Einen eigenen Kurzfilm drehen und an Film Festivals eingeben: so hast du damit Erfolg

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Auch beim Kurzfilm gilt: ohne Fleiß – kein Preis | © Foto Award: Pavel Sokolov

Die Wahrheit ist überaus fies! Denn ob du einen guten oder einen schlechten Kurzfilm drehst: der Aufwand, den du für das Drehen deines Filmes hast, ist in beiden Fällen meist annähernd gleich groß. Darum bist du gut damit beraten, die Weichen so zu stellen, dass dein (Kurz-)Film ein Erfolg wird. Was du dazu tun musst, erklärt dir dieser Filmpuls-Artikel.

Jeder heute erfolgreiche Filmemacher hat vor seiner Karriere davon geträumt, einen Film zu drehen. Viele Regisseure sind mit einem Kurzfilm ins Berufsleben gestartet. Aber auch wer keine Karriere-Ambitionen besitzt, dürfte Freude daran haben, wenn der gedrehte Film über den Freundeskreis hinaus ein größeres Publikum an einem Kurzfilm-Festival findet. Dieser Beitrag bietet dir dazu Tipps und wichtige Hilfestellungen.

„Nur“ einen Kurzfilm drehen?

Spontan möchte man immer einen Spielfilm drehen. Oder mindestens einen Film mit der Länge einer Serienfolge. Das heißt, mit mindestens 45 Minuten Länge, wenn nicht gleich mit 90 oder 120 Minuten. Klar kann man in der Zeit mehr erzählen. Trotzdem gibt es gute Gründe, zuerst einmal einen Kurzfilm zu drehen, dessen Länge zwischen 5 und 15 Minuten liegt.

Für jede Minute, die du als Film drehst, wirst du alles in allem etwa eine Woche Arbeit haben! Zumindest, wenn du ein Video in hoher Qualität drehen willst. Filme zu drehen, benötigt Zeit. Der Aufwand für die Dreharbeiten ist dabei meist noch kalkulierbar. Umgekehrt eine gute Geschichte zu finden, ein Drehbuch zu schreiben und später auch den Film technisch sauber nachzubearbeiten, das alles benötigt richtig viel Zeit.

10 Minuten Film ergeben am Ende zweieinhalb Monate Freizeit oder Ferien. Das bekommst du noch mehr oder weniger auf die Reihe. Für einen brauchbaren Spielfilm wirst du, auch wenn du das nicht glaubst, aber ein ganzes Jahr arbeiten. Das Risiko, dass dir dabei die Puste ausgeht, oder dein Team abspringt, ist dabei immens. Du willst aber nicht scheitern, sondern deinen eigenen Film drehen, richtig? Darum entscheide dich, erstmals einen Kurzfilm zu drehen. Dann hast du schon sehr viel richtig gemacht.

Video: Tipps, wie man einen eigenen Film dreht | © arktis.de / YouTube

Wie dreht man einen Film? | 10 Tipps für deinen eigenen Kurzfilm

Die Idee für deinen eigenen Film finden

Profis drehen pro Drehtag eine bis drei Minuten Film. Halt! Wirst du jetzt sagen: „Es wurde doch eben gesagt, pro Minute Film muss ich einen Monat Zeit investieren!“ Der Widerspruch ist keiner. Die erwähnte Faustregel – alles langjährige Erfahrungswerte – setzt sich aus folgenden Richtwerten zusammen:

1 Minute Film entspricht auf Einsteiger-Niveau

  • 1.5 Wochen Kreativarbeit (Filmidee, Treatment, Drehbuch)
  • 1.5 Wochen Drehvorbereitungen (inkl. Castings, Drehorte)
  • 1 Drehtag
  • 4  Tage Nachbearbeitung

Klar ist das großzügig und mit Reserven gerechnet. Das muss aber so sein: Alles, was du tust, machst du schließlich das erste Mal, denn es geht ja gerade darum, dass du deinen ersten eigenen Film drehst. Du wirst viele Dinge lernen müssen, und auch dies benötigt Zeit. Und Spaß soll auch noch dabei sein. Atemlos gegen die Stoppuhr rennen zu müssen, ist dafür keine gute Voraussetzung.

Das Wichtigste, um deine Filmidee zu finden, ist zu akzeptieren, dass du dafür viel Zeit budgetieren musst. Ideen haben, ist keine schwierige Sache. Aber Erfolg hat dein Filmdreh nicht mit einer Idee, sondern nur mit der richtig guten Idee und einem noch besseren Drehbuch. Gut ist die Idee, wenn sie originell, einzigartig, durchdacht, umsetzbar und großes Kino ist. Auch muss letztlich nicht nur die Idee begeistern, sondern das Drehbuch. Und zwar nicht dich, sondern das Publikum, also Leute, welche nicht zu deinem Freundeskreis zählen.

Die Idee für deinen Kurzfilm ist das Rückgrat. Das Drehbuch sind die Knochen. Erst wenn sich alle Teile am richtigen Ort befinden, wird deine Idee aufrecht gehen können. Nur dann. Hinkt sie, solltest du nicht einmal daran denken, den Film zu drehen. Drehbuch schreiben ist das A und O.

Das Team

Allein einen Film zu drehen funktioniert nur beim Dokumentarfilm. Hast du einen Kurzfilmdreh mit einer Spielhandlung vor den Augen, benötigst du für die Dreharbeiten ein Team. Dieses zu finden gelingt mit weniger Mühe, mit einem Drehbuch, das Begeisterung auslöst. Nur schon darum, weil dein Team bei einem Kurzfilm keine oder nur eine symbolische Abgeltung für seine Mitwirkung beim Film drehen bekommen wird.  Hinzu kommt: Eine Filmcrew anzuleiten, die eine Vision teilt, ist sehr viel einfacher, als wenn diese für dein Vorhaben nicht Feuer und Flamme ist.

Möglicherweise gelingt es dir sogar, mit einer außergewöhnlichen Filmidee den einen oder anderen Filmprofi für deinen Kurzfilmdreh zu begeistern.

Filme drehen mit Darstellern

Wenn du einen fiktive, also erfundene Handlung beim Filmdreh erzählst, musst du Darsteller finden. Auch dafür ist wiederum die Qualität des Drehbuchs entscheidend. Dies gilt ganz besonders, wenn du professionelle Schauspieler*innen für einen Gastauftritt in deinem Kurzfilm begeistern willst.

Viele Absolventen von Schauspielschulen und Talente bei Casting-Agenturen warten auf eine Chance, ihr Können mit einem Auftritt oder sogar einer Hauptrolle in einem vielversprechenden Kurzfilm zu beweisen. Ist dein Drehbuch wasserdicht, darfst du damit auch Ausbildungsstätten und Agenturen anfragen.

Kamera und Technik

Das Bild soll scharf sein, der Ton verständlich. Auch bei der Wahl der Einstellungsgrößen und Perspektiven sowie der Lichtführung darf man sich beim Dreh eines (Kurz-)Filmes an Fernseh- und Kinofilmen und Serien orientieren. So weit, so klar. Aber ab hier droht Gefahr:

Die tiefste Falle, in welche noch immer die Mehrzeit der Kurzfilmemacher fällt, ist dennoch die Technik. Sehr viele Menschen, die erstmals einen eigenen Film drehen, verstehen nicht, dass nicht das Filmequipment beim Filme drehen über den Erfolg entscheidet. Es ist immer die Story. Die Filmtechnik dient der Story. Immer! Alles andere kennzeichnet den Schmalspurfilmer (Amateur).

Video: Typische Anfängerfehler beim Kurzfilm | © Wie geht Media / YouTube

Sorge dich darum nicht, ob du mit 4K oder 8K drehst. Selbst mit 100K wird aus einer dämlichen, langweiligen Geschichte kein Festivalerfolg. Hervorragende Filme drehen kann man ohne hervorragende Technik und mit handelsüblichen Kameras. Investiere dein Geld nicht in eine teure Kamera. Wenn schon, dann lieber in Drehorte oder einen Drehbuch-Coach.

Der Filmdreh

Je besser die Vorbereitung, desto einfacher ist es, einen Film zu drehen. Der Filmdreh ist nicht nur beim Kurzfilm der erste Moment der Wahrheit. Erstens prallen hier Realität und Vision aufeinander. Zweitens ist die Logistik bei jedem Filmdreh, auch beim Kurzfilm, immer ein Horror. Parkplätze und Drehbewilligungen, wechselnde Lichtverhältnisse und fehlende Toiletten lauern wie Trolle hinter jeder Ecke.

Wer einen Film dreht, benötigt dazu nicht nur Ausdauer und viel Nerven. Noch weit mehr als diese Dinge, das geht zu oft vergessen, hilft Gelassenheit und vor allem: Humor. Ein Filmdreh ist ein Abenteuer. Wer diesen wilden Ritt genießen kann, findet dabei auch die Energie, sich auf die wirklich wichtigen Dinge zu konzentrieren. Kurzfilme drehen, so lautet das Learning, offenbart schnell einmal, wer Willenskraft mit Sozialkompetenz zu verbinden versteht.

Wer dies meistert, besitzt eine wichtige Voraussetzung für Erfolg auch beim Dreh von längeren Filmen.

Die Nachbearbeitung

Die erste Stunde der Wahrheit ist der Dreh. Die zweite Stunde, die Nachbearbeitung. Montieren lässt sich nur, was man gedreht hat. Was linkisch beim Filmdreh inszeniert ist, lässt sich zwar zu einem gewissen Grad im Schnitt „schön schneiden“. Aber nicht immer retten. Gleiches beim Ton: wo gute Tonaufnahmen gescheitert sind, kommt der beste Filter in der Tonbearbeitung an seine Grenzen.

In der Filmbearbeitung lauert zudem – wie beim Kurzfilm drehen – die Technikfalle auf den Anfänger. Spielereien mit dem Titel, Digitaleffekte und ein bombastischer 3D-Vorspann sind sichere Anzeichen dafür, dass nicht die Story und die Filmerzählung im Vordergrund stehen. Bei Kurzfilmen, und nicht nur da, verzichtet man besser auf solche Spielereien. Erfolgreich ist mit Kurzfilmen, wer sich als Storyteller beweist. Für eine Karriere als Editor benötigt man keinen eigenen Film zu drehen.

Niemals ohne Nachdreh!

Gerade weil man beim Dreh des eigenen Filmes viele Fehler begeht, und auch viele Fehler machen darf, weil man nur so lernt, ist das, was nun kommt, etwas vom allerwichtigsten beim Filme drehen! Nicht nur für einen Kurzfilmdreh.

Was tut man, wenn man im Schnitt oder bei der ersten Visionierung seines Videos feststellt, dass eine Szene nicht funktioniert oder eine Stelle im Drehbuch anders hätte geschrieben werden sollen?

Die falsche Antwort lautet: ändern kann man das nicht mehr, es bleibt nur die Erkenntnis und der Ärger. Richtig ist: weil du als kluger Kopf diesen Artikel über Filme drehen gelesen und verstanden hast, hast du schon vor vorn herein einen oder zwei Tage für einen Nachdreh eingeplant.

Damit hast du dir die Luft verschafft, jetzt in Ruhe zu überlegen, was du bei diesem, dem Hauptdreh nachgelagerten Filmdreh, noch an zusätzlichem Material filmen musst. So wird aus deinem guten Film ein hervorragender Kurzfilm.

Den Kurzfilm an Festivals eingeben

Ist dein Film als Vorführkopie online verfügbar, kannst du daran denken, den nächsten Schritt anzugehen: die Eingabe bei Kurzfilm-Festivals. Denke daran, dass auch viele etablierte Festivals für Spielfilme eine eigene Kategorie für Kurzfilme haben.

Die wichtigsten Festivals für Kurzfilme findest du in unserem Award-Kalender aufgelistet.

Besonders bekannt sind in Deutschland: Internationale Kurzfilmtage Oberhausen, internationales Kurzfilm-Festival Berlin, internationales Kurzfilmfestival Hamburg, europäische Kurzfilmbiennale Ludwigsburg, Regensburger Kurzfilmwoche, Bunter Hund – Internationales Kurzfilmfest München, Shocking Shorts Award (ebenfalls München), Crank Cookie Kurzfilmtage (Passau), Eat My Shorts – Hagener Kurzfilmfestival; sowie in Österreich: Lange Nacht des kurzen Films (Hard), Vienna Shorts (VIS, Wien), shnit International Shortfilmfestival (Wien); in der Schweiz: Internationale Kurzfilmtage Winterthur, Schweizer Jugendfilmtage Zürich, One Minute Film & Video Festival (Aarau)

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Dieser Artikel wurde erstmals publiziert am 03.11.2021

Carlo Olsson 99 Artikel
Carlo Olsson begleitet die Herstellung von Filmen, Videos und TV-Serien im Auftrag von Unternehmen, Agenturen und Produktionsfirmen. In seiner Freizeit spielt er Eishockey und beschäftigt sich mit barocker Klangdramatik.

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