Die Art der Montage eines Films beschreibt die Verbindung von Einzelaufnahmen zu einem erzählerischen Mittel. Es gibt verschiedene Montageformen, bei denen die Geschichte des Films nicht nur durch die Verbindung einzelner Aufnahmen erzählt wird, sondern beispielsweise durch die Assoziationen, die beim Zuschauer hervorgerufen werden, wenn er einzelne Aufnahmen miteinander verbindet.
Die Filmmontage erzeugt je nach verwendeter Montageform unterschiedliche Emotionen. Sie definiert nicht nur Filmtempo, sondern steuert auch den Einsatz dramaturgischer Mittel für das Storytelling wie Humor, Verzögerung oder Kontrast.
Die richtige Schnitttechnik kann aber auch einfach dazu dienen, viele Informationen in wenigen Minuten zusammenzufassen oder eine Szene visuell aufregender zu gestalten. Was auch immer der Zweck ist, ein gutes Verständnis der wichtigsten Formen der Montage kann dir als Cutter oder Filmemacher entscheidend helfen, mit der geeigneten Filmschnitttechnik interessantere Filme zu erstellen.
Die häufigsten und wichtigsten Arten der Filmmontage sind:
Erzählende Montage:
Die erzählende Montage ist auch unter dem Begriff Kontinuitätsmontage bekannt. Diese Art der Filmmontage wird oft vom Cutter dazu eingesetzt, um beim Storytelling die Handlung zu komprimieren. Dies, indem alle Details im Filmschnitt weggelassen werden, die nicht direkt zur Weiterführung der Storyline beitragen. Das Montageprinzip der Kontinuität ist darum ein erprobtes Mittel, um eine Geschichte linear, schnell und effizient zu erzählen.
Prinzip der Metrik
Bei dieser Form der Montage wird dem Film zuerst ein Standardschnittrhythmus unterlegt. Anschließend werden der metrischen Montage die einzelnen Aufnahmen je nach Dauer und Inhalt passend zum Rhythmus kombiniert. Diese Art der Montage wird nicht nur für das Drehen von Musikvideos verwendet, sondern auch im Spielfilm, weil diese Kategorie der Montagearten beim Zuschauer ein Gefühl von Dynamik zu erzeugen. Das Prinzip lässt sich ebenso einsetzen, um zwei verschiedene Aktionen, die gleichzeitig stattfinden, miteinander kontrastieren zu lassen.
Rhythmische Montage:
Diese Montageform ist das Gegenstück zur metrischen Montage. Bei dieser Form wird der Rhythmus an den Inhalt angepasst. Damit folgen ruhige Szenen auf schneller geschnittene Sequenzen, ohne dass die Abfolge und das Montageprinzip und der Pace des Filmschnitts für den Zuschauer vorab erkennbar ist. Die rhythmische Montage wird als Filmschnitttechnik oft verwendet, um ein Gefühl der Dringlichkeit zu vermitteln. Oder um Spannung und Nervenkitzel im Schnitt aufzubauen.
Parallelmontage:
Die Parallelmontage wird auch als Cross-Cut bezeichnet, im deutschen Sprachraum zusätzlich auch als Wechselschnitt, seltener als Kreuzschnitt bezeichnet. Alle vier Begriffe, Parallelmontage, Cross-Cut, Kreuzschnitt oder Wechselschnitt bringen das Prinzip schon im Namen auf den Punkt: bei dieser Form der Montage werden mindestens zwei Handlungsstränge abwechselnd gezeigt. Diese Form wird oft eingesetzt, um aus dramaturgischen Gründen durch den Sprung in eine andere Ebene einer Story kurz vor dem Höhepunkt eine Verzögerung und damit eine gesteigerte Spannung zu erzeugen. Zugleich erfährt das Publikum bei dieser Montageform mit Sprüngen über die Haupthandlung hinaus mehr über verschiedene Figuren und ihr Leben. Die Parallelmontage – das ist ein ungeschriebenes Gesetz und zugleich die größte Schwierigkeit, muss die Handlungsstränge am Ende immer zusammenführen und glaubhaft erklären. Thriller, Krimis und Actionfilme nutzen diese Filmschnitttechnik häufig, indem sie etwa die Person in Gefahr und ihren Retter oder ihre Retterin abwechselnd zeigen. Sie kann auch auf humorvolle Art und Weise eingesetzt werden.
Tonale Filmmontage:
Diese Form der Montage verwendet Aufnahmen, die nach ihrer emotionalen Wirkung und nicht nach ihrer Dauer oder ihrem Inhalt kombiniert werden. Die tonale Montage wird oft verwendet, um eine bestimmte Stimmung oder Atmosphäre zu erzeugen.
Assoziative Montage:
Bei der Assoziationsmontage wird ein aussagekräftiges Bild in der nächsten Aufnahme nochmals gezeigt, aber in einem neuen Kontext. Eine gelungene Assoziationsmontage ist einfallsreich und durchdacht. Diese Filmschnitttechnik wird oft auch im Werbefilm eingesetzt. Im Film Forrest Gump gibt es dafür mehrere Beispiele: Auf eine Einstellung, in der Mrs. Gump mit ihrem Sohn Forrest zur Schule geht, um ihn anzumelden, folgt eine Zweite, in der der Schulleiter ihr sagt, dass ihr Sohn anders ist. Der Betrachter assoziiert dann Mrs. Gumps besorgten Gesichtsausdruck mit den Worten des Schulleiters, was eine stärkere emotionale Wirkung hat, als wenn die Aufnahmen einzeln gezeigt würden.
Leitmotivmontage:
Die Leitmotivmontage ist eine Technik des Filmschnitts, bei der das themenbestimmende Motiv oder Bild, oder eine bestimmte Szene, wiederholt im Film erscheint. Dadurch wird das Publikum an ein bestimmtes Ereignis erinnert und es entsteht ein Gefühl des Zusammenhalts im Film. Leitmotive sind handlungsbedingt mit einer bestimmten Figur, einem Ort oder einer Idee verbunden. In Steven Spielbergs Klassiker „Der weiße Hai“ zum Beispiel, findet das Leitmotiv in Form einer Melodie statt. Diese wird immer dann gespielt, wenn der titelgebende Killerhai im Film seine Opfer anzugreifen droht. Spielberg erzeugt damit im Unterbewusstsein des Zuschauers ein starkes Gefühl des Grauens, noch bevor etwas geschieht und sorgt so für intensiven Nervenkitzel. Die Leitmotivmontage ist eine effektive Methode des Filmschnitts, das Kinopublikum zu fesseln.
Metaphorischer Filmschnitt:
Die metaphorische Montage ist eine Unterform der assoziativen Formen der Montage im Film. In diesem Montageprinzip werden zwei Einstellungen einander in direkter Abfolge gegenübergestellt. Dadurch entsteht – zumindest gemäß Filmtheorie – eine Metapher, die für den Zuschauer zugleich ein Erkenntnisgewinn ist. Schon der „Erfinder“ dieser Art der Montage, Sergei Eisenstein, hat bei dieser Schnitttechnik, geschwärmt wie auch gewarnt: Die metaphorische Montage kann durch stereotype Bedeutungszuweisungen leicht in die Banalität abgleiten. Ein Beispiel für eine metaphorische Montage: auf die Szene eines Liebespaares folgt eine Aufnahme von einer einstürzenden Brücke.
Überlappende Montage:
Bei dieser Form der Montage werden zwei Einstellungen aneinander geschnitten, bevor die Handlung, welche das Filmbild zeigt, abgeschlossen ist. Die überlappende Montage wird oft verwendet, um ein Gefühl der Kontinuität über die Realzeit hinweg zu schaffen oder um gleichzeitige Handlungen zu zeigen, die an verschiedenen Orten stattfinden. Das klassische Beispiel in der Praxis sind der Jump Cut oder Match Cut.
Grafischer Schnitt:
Die grafische Montage verbindet im Schnitt unterschiedliche Aufnahmen wegen ihrer visuellen Wirkung und nicht aufgrund ihrer Dauer oder ihres Inhalts. Die grafische Montage kommt oft im Experimentalfilm oder in Traumsequenzen zum Einsatz, um mit Farben, Formen – vielfach kombiniert mit Musik, eine ganz bestimmte Stimmungslage zu erzeugen.
Kollisionsmontage:
Die Kollisionsmontage ist eine Form der assoziativen Montage und der Metapher. Sie wird nicht nur im Film, sondern häufig auch im Fernsehschnitt verwendet. Auch diese Schnitttechnik wurde von Sergej Eisenstein entwickelt. Ihr Zweck besteht darin, im Schnitt zwei Aufnahmen mit gegensätzlichen Bedeutungen nebeneinanderzustellen. Dadurch kann ein Gefühl der Spannung oder des Konflikts entstehen, und das Publikum wird dazu angeregt, wie bei der assoziativen Montage Verbindungen zwischen den beiden Bildern herzustellen. Mit der Kollisionsmontage kann eine Vielzahl von Effekten erzielt werden, von Humor hin zu Drama.
Intellektuelle Montage:
Auch die intellektuelle Montage von Eisenstein nutzt das Nebeneinanderstellen von zwei Einstellungen, um Denkprozesse beim Publikum auszulösen. Die daraus resultierende Bedeutung ist im Idealfall dabei nicht einfach die Summe der beiden Einstellungen, sondern wird im Gegensatz zu den anderen Formen der dialektischen Montage erst durch Nachdenken erkannt.
Wenn du die Montage in deinem Film zum Storytelling einsetzt, ist es wichtig, dass du dir überlegst, welche Montageform du zum Erreichen deiner Ziele einsetzen willst. Jede Form der Montage hat ihre eigenen Vorteile und Nachteile und sollte entsprechend sorgfältig eingesetzt werden.
Denke als Cutter daran, dass der Filmschnitt ähnlich wie die Dramaturgie niemals Selbstzweck ist. Jede Art der Montage dient dazu, das Storytelling zu unterstützen oder zu verbessern. Zugleich sollte man der Wahl der Schnitttechnik immer auch das Zielpublikum im Hinterkopf haben: Wer intellektuelle Prinzipien der Montage im falschen Genre einsetzt, tut weder seiner Karriere noch dem Film, in dem das geschieht, einen Gefallen.
Wenn Schnitttechniken zielgerichtet eingesetzt werden, sind die Montageformen eines der mächtigen Werkzeuge, um einen Film auf einzigartige Weise zu erzählen.
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Dieser Artikel wurde erstmals publiziert am 17.05.2022
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