Netflix hat bei Staffel 2 der Kultserie »Squid Game« alles richtig gemacht. Die Fortsetzung der Serie ist klug weitergedacht und in jeder Hinsicht solide erzählt. Aber reicht das? Ich meine: Eher nicht. Als Zuschauende spürt man zu oft die Absicht der Macher und ist verstimmt. Nicht erst, aber besonders am Ende der neuen Folgen.
Die zweite Staffel von »Squid Game« bei Netflix führt eine jüngere und vielfältigere Gruppe von Teilnehmern ein. Darunter sind ein Mutter-Sohn-Duo, ein YouTuber und ein unberechenbarer Rapper. Diese Charaktere spiegeln verstärkt aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen wider. Dazu zählen wirtschaftliche Unsicherheiten, Blockchain-Währungen und der Einfluss der sozialen Medien auf das Leben jugendlicher Zielgruppen. Gleichzeitig und neu wird die Perspektive der Mannschaft hinter dem Spiel eingeführt, insbesondere von No-eul (Park Gyu-young), die zeigt, wie Machtmissbrauch und Zwang die Menschlichkeit zerstören können.
Wir sehen in der Serie also uralte, ewige Muster, wie sie sich in jeder hoch entwickelten Gesellschaft, die nach vertikalen oder horizontalen Klassen gegliedert ist, abspielen.
Hinter der Trommel marschieren die Kälber. Das Fell für die Trommel liefern sie selber. Bertolt Brecht
»Squid Game« Staffel 2 bleibt folgerichtig seinen Themen von Gewalt und Kapitalismus treu. Netflix erweitert nun die Erzählung gekonnt um neue Dimensionen. Die Fortsetzung der Serie bietet intensive Action, überraschende Wendungen und eine kritische Auseinandersetzung mit modernen sozialen Problemen. Die Story führt die Zuschauer tiefer in die düstere Welt der Spiele und – Achtung – bereitet den Weg für eine spannende Fortsetzung im kommenden Jahr.
★★★★★☆ 78 % von 14'059 Menschen lieben diese Serie
Genre
Action & Adventure, Mystery, Drama
Staffeln / Episoden
2 Staffeln / 17 Episoden à 60 min.
In der zweiten Staffel von „Squid Game“ kämpft Seong Gi-hun (Lee Jung-jae) weiterhin mit den traumatischen Erfahrungen des ersten Spiels. Obwohl er eine immense Summe gewonnen hat, lebt er isoliert und ist entschlossen, das tödliche Spiel ein für alle Mal zu beenden.
Auf seiner Suche nach den Veranstaltern des Spiels trifft er auf Hwang Jun-ho (Wi Ha-joon), das ist der Polizist, den die Zuschauer ebenso bereits kennen, weil er in den früheren Folgen undercover als Wachmann seinen vermissten Bruder finden wollte. Gemeinsam versuchen sie, die skrupellose Organisation hinter den Spielen zu zerschlagen.
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★★★★★ = empfehlenswert | ★ = kaum sehenswert Credits & Filmdaten von | Nutzung erfolgt eigenverantwortlich
Die Handlung von Staffel 2 von »Squid Game« ist nicht mehr und nicht weniger als der Auftakt zur weiteren Fortsetzung, die aber erst nächstes Jahr veröffentlich wird. Diese wurde bereits zusammen mit der zweiten Staffel gedreht, erscheint aber erst nächstes Jahr. Natürlich ist es schön, wenn die Storys von zwei Seasons nahtlos miteinander verknüpft sind. Denn dadurch entsteht eine tiefere und komplexere Erzählung.
Die aktuelle Weitererzählung von »Squid Game« baut schlauerweise auf den traumatischen Erlebnissen von Seong Gi-hun auf. Die Storyteller erweitern das Universum der Serie, indem sie neue Charaktere und Hintergründe einführen. Das ist richtig und macht auch Spaß. Aber während Gi-hun und Hwang Jun-ho weiterhin gegen die skrupellose Organisation kämpfen, bereiten sie in Tat und Wahrheit einzig den Boden für eine noch größere Auseinandersetzung vor. Das bedeutet für uns Zuschauer: Am Ende der Staffel abwarten, wie es weitergeht.
Man spürt meiner Meinung nach zu deutlich, dass Netflix die Kuh nun wirklich bis zum Umfallen melken will. Das finde ich auch in Ordnung, aber dabei sind für mich zwei Dinge aus den Augen geraten. Daran ändern all die – zugegeben sehr schlauen – Twists und Erweiterungen des Plots in Staffel 2 nichts. »Squid Game« hat uns Zusehende beim ersten Mal plattgemacht. Mit der Radikalität der Story. Mit dem unglaublichen Set-Design. Und mit einer Kompromisslosigkeit, die ihresgleichen suchte.
Bei einer zweiten Staffel hat sich dieser Effekt abgenutzt. Netflix und der Showrunner und Erfinder der Serie, Dong-hyuk Hwang (53) vertrauen zu sehr darauf, dies mit Brutalität und noch fieseren Psychotricks kompensieren zu können. Weil das so ist, das ist mein zweiter Punkt, machen sie sich sogar mit dem gemein, was sie vordergründig in »Squid Game« kritisieren wollen: Raubtierkapitalismus, Kommerz und Konsum um jeden Preis. Die hässliche Fratze der Geldmaschine auf Basis von Brot und Spielen, der sie die Maske vom Gesicht reißen wollen, tragen sie plötzlich selbst.
Gabriela Weingartner ist überzeugt, dass der Autor Patrick Süskind recht hat, wenn er sagt: »Man muss gescheit sein, um in der dummen Sprache des Films eine Geschichte klug erzählen zu können.«
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