Schauspielern seine Stimme verleihen: Wie wird man Synchronsprecher?

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Finlay McCorrigan in »Metal Menace: Battle of the Robots« | © Sokolov

Hollywoodstar Bruce Willis spricht wie viele andere Stars in unseren heimischen Kinos deutsch. Und er klingt dabei mindestens so gut wie im Original. Aber wie wird man eigentlich Synchronsprecher? Und welche Voraussetzungen muss man dafür mitbringen, um den Anforderungen zu genügen?

Filme und Serien sind bei vielen Menschen beliebt und werden oft auf dem heimischen Fernseher oder im Kino angesehen. In der Filmindustrie werden jedoch nicht alle Produktionen in Deutschland gedreht. Daher werden Synchronsprecher benötigt, um den Schauspielern in Film und Fernsehen eine Stimme zu verleihen. Auf diese Weise können die Zuschauer die Handlung auch ohne Untertitel verfolgen

Synchronsprecher: Eine Ausbildung gibt es nicht

Wer sich für eine Karriere im Bereich Synchronsprechen interessiert, erreicht diese ausschließlich als Quereinsteiger. Eine Ausbildung im klassischen Sinne gibt es nicht.

Viele Menschen, die als Synchronsprecher tätig sind, haben aber vorab eine Schauspielausbildung absolviert. Sie kennen sich so in der Filmbranche aus. So etwa Stephan Schwartz  (synchronisiert Tom Cruise), Claudia Urbschat-Mingues (Angelina Jolie), Joachim Kerzel (Jack Nicholson)  oder Hansi Jochmann (die deutsche Stimme von Jodie Foster) oder Manfred Lehmann (Bruce Willis und Gérard Depardieu). Viele dieser Charakterstimmen besitzen einen hohen Wiedererkennungswert.

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© Foto: Sokolov
Take für Take

Was verdient ein Synchronsprecher?

Das Honorar von freischaffenden Synchronsprechern wird pro Take abgerechnet. Ein Take ist eine einzelne, fortlaufend aufgenommene Tonaufnahme. Ein Take kann mehrere Zeilen Dialog umfassen. Auch Atemgeräusche oder Ausrufe werden als Take gezählt.

Synchronsprecher*innen bekommen in Deutschland pro Tag zwischen € 50 und € 70 als Grundgage, dies losgelöst von der Anzahl Takes. Wichtiger ist die zusätzliche Abgeltung von € 2 und € 5 pro Take.

Das Synchronisieren einer Hauptrolle in einem Film mit 90 Minuten Spieldauer auf Basis von  € 3,5 pro Take kann – abhängig von Genre – bei 810 Takes eine Entschädigung von € 2.835.-; bei einem Ansatz von € 5 insgesamt € 4.050.-

Aber Achtung: in diese Abgeltung ist auch die Kurzfristigkeit der Anfragen eingepreist. Viele Synchronsprecher werden erst am Vorabend einer Studio-Session gebucht, die perfekte Synchronisierung muss ohne Vorbereitungszeit gelingen und erfordert darum höchste Professionalität, unbezahltes Training und noch mehr Talent.

Voraussetzung ist eine Schauspielausbildung aber nicht. Oftmals streben auch Moderatoren oder Hörfunksprecher eine Laufbahn im Bereich Synchronsprecherei an.

Wer nicht über Erfahrungen im professionellen Sprechen verfügt, tut gut daran, eine Sprechakademie zu besuchen. Oder seine Stimme durch einen Vocal-Coach ausbilden zu lassen. Um sich für offene Sprecherjobs zu bewerben, sind selbst aufgenommene Synchronisationen hilfreich. Auch die Teilnahme an einem entsprechenden Casting ist ein guter Einstieg in eine professionelle Sprecherkarriere.

Wichtige Voraussetzungen für Sprecher von Synchronstimmen

Synchronsprecher arbeiten mit ihrer Stimme. Sie müssen in der Lage sein, vielfältigen Stimmungen Ausdruck zu verleihen. Für eine erfolgreiche Tätigkeit in diesem Bereich entscheiden die Stimme, einen wirkungsvollen Ausdruck, aber auch die Aussprache und der Dialekt.

Hochdeutschsprechende Personen sind hier im Vorteil, da sie flexibler eingesetzt werden können. Für regionale Produktionen kommen aber auch Sprecher, etwa mit einem bayrischen oder sächsischen Dialekt, zum Einsatz. Synchronsprecher müssen zwingend über erstklassige Deutschkenntnisse verfügen und eine gute Auffassungsgabe besitzen.

Auch das Gefühl für das richtige Timing ist für eine erfolgreiche Tätigkeit in diesem Bereich Voraussetzung:

Jedes Wort und jeder Satz müssen so eingesprochen werden, dass sie exakt zu den Lippenbewegungen des Film- und Fernsehcharakters passen! Deutsche Synchronsprecher müssen sich in diesem Zusammenhang schnell und gut in die jeweilige Rolle versetzen, um der Figur Leben einzuhauchen. Empathie und Einfühlungsvermögen sind daher zwingend erforderlich.

Da es nicht selten mehrere Stunden oder Tage dauert, bis die Synchronisierung perfekt ist, müssen Deutsche Synchronsprecher überdurchschnittlich belastbar und stressresistent sein.

Freiberufliche Synchronsprecher sind besonders flexibel

Wer als Synchronsprecher arbeitet, ist in den meisten Fällen freiberuflich tätig. Das bedeutet, dass sowohl die Kundenakquise als auch das Schreiben von Rechnungen und das Organisieren des eigenen Arbeitstages in Eigenregie – ohne zusätzliche Abgeltung – übernommen werden müssen. In auftragsschwachen Phasen erzielt man entsprechend kein Einkommen – umso wichtiger sind Rücklagen. Dies, um „Durststrecken“, die es in diesem Beruf immer wieder gibt, zu überbrücken.

In der Bundesrepublik Deutschland sind viele professionell tätigen freien Sprecher:innen – ob als Werbe-, Synchron- oder Off-Stimmen, im Verband Deutscher Sprecher:innen e.V organisiert. Alle weiteren, mit der Herstellung von Synchronaufnahmen verbundenen, Berufe wie Aufnahmeleitung, Dialogbuch, Produktion, Regie, Schauspiel, Schnitt, Ton und Übersetzung werden vom Synchronverband e. V. vertreten.

Kenntnisse in Buchhaltung sowie ein gutes Zeitmanagement und ebensolche Kommunikationsfähigkeiten sind eine essenzielle Anforderung für alle, die im Bereich Synchronsprechen eine erfolgreiche Laufbahn anstreben. Dafür sind Freiberufler überaus flexibel bei der Auswahl potenzieller Aufträge: Sie arbeiten als deutsche Synchronstimme nur für Filme und Serien. Sondern als Sprecher auch für Werbespots, Hörbücher, als Kommentarstimme für Reportagen und Dokumentationen für Kino, Streaming und Fernsehsendungen, und als Off-Voice für Unternehmensfilme.

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Dieser Artikel wurde erstmals publiziert am 04.08.2020

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