Drei Jahre und 1 Milliarde Zuschauer später ist es so weit: »House of the Dragon«, liebevoll mit HotD abgekürzt, der Spin-off zur Erfolgsserie Game of Thrones (GOT) von HBO ist da! Unser Filmkritiker, der sich selbst als Hardcore-Fan bezeichnet und sich jede der 73 Episoden der Vorgängerserie schon dreimal angeschaut hat, hat sich den Auftakt der ersten Staffel des Prequels für dich reingezogen – und war schockiert.
Königsmund (im Original: King’s Landing) war schon immer ein Versprechen und eine Drohung zugleich. Das ist bei »House of the Dragon« nicht anders. Die Handlung der neuen Serie spielt zwei Jahrhunderte vor den bekannten Ereignissen. Sie konzentriert sich dabei auf den Aufstieg und Fall des Clans der Targaryen und ist damit gewissermaßen die genetische Bauanleitung zu Höhenflug und Absturz der charismatischen Daenerys Targaryen, deren Verirrungen und zunehmende Verwirrungen immer für Überraschungen gut waren.
Und dann das!
Keine 30 Minuten nach dem Start von „Die Erben des Drachen“, so der vielversprechende Titel von Episode 1 der Staffel 1 von »House of the Dragon«, habe ich mich bei der Frage ertappt, ob ein Glas Rotwein vielleicht helfen würde. Nun aber weiß man als ehemaliger Exponent aus der Unterhaltungsindustrie am Beispiel diverser furchterregender Schicksale nur allzu gut, dass Alkohol keine Antworten gibt und einzig dabei hilft, quälende Fragen nicht ganz so ernst zu nehmen. Also visionierte ich ohne Hilfsmittel weiter, vorausgesetzt, man ordnet Verstärker und Surround-Anlage nicht in diese Kategorie ein, und klammerte mich an die Kino-mäßige Tonspur.
„House of the Dragon“ (deutsch: Das Haus des Drachen), erzählt die blutige Geschichte des berüchtigten Hauses Targaryen, das Westeros jahrhundertelang mit Terror, Feuer und Rache regierte. Die Serie umfasst – sofern sie der Buchvorlage „Fire & Blood“ von GOT-Autor George R.R. Martin folgt – auch die Zeit des Bürgerkriegs in Westeros, der durch einen Streit innerhalb der Familie der Drachen reitenden Royals ausgelöst wird.
Ansehen
WOWSky Go
★★★★★ = empfehlenswert | ★ = kaum sehenswert Credits & Filmdaten von | Nutzung erfolgt eigenverantwortlich
George R.R. Martin, der auch hier (zusammen mit Ryan J. Condal) für den Plot verantwortlich zeichnet, ist nichts vorzuwerfen: Die Konstruktion der Handlungslinien von »House of the Dragon« ist solide und das perfekte Sprungbrett für eine Fantasy-Fernsehserie. Auch die Schauplätze von HotD sind gewohnt qualitativ hochwertig, und die flammenwerfenden Vorfahren von Drogon, Viserion und Rhaegal garantieren weit mehr Gänsehaut als alle Echsen in Jurassic World zusammen in einen Topf geworfen.
Wir erzählen die Geschichte eines Generationenkonfliktes. Die Serie ist so aufgebaut, dass man, wenn der erste Schwerthieb fällt, alle Akteure versteht. Ryan Condal
Showrunner
Das alles könnte bei HotD für einen riesigen, und gewohnt absurd blutigen, Serienspaß sorgen. Nur sind da leider noch die Schauspieler:innen. Diese sind wie die Komparsen, mit und ohne Kostüm, nett anzusehen – erscheinen aber auf seltsame Weise austauschbar und klischiert.
Warum „House of the Dragon“ ist, wie es ist
zz. Bei „House of the Dragon“ haben die Verantwortlichen eine von drei Möglichkeiten gewählt, nämlich den Sprung über zweihundert Jahre zurück zur „Story vor der Story“. Dieser Zeitraum ist klug gewählt. Er gewährt einerseits die für einen erfolgreichen Spin-off erforderliche erzählerische Freiheit, bewegt sich für den Zuschauer aber noch in einer gefühlten Nähe zum bisher Bekannten.
Die zwei anderen Optionen für einen Spin-off von „Game of Thrones“ hätten darin bestanden, die bisherigen Handlungslinien mit neuen Hauptfiguren und damit aus einer neuen Perspektive weiterzuerzählen. Oder – Westeros und seine Bewohner bieten dazu genügend Raum – von einer linearen Erzählung (ungeachtet ob rückwärts oder vorwärts) abzusehen und eine komplett neue Geschichte zu erzählen, losgelöst von Kampf um die Vorherrschaft in den sieben Reichen.
Wie man für seine Fans ein lukratives Universum baut, haben die Marvel Studios vorgemacht. Stimmen die Gerüchte, sind nebst HotD weitere sieben Spin-off-Serien in Planung. Ob es HBO gelingt, dieses Erfolgsmodell zu kopieren, wird sich zeigen.
Die für HotD handlungstragenden Hauptfiguren Prinzessin Rhaenyra Targaryen (Emma D’Arcy), Prinz Daemon Targaryen (Matt Smith) und Prinzessin Rhaenys Velaryon (Eve Best) bewegen sich entlang der Storyline, als wären sie handgeführte Marionetten der Augsburger Puppenkiste. Noch mitten im komplexen Handlungsaufbau von »House of the Dragon« beschleicht einem das irritierende Gefühl, hinter dem Dekor würde die alte Garde der einstigen Schauspieler auf ihren Auftritt warten. Wenig später hofft man darauf und wünscht sich das sogar so sehr wie König Viserys Targaryen (Paddy Considine) auf einen männlichen Nachfolger hofft. Weil gute Schauspieler nicht spielen, sondern sind. So wie Drachenfürze keine sind, wenn sie nach Veilchen duften müssen.
Nina Gold, bei der Vorgängerserie noch für das Casting zuständig, ist denn auch mit ihrem Team nicht mehr in den Credits von »House of the Dragon« zu finden. Auch die zwei prägenden Showrunner David Benioff und D. B. Weiss fehlen in Vorspann und Abspann von HotD. Den 24 (!) Produzenten, die IMDB nennt, ist es leider mit Emmy-Gewinner Miguel Sapochnik und Ryan Condal nicht gelungen, der Serie in Episode 1 eine Startrampe zu bauen, die den Zuschauer auf magische Weise einsaugt und bei HotD in neue Sphären katapultiert. Die stimmige Bildsprache des in München geborenen deutschen Kameramanns Fabian Wagner und die Regie können dagegen bedauerlicherweise nichts ausrichten – und diese Funktionen werden bei späteren Folgen noch in weniger erfahrenere Hände wechseln.
HBO, umgekehrt, hat zu Recht, noch während ich diese Worte in der spätsommerlichen Affenhitze in die Tastatur schlage, in einer Pressemeldung vermeldet, noch nie hätte ein Serienstart so viele Zuschauer (9,986 Millionen) verbuchen können, wie bei „Die Erben des Drachen“.
An der Richtigkeit dieser Meldung zweifle ich keine Millisekunde. Man darf in diesem Zusammenhang – jenseits von aufpolierter Öffentlichkeitsarbeit – aber auch festhalten, was den Erfolg einer Serie wie HotD ausmacht. Es ist nicht Folge 1. Logisch, dass bei 1 Milliarde Zuschauer, die das Finale von „Game of Thrones“ gesehen haben, eine schwindelerregende Anzahl Menschen sehen will, was es mit der Nachfolgerserie auf sich hat. Auch „Der Prinzrebell“, Episode 2, wird bei den Zuschauerzahlen noch von diesem Effekt profitieren.
Erst bei Folge 3, spätestens 4, zeigt sich dann, wer dranbleibt. Eine Schwalbe, selbst wenn sie ein Drache ist, macht bekanntlich noch keinen Sommer. Das, immerhin, bietet der hart gesottenen Fangemeinde doch noch Grund anzunehmen, bei »House of the Dragon« kommt in Zukunft alles gut, sprich: richtig schlimm.
Die Streamingrechte von „House of the Dragon“ liegen bei Sky. Die neue Serie lässt sich darum in Deutschland mit dem Sky Entertainment Plus Abo oder online über den neuen Sky-Streamingdienst WOW ansehen.
Zachery Zelluloid war in der Unterhaltungsindustrie tätig. Er schreibt unter Pseudonym, weil er weder vertraglichen Schweigepflichten verletzen, noch das wirtschaftliche Fortkommen der Berufsgattung Anwalt fördern oder Freunde brüskieren will. Sein richtiger Name ist der Redaktion bekannt.
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3 Kommentare
Wir taten es uns leider an, einige Folgen dieser furchtbar langweiligen Serie anzuschauen! Bis auf schreckliche Geburtsszenen geschah nichts Aufregendes. Extrem viele (austauschbare) Fieslinge, die man kaum auseinanderhalten kann. Diese plappern ununterbrochen in ihrer Gier um Macht. Diese sehr handlungsarmen, unlogisch aufgemachten Serienfolgen mit Schauspielerin, die bald wieder ausgewechselt wurden, sind eine Zumutung sogar für Zuschauer, die sich an die hohlen Intrigen von Dschungelcamp gewöhnt sind. Die stellen bei HOT nun überrascht fest, dass dieses Niveau tatsächlich noch unterboten werden kann. Darum: „Nie wieder House of the Dragon“.
Wir hatten es uns als glühende GoT Fans auch angetan. Jenes unsägliche Drachenhaus und wurden schwer enttäuscht. Nachdem wir uns eine Staffel lang durch die Folgen gequält haben (übrigens ging das nur mit entsprechend viel Rotwein), gaben wir entnervt auf. Die Figuren haben NULL Motive, geschweige denn Motivation. Den Zuschauer erwartet ein wirres Durcheinander irgendwelcher Handlungsstränge, die niemanden berühren und trotz manch abartiger Brutalität (siehe Geburtsszene) völlig kaltlassen. Weil beinahe alles in HoD egal ist, stört die mangelnde Stringenz der Protagonisten dann auch nicht mehr. Fazit: Man wünscht sich so sehr die Rückkehr der wunderbaren Charaktere der Lennisters und Starks, von Danaerys über Tyrion zu John Schnee und viele der anderen unvergesslichen Figuren und verbringt stattdessen seine Zeit mit Pappkameraden, deren Schicksale einem völlig gleichgültig bleiben. Schade um die wunderbaren Drachen. Was hätte man daraus alles machen können!
Langweiliger Aufguss, um noch mal Kasse zu machen, leider nicht mit G O T zu vergleichen. Schöne Idee, die Geschichte von vor 200 Jahren zu erzählen, damit der gesamte Game-of-Thrones-Kosmos etwas Struktur erhält, für mich persönlich jedoch nicht unbedingt sehenswert.
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Wir taten es uns leider an, einige Folgen dieser furchtbar langweiligen Serie anzuschauen! Bis auf schreckliche Geburtsszenen geschah nichts Aufregendes. Extrem viele (austauschbare) Fieslinge, die man kaum auseinanderhalten kann. Diese plappern ununterbrochen in ihrer Gier um Macht. Diese sehr handlungsarmen, unlogisch aufgemachten Serienfolgen mit Schauspielerin, die bald wieder ausgewechselt wurden, sind eine Zumutung sogar für Zuschauer, die sich an die hohlen Intrigen von Dschungelcamp gewöhnt sind. Die stellen bei HOT nun überrascht fest, dass dieses Niveau tatsächlich noch unterboten werden kann. Darum: „Nie wieder House of the Dragon“.
Wir hatten es uns als glühende GoT Fans auch angetan. Jenes unsägliche Drachenhaus und wurden schwer enttäuscht. Nachdem wir uns eine Staffel lang durch die Folgen gequält haben (übrigens ging das nur mit entsprechend viel Rotwein), gaben wir entnervt auf. Die Figuren haben NULL Motive, geschweige denn Motivation. Den Zuschauer erwartet ein wirres Durcheinander irgendwelcher Handlungsstränge, die niemanden berühren und trotz manch abartiger Brutalität (siehe Geburtsszene) völlig kaltlassen. Weil beinahe alles in HoD egal ist, stört die mangelnde Stringenz der Protagonisten dann auch nicht mehr. Fazit: Man wünscht sich so sehr die Rückkehr der wunderbaren Charaktere der Lennisters und Starks, von Danaerys über Tyrion zu John Schnee und viele der anderen unvergesslichen Figuren und verbringt stattdessen seine Zeit mit Pappkameraden, deren Schicksale einem völlig gleichgültig bleiben. Schade um die wunderbaren Drachen. Was hätte man daraus alles machen können!
Langweiliger Aufguss, um noch mal Kasse zu machen, leider nicht mit G O T zu vergleichen. Schöne Idee, die Geschichte von vor 200 Jahren zu erzählen, damit der gesamte Game-of-Thrones-Kosmos etwas Struktur erhält, für mich persönlich jedoch nicht unbedingt sehenswert.