Das Kino nach Corona

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Aufbruch nach historischem Einbruch? Das Kinogeschäft nach Corona | © Illustration: Pavel Sokolov

Die Kinobranche hat wohl das schwerste Jahr ihrer Geschichte hinter sich. Die Coronapandemie, die mit der Schließung der Filmhäuser einherging, hinterließ in Deutschland bei den Kinos einen Umsatzeinbruch von einer Milliarde Euro. Das Coronavirus wirbelte weit mehr als nur Hollywood durcheinander. Streaming-Angebote nutzten das Kinoverbot, um die Lücken zu schließen und sich Marktanteile zu sichern.

Viele Filmtheater schlossen ihre Pforten für immer und sogar die Verleihung des Oscar lief im kleinen, intimen Rahmen ab. Dass das Desaster nicht noch weitaus schlimmere Folgen für die Filmwelt mit sich brachte, sei den Überbrückungshilfen und dem Kurzarbeitergeld des Staates gedankt.

Nun sollen am 1. Juli wieder deutschlandweit die Kinos öffnen. Zumindest will es so der Branchenverband HDF Kino, der mit seinen 600 Mitgliedern die Mehrheit der Kinobetreiber vertritt. Doch wie wird die Kinolandschaft nach den langen Schließungen aussehen?

Eine Branche im Aufbruch?

Die Impfkampagne schreitet voran und die deutschen Kinos öffnen ihre Pforten, um das so lange abstinente Publikum wieder zu begrüßen. Seit Frühjahr 2020 wurden die Kinostarts mehrerer superteurer Produktionen wie der neueste James Bond Streifen „Keine Zeit zu sterben“ immer wieder verschoben.

Die Hoffnung der Filmschaffenden beruht inzwischen darauf, dass sich das Cinema als wandelfähig zeigt. Das Alleinstellungsmerkmal „Filme schauen in Gemeinschaft“ mit all seinen sozialen Aspekten soll dabei über die Vereinsamung, die bei Netflix & Co gegeben ist, die Oberhand gewinnen.

Kino auch nach Corona nicht tot

Trotz der Verwerfungen des Pandemiejahres bleibt Christine Berg, die Verbandschefin der Kinobetreiber, optimistisch und schaut mit Zuversicht in die Zukunft. Zwar sei die Situation dramatisch und in 126 Jahren Kinohistorie ist es das erste Mal gewesen, dass Kinos ihr größtes Plus in schwierigen Zeiten nicht umsetzen konnten – für alle Menschen da zu sein.

Doch mit der Wiedereröffnung setzt sie darauf, dass die Zuschauer sich freuen werden, wieder in die Kinos zu strömen. Neue Filme aller Genres warteten darauf, den Deutschen einen heißen Herbst”zu bescheren.

Streamingdienste könnten für Verdrossenheit sorgen

Das Credo ist die Vorstellung, dass auch die digitalen Möglichkeiten und die Gewöhnung an Fernsehen im Internet das Kino nicht stoppen könnten. Berg glaubt dabei an einen Sättigungseffekt. Wenn die 50. Serie angeschaut wurde, wollten die Menschen wieder raus und Kino erleben. Zusammen mit Mitmenschen im dunklen Saal zu sitzen und sich nicht ablenken zu lassen, das hat so nur das Kino zu bieten.

Das Kino streamt zurück

Besonders die kleinen Programmkinos, welche die Pandemie überlebt haben, werden versuchen, die Streams in ihr Programm zu integrieren. Dabei können z. B. Netflixtitel als Zugpferd dafür sorgen, die Umsätze wieder auf ein erträgliches Maß zu hieven, schaffen sie doch die notwendige Aufmerksamkeit.

Seit Februar 2021 streamt das Programmkino „Wolf“ aus Berlin als eines der ersten der Republik auf seiner Webseite eine kuratierte Auswahl. Dabei seien es laut Aussage der Betreiberin Verena von Stackelberg gerade die unbekannten Produktionen, die anderswo nicht liefen, welche von den Fans für 4,50 € pro Film heruntergeladen werden.

Geht bei der Vermarktung die Exklusivität verloren?

Das Verhältnis zu den Streaming-Diensten hat allerdings eine Kehrseite, deren Auswirkungen sich erst in Zukunft zeigen werden. Dabei geht es um die Vermarktung. Für die Kinos bleibt es von Interesse, dass neue Produktionen erst eine Zeit exklusiv auf der großen Leinwand zugänglich sind. Sollte sich der inzwischen eingebürgerte Trend, dass Filme schon kurz nach dem Start bereits den Streaming-Diensten zur Verfügung gestellt werden, fortsetzen, geht das zulasten der Kinobetreiber.

Uneinheitliche Regelungen der Bundesländer

Führte das föderale Umfeld der Berliner Republik schon bei den Maßnahmen gegen die Pandemie an sich zu Ungereimtheiten, sieht der Verband dieses Problem auch für den Neustart des Kinos. Die nicht mehr durchschaubaren Länderregeln führten zu ungerechten Bedingungen in Hinsicht auf Besucherzahl, Maskenpflicht und sonstigen Beschränkungen. Hier ist die Politik in der Pflicht, auch die Kinobetreiber bieten Hygienekonzepte an und eine Besuchernachverfolgung ist aufgrund von Onlinebestellungen problemlos möglich.

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Dieser Artikel wurde erstmals publiziert am 23.06.2021

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