budget-Werte (durchschnittliche Kosten pro Folge), zeigt eine Kostenanalyse die folgenden allozierten Zahlenwerte:

Quellen: Vergleichs-/Erfahrungswerte Herstellungskosten filmpuls.info.  Auf die in den USA übliche Darstellung in Form einer Aufschlüsselung der Budgetposten in Above-the-line und Below-the-line wurde bewusst verzichtet.

Bei diesen Zahlen ist zu berücksichtigen, dass die extrapolierten Werte einzig eine prozentuale  Schätzungen auf Basis von Erfahrungs- und Vergleichskosten sind. Während das Total der Kosten für die Produktion der Serie bekannt ist, ist das bei den Detailposten im Herstellungsbudget nicht der Fall.

Zugleich und angenommen, die Annäherung dieser Zahlen für »Squid Game« an das Budget ist nicht gänzlich falsch, sind bei der Interpretation der Zahlen zum Produktionsbudget drei weitere entscheidende Punkte zu beachten:

  • Bei Netflix wird das Entwicklungsrisiko von den Autoren und Produzenten getragen. Konkret bedeutet dies, dass Filmemacher eine Serie ohne Bezahlung auf eigenes Risiko entwickeln und diese Kosten erstmals selbst tragen. Geld fließt nur dann, wenn Konzept, Serienidee und die ersten Drehbuchfassungen den Streaming-Anbieter für eine Umsetzung überzeugen und das Budget zur Produktion freigegeben wird.
  • Dong-hyuk Hwang, der Autor und Regisseur und Regisseur von »Squid Game«, hat in einem Interview erklärt, nur schon für das Schreiben der Drehbücher habe er pro Folge mehr als eineinhalb Monate Arbeitszeit investiert. Die zuvor durch Hwang erfolgte, unbezahlte Ausarbeitung von Idee und Konzept für die Serie hat mehrere Jahre in Anspruch genommen und wird später (teilweise) ebenfalls in die Herstellungskosten eingeflossen sein.
  • Produktionsvorbereitungen und Dreharbeiten für eine Serie von 9 × 60 Minuten dauern unter Einbezug der Bildbearbeitung und Ton ab dem Zeitpunkt der Freigabe zur Umsetzung bis zur Fertigstellung nochmals zwei bis drei Jahre.

Vor diesem Hintergrund relativieren sich die auf den ersten Blick hohen Saläre im Budget.

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Dieser Artikel wurde erstmals publiziert am 22.10.2021

Carlo Olsson 101 Artikel
Carlo Olsson begleitet die Herstellung von Filmen, Videos und TV-Serien im Auftrag von Unternehmen, Agenturen und Produktionsfirmen. In seiner Freizeit spielt er Eishockey und beschäftigt sich mit barocker Klangdramatik.

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