Netflix besänftigt deutsche Produzenten bezüglich Full Buyouts in Service Agreements

Rechteübertragung Deutschland Netflix in der Krise?
Netflix in der Krise? | © Bildmontage: dreamtime

Netflix fordere von Produzenten bei einer Zusammenarbeit die Übertragung sämtlicher Rechte. Ungeachtet davon, dass bei einem sogenannten Full-Buy-out nach amerikanischen System das europäische Urheberrecht missachtet werde. So äußerten sich sinngemäß Vertreter deutscher Produktionshäuser an einer Podiumsdiskussion beim Filmfest in Hamburg. Anwesend war auch Netflix. Und widersprach.

Hamburg, 2. Oktober 2020

An einer Podiumsdiskussion, die im Rahmen des Filmfests Hamburg stattfand, äußerten sich Produzenten der Produktionsgesellschaften Komplizen Film und Constantin Film kritisch gegenüber Platzhirsch Netflix: Es sei üblich, dass im Rahmen eines sogenannten Service-Agreements sämtliche Rechte an den amerikanischen Streaming-Giganten übertragen werden müssten. Daran zeige sich, dass das amerikanische Konzept des Copyright nicht mit dem europäischen Urheberrecht vereinbar sei.

Der auf dem Podium anwesende deutsche Manager von Netflix, Wolf Osthaus, Director Public Policy für die DACH-Region, widersprach. Erstens sei es nach wie vor so, dass das Engagement von Netflix im Vergleich zu den klassischen TV-Stationen in Deutschland noch immer gering sei. Zweitens müsse aber auch festgehalten werden, so Osthaus, dass jede einzelne Zusammenarbeit individuell und unterschiedlich geregelt werde.

Entscheidend, erklärte Osthaus, sei für Netflix bei der konkreten Regelung der Zusammenarbeit und der Festlegung der dabei zu übertragenden Rechte eine ganze Reihe unterschiedlicher Faktoren. So käme es darauf an, in welcher Phase der Produktion Netflix jeweils eine Verpflichtung eingehe, wer der Produktionspartner sei und welches Potenzial und welche Vermarktungschancen man einem Projekt gebe.

Wenn die Produktionsfirma einige Rechte behält und Netflix dafür weniger bezahlen muss, ist das großartig!
Wolf Osthaus

Die Zusammenarbeit mit Streaming-Partnern wird für Produzenten in Deutschland zunehmend wichtiger. Netflix hat im Vorjahr bei insgesamt sieben Produktionen mit deutschen Produktionshäusern kooperiert, dieses Jahr sind es bereits 20 Serien und Filme, die in Deutschland mit Netflix produziert werden. Experten gehen davon aus, dass das Unternehmen seinen Anteil an ausländischen Produktionen zukünftig weiter erhöhen wird.

Damit einher sollte dann auch folgerichtig eine Verbesserung im Hinblick auf Transparenz einhergehen. So wissen heute oftmals auch die Produzenten einer Serie nicht, wie hoch die Zuschauerzahlen bei Netflix bei ihren eigenen Produktionen waren.

Aufzeichnung (Livestream) der Podiumsdiskussion | © Filmfest Hamburg / YouTube

EIGENPRODUKTIONEN VON NETFLIX & CO // Ein gutes Geschäft für europäische Produzent*innen?

Zu den heimischen Netflix-Produktionen gehören die mit einem Emmy prämierte Serie „Unorthodox“ von Regisseurin Maria Schrader, „Biohackers“ (bereits in der 2. Staffel), die Doku „Ein perfektes Verbrechen“ und „Barbaren“ (startet 23. Oktober).

Quelle: Filmfest Hamburg

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Dieser Artikel wurde erstmals publiziert am 02.10.2020

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2 Kommentare

  1. Guten Tag, Ich habe eine Netflix-Serie geschrieben. Können Sie sie anbieten? Mit freundlichen Grüßen, Alexander G.

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