Animatic erstellen – So überzeugst du mit dem Film vor dem Film

Animatic-erstellen software
Animatic | © Gorillaz - Feel Good Inc

Ein Animatic zu erstellen ist heute einfacher denn je. Alles, was du dazu benötigst, ist ein Storyboard und die richtige Software. Das wird in der Regel das Programm für den Videoschnitt sein, welches du schon im Einsatz hast. Oder, wenn vorhanden, die Videosoftware, mit der du Animationen erstellst.

Animatics sind animierte Storyboards. Die Einzelbilder werden in ein Schnittprogramm importiert und mit dem richtigen Timing und Tempo des späteren Videos zusammengeschnitten und mit Soundeffekten, Dialog und Musik unterlegt. Hier findet du alles, was du drüber wissen musst.

Animatic erstellen – die Vorarbeiten

Planst du das Erstellen eines Animatics, solltest du schon bei der Erstellung des Storyboards die Weichen dazu stellen.

Konkret: du musst von Beginn weg sicherstellen, dass die gezeichneten Bilder des Boards in ausreichender Größe vorhanden sind. DIN A3 ist perfekt, oftmals reicht auch schon A4. Dies pro Bild. Nicht pro Seite Storyboard. Denn nur so kannst du ohne qualitative Probleme in das Bild hineinzoomen oder herauszoomen und Schwenks imitieren. Das ist auch der Grund, warum du von deinem Storyboard-Artisten für das Animatic erstellen die Einstellungen nie nur als Detailaufnahme oder Nahaufnahme bekommen willst.

Nochmals hilfreicher als die gezeichneten Bilder groß genug erstellt zu bekommen ist es, die Einzelbilder des Storyboards bereits in digitaler Form (diesfalls mindestens in den Dimensionen 1920 × 1080 Pixel) angeliefert zu bekommen. So sparst du dir das mühsame Scannen der Bilder und kannst das Bildmaterial direkt in dein Schnittprogramm zur Erstellung der Animatics ohne Qualitätsverluste importieren.

Angeliefert bekommst du für einen TV-Spot von 30 Sekunden Dauer, immer abhängig von der Story und der geplanten Erzählweise, zwischen 8 und 12 Einzelbilder (Einstellungen). Ob in Farbe oder schwarz-weiß ist ein Entscheid, der davon abhängig, wie realitätsnah die Simulation des späteren Videos sein soll.

Animatic Gorillaz – Feel Good Inc | © YouTube / Gorillaz

Gorillaz - Feel Good Inc (Animatic)

Warum überhaupt ein Animatic?

Es gibt drei Alternativen zum Animatic erstellen, die du kennen musst:

  • Erstens kannst du schon mit einem Mood Board (das sind Stimmungsbilder, die einzelne Szenen des geplanten Films illustrieren) aufzeigen, wie der spätere Werbespot umgesetzt wird. Damit erübrigt sich möglicherweise die aufwändigere Erstellung eines Animatics.
  • Zweitens, damit gehst du einen Schritt weiter, als das Mood Board, kannst du einen Mood-Film erstellen. Auch hier illustrierst du immer nur eine Szene oder Sequenz. Dies erfolgt entweder mit Archivaufnahmen oder mit gezielt gedrehten Filmsequenzen.
  • Drittens, hier nimmst du mehr Geld – oder Zeit – in die Hand, als nur beim Animatic erstellen, kannst du auch einen Layoutfilm erstellen. Ein Animatic ist immer abstrakt. Gezeichnete Bilder zeigen, was später gedreht werden soll. Beim Layout sind die Bilder, was sie sind. Erstellst du das Layout mit einer Videoproduktion, unterscheidet das Ergebnis nur die Qualität vom späteren Film – beispielsweise, weil der Layoutfilm mit einem Smartphone gedreht wurde und nicht wie beim richtigen Werbefilmdreh mit einer ARRI Alexa.

Welche Art einer Vorvisualisierung du wählst, hängt von der Größe des zukünftigen Projektes ab. Und davon, wie einfach sich die Idee den Entscheidern präsentieren lässt. Die Frage, die du beantworten musst, lautet: Wie kann ich die Entscheider begeistern und überzeugen, dass der gewählte Weg der bestmögliche ist.

Welche Software zum Animatic erstellen einsetzen?

Hier hast du die Qual der Wahl. Jedes Programm für den Videoschnitt ist dazu grundsätzlich geeignet. Nutzen lässt sich zum Animatic erstellen auch diverse Gratis-Software.

Es gelten dieselben Regeln, wie auch sonst beim Videoschnitt. Du willst genügend Speicherplatz, eine flinke Grafikkarte und die Möglichkeit, das fertige Animatics in unterschiedlichen Formaten (idealerweise als H.264, MP4 oder MOV) zu exportieren.

Du kannst Adobe Premiere nutzen. Zählst du zu den glücklichen Personen, die die Creative-Package desselben Herstellers abonniert haben, hast du ohne Mehrkosten den Zugriff auf Adobe After Effects. Das ist nicht nur das Programm meiner Wahl. Sondern auch der Favorit von Unternehmen, die sich auf das Animatic erstellen spezialisiert haben.

Aber nochmals:

Wichtiger als die Art der Software ist, dass du damit umgehen kannst. Deine Energie und Konzentration müssen auf den Inhalt zielen. Nicht auf die Technik oder das Beantworten von Fragen, wie du dies oder das mit dem Programm lösen kannst.

Nicht zu empfehlen ist Software, die aus vorgefertigten Elementen ein Storyboard animiert, wie Viddyoze oder Animatic.io.

Warum?

Diese Programme sind zwar kinderleicht zu bedienen. Du wählst mit Drag-and-drop ein Element, sagen wir ein Kind, schiebst es vor dem Hintergrund des Hauses, das du ebenso als Vorlage bekommst, an den richtigen Ort und bestimmst die Bewegung. Aber jedes dieser Animatics sind mit Bezug auf Look und Feel nahezu gleich aus. Das kann nicht das Ziel sein.

Du willst dem Kunden nicht nur zeigen, dass du etwas von Framing, Montage und Storytelling verstehst. Auch die Art, der ganz individuelle Stil des Werbespots, ist essenziell. Darum benötigst du individuelle Visuals als Grundlage für ein professionelles Animatic.

Ton ist die halbe Miete. Mindestens!

Die Bildebene ist die eine Sache bei der Produktion von Animatics. Vergiss aber den Ton nicht. Damit meine ich Sound Design, Musik, Off-Voice und ähnliche Dinge. Diese bewirken emotional mehr, als man denkt.

Zugleich ist der Aufwand bei der Erstellung von Sound Design oder sogar eines Musiklayouts durch den späteren Komponisten im Vergleich zum Zeichnen und Animieren der Bilder absolut tragbar. Zumal sich hier – Achtung Nutzungsrechte! Auch der Einsatz von urheberrechtlich geschützter Musik in Animatics ist gewerblich! – auch endlos viele Vorlagen für kleines Geld lizenzieren lassen.

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Dieser Artikel wurde erstmals publiziert am 17.11.2020

Pavel Sokolov 49 Artikel
Pavel studiert Film Editing. Er mag François Truffaut, Terrence Malick, Dr Pepper, seinen Thermaltake View 71 TG, Musik von Seeed und alle Dinge, die mit der Farbe Rot zusammenhängen, aber keinem Lebewesen Schmerzen bereiten.

1 Kommentar

  1. Danke Pavel, schöner Artikel, auch wenn ich denke, dass DaVinci Resolve bald Adobe Premiere den Rang ablaufen wird bei den Schnittprogrammen ;-). Wie du sagst, wichtig auch der Ton. Dieser kannst du unter Umständen dann sogar übernehmen. Wird leider viel zu wenig budgetiert und auch gemacht, aber Animatics sind eine super Sache! Lieber Gruß, Dan

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