Panavision Filmkameras und Objektive – der Atem von Hollywood

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Seit jeher eine technische Vision übersetzt in die Realität: Panavision Filmkamera | © Illustration: Pavel Sokolov

Kameras von Panavision sind mehr als nur Kameras. Sie sind ein Symbol für Hollywood und großes Kino schlechthin. Kaum ein Filmstar oder Regisseur, der sich nicht mit einer Kamera des bekannten US-Herstellers ablichten lässt. Zumal das Unternehmen die erste Filmkamera baute, mit dem Spielfilme komplett digital gefilmt werden konnten.

Panavision, beheimatet in den kalifornischen Woodland Hills, ist einer der weltweit wichtigsten Hersteller für professionelle digitale Kamerasysteme im High-End-Bereich. Gemeinsam mit weiteren Mitbewerbern wie ARRI, Sony und RED hat das Unternehmen einen wesentlichen Beitrag zur Digitalisierung von Filmaufzeichnungen geleistet.

Panavision

Die Marke Panavision steht für eine glorreiche, langjährige Geschichte. 1954 wurde das Unternehmen gegründet.

Super 70 MM Kamera | © Panavision / YouTube

Super Panavision 70 Camera

Die US-Firma ist bis heute einer der weltweit wichtigsten Kamera-Konstrukteur in englischsprachigen Ländern und Frankreich geblieben. Auch, wenn sie von der deutschen ARRI zunehmend bedrängt wird. Weltweit beschäftigt es 1300 Mitarbeitende. Diese erbringen Dienstleistungen sowohl für die Kinobranche als auch, weniger bekannt, für die TV-Industrie.

Bekannt wurde der Hersteller auch für das Filmformat 70MM und die erste Filmkamera, welche die Ablösung des analogen 35MM Film Formats einleitete. Damit trat das Unternehmen gewissermaßen in die Fußstapfen von Louis le Prince. Der Engländer entwickelte lichtdichte Gehäuse und baute 1888 das erste Aufnahmegerät für bewegte Bilder, das den Namen Film-Kamera verdiente und nicht nur für die Belichtung einzelner Bilder taugte.

Bei den Oscars ganz vorn mit dabei

Eine Analyse der für den weltweit wichtigsten Preis der Filmindustrie, der Oscar-Verleihung, zeigt den Stellenwert von Panavision im globalen Filmgeschäft. Von dem 2017 am häufigsten eingesetzten Kameratypen wurden von 10 nominierten Kinofilmen gerade mal 4 Produktionen ohne Mitwirkung von Equipment des Herstellers realisiert. Das schafft sonst nur noch die ARRI Alexa.

Ein Jahr später, 2018, zeigt sich ein ähnliches Bild: Hier spielt die Firma mit ihren Filmkameras bei 6 von 11 für den Oscar-nominierten Kinoproduktionen eine Hauptrolle.

Kein Kauf. Nur Miete!

Kameras von Panavision kann man seit jeher nur direkt vom Hersteller mieten, nicht aber kaufen.

Nebst eigenen Objektiven bietet der Hersteller auch zusätzliche, hoch spezialisierte Dienste an. So modifiziert man in Woodland Hills im Bereich MOS (Film Kameras, die für Tonaufnahmen zu laut sind) auch Konkurrenz-Modelle wie die Arriflex 435 und Arriflex 235.

Filmkamera Millennium Digital XL 8K von Panavision - erste Filmkamera
Millennium Digital XL 8K | © Panavision

Genesis und Millennium: Digitale Panavision Filmkameras

Bereits sechs Jahre vor dem Mitbewerber, 2004, entwickelte Panavision gemeinsam dem Hersteller Sony die digitalen Filmkameras Genesis, die ab 2005 erstmals für Hollywood-Filme eingesetzt wurde. Sie wurde später durch die Modellreihe Panaflex Millennium abgelöst. Auf die XL-Serie folgte die weiterentwickelte XL2.

Das neueste Modell der Reihe Film Kameras, die Millennium DXL (seit 2016) ist eine digitale Kamera mit einer Auflösung von 8K. Der in Zusammenarbeit mit Red Digital Cinema konzipierte Bildsensor bewegt sich im Bereich zwischen Super35 und 65MM. Die nur viereinhalb Kilogramm schwere Kamera (die Alexa bewegt sich ab 8,5 Kilogramm aufwärts) besitzt einen 35.5-Megapixel-Sensor und ist in der Lage, bis zu 60fps in 8K (8192 × 4320) aufzunehmen.

Die Millennium DXL ist nach Angaben des Unternehmens die erste Filmkamera, die 4K anamorphotisch mit 21 Megapixel aufzeichnen kann und dabei mit dem Linsensystem kompatibel sind (Sphero 65, System 65, Super Panavision 70, Ultra Panavision 70, sowie die neuen Primo 70 und Primo Artiste).

Kameras und Kameraobjektive

Panavision ist nicht nur Hersteller von Kameras und Verleiher. Das Unternehmen entwickelt und produziert erfolgreich auch Kameraobjektive. Dies lange schon, bevor die US-Firma die erste Filmkamera für professionelle digitale Aufnahmen entwickelte. Umgekehrt bleibt der Audio-Bereich bewusst anderen Spezialisten überlassen. Auch weil in diesem Segment – schon viel früher als beim Bild – der Ton vor der digitalen Transformation auf einem magnetischen Träger festgehalten wurde.

Kameraobjektive | © Panavision / YouTube

Making of a Panavision Lens

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Dieser Artikel wurde erstmals publiziert am 15.09.2019

Carlo Olsson 99 Artikel
Carlo Olsson begleitet die Herstellung von Filmen, Videos und TV-Serien im Auftrag von Unternehmen, Agenturen und Produktionsfirmen. In seiner Freizeit spielt er Eishockey und beschäftigt sich mit barocker Klangdramatik.

1 Kommentar

  1. Panavision stellte ursprünglich die anamorphotischen Objektive für Kinoprojektoren her. Als die Kameraabteilung von MGM aufgelöst wurde übernahm Panavision deren Mitchell-Kameras, vermietete und optimierte diese.

    Später wurden neue Film-Kameras unter Beibehaltung des bewährten Mitchell-Schaltwerks entwickelt. Dabei befand man sich spätestens ab den Siebziger Jahren im technischen Wettkampf mit Arri. Wobei Panavision sich zum größten Kunden von Arri wurde und diese für die eigenen Objektive adaptierte.

    In Sachen Kino ist Panavision deutlich hinter Arri und Red einzuordnen. Die Genesis stammte von Sony und die Millennium Digital XL ist kaum mehr als eine Red mit Panavision-Objektivanschluss.

    Heute ist Panavision eher als Verleiher mit eigenen Objektiven anzusehen.

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