Wie reagiert eine Videofirma bei der Anfrage für eine Offerte?

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Bemessen und gewogen: wie reagiert eine Videofirma auf die Bitte, eine Offerte zu erstellen | © Illustration: Pavel Sokolov

Normalerweise ist da ein großes, schwarzes Loch. Als Videofirma weißt du nur bedingt, was deine Mitbewerber im Kampf um die Gunst der Kunden tun. Gleiches gilt im Auftragsfilm auch für Auftraggeber. Dieser Artikel bringt Licht in die Dunkelheit.

Wie so vieles im Leben hat auch dieser Beitrag seinen Ursprung in einer Frage. Unser Filmpuls-Redaktionsmitglied Carlo. P. Olsson hat sich für einen Artikel überlegt, ob und wenn ja, wie man Offerten von Filmproduktionsfirmen auf ihre Seriosität bewerten kann. Daraus ist die Idee entstanden, eine Umfrage für unsere Leser aufzusetzen, die dem Teilnehmer online auch gleich eine erste Einschätzung liefert.

-> Online-Umfrage zur Seriosität von Anbietern für Videos:
Filmproduktionsfirmen: Offerten online auf Professionalität bewerten.

Die Daten aus der Umfrage haben wir nun gebündelt und im Total ausgewertet.

Aus Datenschutzgründen wurden mit der Teilnahme an der erwähnten Umfrage weder Namen noch Daten erfasst, die Rückschlüsse auf die Identität der Teilnehmenden zulassen. Darum ist es möglich, dass die Daten nicht ausschließlich von Auftraggebern stammen.

Das Finden der Videofirma

Wie haben Sie Ihre Filmproduktionsfirma gefunden?

Ich habe im Internet nach Anbietern gesucht 253 / 693

36.51%

Durch eine Empfehlung aus meinem Umfeld 264 / 693

38.10%

Gute Erfahrung bei früherer Zusammenarbeit 125 / 693

18.04%

Systematische Visionierung von Arbeitsproben 51 / 693

7.36%

Das Internet dominiert die Art und Weise, wie eine Videofirma für Corporate Videos von ihren Kunden gefunden wird. Ebenso sind nach wie vor auch Empfehlungen und Erfahrungen aus der früheren Zusammenarbeit wichtig.

Wichtige Tipps und Tricks zur Frage, wie du deinen Auftritt im Web optimieren kannst, findest du im Artikel Einkommen optimieren im Filmgeschäft oder mit Videos: Marketing. Das Visionieren von Arbeitsproben und Showreels liegt wohl darum an letzter Stelle, weil die Umfrage pro Frage nur eine von vier Antworten zulässt.

Aus Sicht der Redaktion sollte die Wahl aufgrund von Empfehlungen, kombiniert mit der Sichtung aktueller Filmbeispiele, im Vordergrund stehen. Eine professionelle Webseite allein garantiert nicht automatisch ebenso professionelle Filme.

Reaktion auf die Anfrage zu Erstellung einer Offerte

Sie haben der Filmproduktionsfirma eine Offertanfrage zugestellt. Wie hat diese reagiert?

Sie bedankt sich innert Tagesfrist per E-Mail oder Telefon für die Anfrage 132 / 593

22.26%

Empfang und Liefertermin der Offerte werden auf Ihre Rückfrage bestätigt 49 / 593

8.26%

Sie bestätigt die Zustellung und bittet um Klärung offener Fragen 362 / 593

61.05%

Sie stellt Ihnen die gewünschte Offerte ohne weitere Fragen zu 50 / 593

8.43%

Die Zahl der Videofirma, dem ohne Kontaktaufnahme und / oder Rückfrage dem Anfrager eine Offerte zustellen, ist die absolute Minderheit. Recht so. Aus Sicht von Filmpuls ist eine Anfrage für eine Videoofferte, die keine Fragen offenlässt, die Ausnahme. Ausnahmen bestätigen die Regel. Auch weil Filme von Menschen für Menschen gemacht werden, empfiehlt es sich, mit dem Kunden nicht nur zur Klärung von Fragen und Details Kontakt aufzunehmen.

Falls du unsicher bist, was in einer Offerte unklar sein könnte, schau dir unsere Checkliste für das Briefing von Imagefilmen an.

Welche Dokumente erhalten Sie als Reaktion auf Ihre Offertanfrage?

Eine klar verständliche Budgetübersicht (Deckblatt) 97 / 533

18.20%

Ein Offert-Budget und ein provisorisches Terminlayout 63 / 533

11.82%

Kurz-Analyse des Briefings, Budget, Terminlayout, Erläuterungen 255 / 533

47.84%

Budgetübersicht (Deckblatt) und aufgeschlüsselte Details 118 / 533

22.14%

Hier zeigt sich die erfreulicherweise, wie professionell viele Filmproduktionsfirmen arbeiten. Mehr als ein Rebriefing in Form einer Kurz-Analyse des Briefings, ein Budget, das dazugehörige Terminlayout und Erläuterungen kann man als Auftraggeber nicht wollen. So muss es sein.

Vorgehen bei der Erarbeitung der Offerte

Mit Bezug auf Ihr Briefing und / oder des von Ihnen im Briefing genannten Wirkungsziels ...

... erarbeitet die Filmproduktion den aus ihrer Sicht besten Lösungsweg 76 / 478

15.90%

... präsentiert die Filmproduktion Lösungsvarianten zur Auswahl 85 / 478

17.78%

... präsentiert die Filmproduktion Lösungsvarianten und präferiert eine davon als Empfehlung 283 / 478

59.21%

... weist die Filmproduktion darauf hin, dass Sie für die Distribution verantwortlich sind 34 / 478

7.11%

In einer perfekten Welt ist es nicht die erste Lösung, sondern die beste Lösung, die präsentiert wird. Damit der Kunde den Weg dazu nachvollziehen kann, lieferst du darum dem Kunden als Videofirma nicht nur eine Lösung, sondern unterschiedliche Szenarien. Weil du aber der Experte bist, darfst du die Wahl zwischen den von dir erarbeiteten Szenarien nicht dem Kunden überlassen, sondern du schuldest ihm einen begründeten Vorschlag.

Warum dieses Vorgehen das Richtige ist: Erstens, weil Transparenz immer auch Vertrauen schafft. Zweitens, weil ein Profi immer mehr als nur einen Weg zum Ziel kennt.

Umgang mit Rechtsübertragungen

Filme und Videos betreffen immer auch Urheberrechte und Nutzungsrechte. Wie will die Filmproduktion diese Fragen regeln?

Die Filmproduktion macht dazu keine Aussage 48 / 467

10.28%

Die Filmproduktion zeigt auf, welche Rechte Sie zu welchem Preis für welche Medien und Länder für welche Dauer erhalten 203 / 467

43.47%

Die Filmproduktion will die Frage der Rechte später mit Ihnen regeln (da fairer auf Basis eines fertigen Videos) 28 / 467

6.00%

Die Filmproduktion überträgt Ihnen die Rechte am Video als sog. Full Buyout 188 / 467

40.26%

Auch wenn es sich in den Resultaten interessanterweise (noch) nicht spiegelt: Die Variante mit dem Buy-out wird langfristig gewinnen. Immer weniger Kunden im Bereich Corporate Film sind bereit, den Aufwand für das Nachverfolgen rechtlich, örtlich oder räumlich beschränkter Rechte an einem Video auf sich zu nehmen. Die Videofirma wird darum aufgefordert, mit ihren Lieferanten einen Full Buy-out auszuhandeln.

Full Buy-out bedeutet: Alle Rechte ohne Beschränkung sollen dem Kunden übertragen werden. Damit kann dieser über das Werk verfügen, wie er will. Dies ist nicht nur wegen der Urheberrechte, die diesem Ansinnen teilweise widersprechen, problematisch. Auch Usanzen und Branchenregelungen blockieren die Abwicklung solcher Deals. Das zeigt das Resultat der Umfrage deutlich.

Zahlungsbedingungen

Welche Zahlungsbedingungen fordert die Filmproduktionsfirma?

Sie haben eine nicht verhandelbare Vorgabe kommuniziert 44 / 458

9.61%

Die Filmproduktion macht dazu keine Aussage 63 / 458

13.76%

33% bei Vertragsunterschrift, 33% bei Drehbeginn und 33% bei Ablieferung des Videos 206 / 458

44.98%

25% bei Unterschrift, 25% bei Drehbeginn, 25% bei Schnittabnahme und 25% bei Endabnahme 145 / 458

31.66%

Die Zahlungsbedingungen für eine Videofirma sind immer abhängig von der Projektgröße, dem Risiko und der Marktmacht der jeweiligen Verhandlungspartner. Klar muss sein, keine Regelung ist keine Lösung.

Qualitätsvorgaben an die Videofirma

Wie wird die Qualität des Videos vereinbart?

Sie liefern der Filmproduktion ein Beispielvideo 51 / 454

11.23%

Die Filmproduktion liefert Ihnen Beispielvideos 159 / 454

35.02%

Die Filmproduktion präsentiert Storyboards oder Fotos 110 / 454

24.23%

Die Qualität wird durch das Filmkonzept bestimmt 134 / 454

29.52%

Petra Sammer, Expertin für Storytelling für Marketing und PR und langjährig in einer großen Agentur tätig, sagt es im Interview mit Filmpuls überdeutlich: Beispiele, Beispiele und Beispiele.

Nur mit Bewegtbild lässt sich die Qualität aus gesamtheitlicher Sicht verbindlich vorgeben. Parameter regeln die technische Qualität oder die Länge. Die Videofirma aber ist mehr: Sie muss Kommunikationsziele, wirtschaftliche Vorgaben und künstlerische Komponenten in einen Einklang bringen. Wenn sich dies mit schriftlichen Briefings bewerkstelligen ließe, gäbe es nur gute Filme.

Change Requests (Änderungswünsche)

Wie ist der Umgang mit kundenseitigen Änderungswünschen geregelt?

Es ist branchenüblich, diesfalls im Gespräch eine Lösung suchen 71 / 451

15.74%

Eine Abnahmeschlaufe, alle weiteren Änderungen sind kostenpflichtig 115 / 451

25.50%

Zwei Abnahmeschlaufen, weitere Anpassungen sind kostenpflichtig 236 / 451

52.33%

Die Filmproduktion hat sich dazu nicht geäussert 29 / 451

6.43%

Filme sind Projekte. Das gilt auch für Film und Video. Als Auftraggeber wird dich, was du gleich lesen wirst, erfreuen. Als Videofirma nicht. Weil wir als Filmmagazin nur dem gesunden Menschenverstand und der Logik verpflichtet sind, sagen wir es hier laut und deutlich: einmalige Änderungsschlaufen sind blödsinnig. Ganz einfach darum, weil sie für jeden Filmemacher ein Ticket zum Geldverdienen sind.

Im Wissen der komplexen Zusammenhänge machst du die Anpassungen, die der Auftraggeber von dir wünscht. Dieser «Dienst nach Vorschrift», kombiniert mit dem Wissensgefälle zwischen dir und deinem Kunden, führt dazu, dass nun zwar das eine Problem behoben, dafür aber ein anderes entstanden ist. Als Kunde wirst du das aber erst nach der ersten Änderungsschlaufe feststellen. Und ab da kostet alles Weitere zusätzlich. Darum sind zwei Änderungsrunden der faire Weg.

Vertragliche Regelung der Zusammenarbeit mit einer Videofirma

Für die Regelung der Zusammenarbeit zwischen Ihrem Unternehmen und der von Ihnen ausgewählten Filmproduktionsfirma ...

... genügt der Filmproduktion der bisherige Austausch per E-Mail 112 / 450

24.89%

... besteht die Filmproduktion auf einem unterschriebenen Vertrag 188 / 450

41.78%

... stellt Ihnen die Filmproduktion einen eigenen Mustervertrag zu 124 / 450

27.56%

... macht die Filmproduktion keine Aussage 26 / 450

5.78%

Wie heißt es so schön: klare Regeln, gute Freunde! Zudem kann die Videofirma so die Energie in die richtigen Bahnen, also in die Herstellung des Videos, leiten.

Archivierung des Materials

Wie geht die Filmproduktionsfirma mit der Frage der Archivierung um?

Die Filmproduktion garantiert die Aufbewahrung des Masters 95 / 456

20.83%

Die Filmproduktion garantiert vertraglich eine Aufbewahrung des gesamten Materials 200 / 456

43.86%

Die Filmproduktion übergibt Ihnen nach Produktionsende das Film-Material 124 / 456

27.19%

Die Filmproduktion kann dazu keine Aussage machen 37 / 456

8.11%

Es ist der Klassiker: Das Video ist fertig und das nächste Projekt steht bereits an. Was aber, wenn ein halbes Jahr später ein Titel oder Packshots (= Produktaufnahme) angepasst werden soll? Das Prinzip «nach mir die Sintflut» hilft hier nicht weiter.

Darum: regeln, was mit dem Material passiert. Dazu gehört die Archivierung des Originalmaterials (ungeschnittene Aufnahmen) ebenso wie das Filmmaster (der fertige Film). Wer als Auftraggeber zu 100 % sicherstellen will, dass er auch Zugriff auf das Material hat, wenn die Videofirma vom Markt verschwindet, der hat nur eine Wahl: Alles Material unter eigener Hoheit lagern.

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Dieser Artikel wurde erstmals publiziert am 11.09.2018

Redaktion Filmpuls 197 Artikel
Unter der Bezeichnung »Redaktion Filmpuls« erscheinen Beiträge, die von mehreren Redaktionsmitgliedern gemeinsam erstellt oder bearbeitet wurden.

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