Das Filmgenre beschreibt bei Spielfilmen generell, welchen kategorischen Schwerpunkt sie haben – etwa Humor oder Science-Fiction. Dahinter kommt jedoch das Movie Theme bzw. das Filmthema und damit das eigentliche Grundgerüst der Story.
Was haben Sigourney Weavers Paradefigur Ellen Ripley, dazu John Rambo und Jamie Foxx’ Django mit John Wick gemeinsam – obwohl all diese Charaktere in völlig unterschiedlichen Genres zu finden sind? Sie haben ein ähnliches Leitmotiv, einen Beweggrund, eine Vorgehensweise. Just dadurch definiert sich das Filmthema und damit die Schnittstelle zwischen dem generellen Genre einerseits sowie dem konkreten Filmplot andererseits.
Was unterscheidet das Filmthema von Genre und Plot?
Drehbuchautoren, Regisseure, Filmproduzenten und Distributoren unterscheiden zwischen Filmthema (Theme), Genre und Plot. Die drei Begriffe helfen im Entertainment-Business, die Erwartungen des Publikums gezielt zu erfüllen.
Umgekehrt kann, wer die Bezeichnungen kennt und versteht, als Filmfan auch ganz gezielt nach Filmen und Serien suchen, die perfekt den eigenen Vorlieben entsprechen. Dabei ist die Unterscheidung ganz einfach:
- Das Genre umfasst die generelle Gattung eines Filmes. Unter anderem: Science-Fiction, Kriminalfilm, Action- oder Horrorfilm.
- Das Theme ist das Leitmotiv innerhalb eines Filmes. Das generelle Grundgerüst, um das sich die Handlung dreht. Dadurch ist das Thema auch unabhängig vom Genre, weil gleiche Themen auch in unterschiedlichen Genres beleuchtet werden können. Ein Paradebeispiel für solche Filme ist das Glücksspiel. Denn je nachdem, wie es angefasst wird, kann es entweder ein (Spionage-) Thriller sein (Casino Royale), eine Kriminalkomödie bzw. Heist Movie (Ocean’s Eleven), ein Drama (21) oder auch ein epischer Krimi (Casino). Dabei sei angemerkt, dass ein einzelner Film auch Mischformen von Themen beinhalten kann, wenngleich meist eines beherrschend ist.
- Der Plot hingegen ist die konkrete Story bzw. Handlung dieses einen Filmes. Also das, was der Drehbuchautor hinsichtlich der Vorgabe des Genres und des Themas konkret verfasst. Abermals ein Beispiel: Zwar gibt es mehrere Filme aus der Ocean’s-Reihe, die sich in Genre und Thema stark ähneln, jedoch immer einen unterschiedlichen Plot haben.
Dabei ist es dem Thema eines Filmes immer zu eigen, dass es auf eine tiefgreifende und menschliche Erfahrung zurückgeht – selbst, wenn diese vollkommen unrealistisch sein sollte. Aus genau diesem Grund gibt es auch eine ganze Reihe von Themes, die trotz enormer Differenzen hinsichtlich ihres Genres und des Plots immer wiederkehren – die aber dennoch nicht wirklich langweilig werden. Sofern es Regisseur und Drehbuchautor gelingt, das Thema immer wieder von einer neuen Seite zu beleuchten.
Doch welches sind denn diese Themen, die seit den allerersten Tagen des bewegten Filmes immer wieder auf der Leinwand erscheinen? Die wichtigsten Filmthemen zeigen wir jetzt – wenngleich angemerkt sein muss, dass es insgesamt mehrere Dutzend Movie Themes und Unterthemen gibt.
Warnung:
Auf den folgenden Zeilen werden immer wieder Beispiele aus existierenden Filmen genannt. Dadurch ist es unvermeidlich, dass dabei gespoilert wird. Um die jeweiligen Passagen überlesen zu können, markieren wir alle anschließenden Filmtitel mit fett gedruckter Schrift.
1 Aufopferung für andere oder ein höheres Gut
David Ayers Kriegsfilm Fury (Herz aus Stahl) ist eines der besten jüngeren Beispiele für das Filmthema der Aufopferung: Die Crew des namensgebenden Panzers erkennt im Filmverlauf, dass sie und ihre (nicht fahrbereite) Maschine das Einzige sind, was zwischen den eigenen, nur schwach gesicherten, rückwärtigen Truppen und einer starken deutschen Einheit steht, die auf diese zumarschiert.
Obwohl der Crew angesichts dieser Umstände klar ist, dass sie die Aktion mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht überleben wird, stellt sie den Deutschen eine Falle und dezimiert sie dadurch so stark, dass sie keine Gefahr mehr darstellen. Bis auf eine Person kommen dabei alle der fünf Crewmitglieder ums Leben.
Dabei ist das Thema Aufopferung also davon geprägt, dass die Handelnden ihre eigenen Status quo zum Wohle von etwas oder jemand aufgeben. Das kann Gesundheit bzw. Leben sein, umfasst aber auch andere vorteilhafte Dinge, etwa Reichtum, Freiheit, Geld oder den Beruf. Der Motivator ist immer, diesen „Luxus“ aus altruistischen Gründen aufzugeben.
2 Mensch versus Technik
Der erste Terminator -Film ist ein hervorragendes Beispiel für dieses Filmthema und dafür, dass es auch Vermischungen geben kann – denn Kyle Reese opfert sich letztlich für Sarah Connor, damit John Connor und letztlich die gesamte Menschheit auf und spielt gleichzeitig die Rolle des Guten in einem Kampf gegen das Böse.
Dabei ist dem Mensch-vs.-Technik-Thema regelmäßig zu eigen, dass der Mensch in diesem Movie Theme als schwächerer Gegner dargestellt wird, der nur durch diverse Inhalte des Plots die Oberhand gewinnen kann. Wenn
Will Smith in I, Robot nicht selbst diverse robotische Verbesserungen hätte, hätte er gegen die „echten“ Roboter eine noch viel geringere Chance. Häufig, wenngleich nicht immer, werden durch das Thema auch moralische Fragen zur Zukunft aufgeworfen. Etwa, was Menschlichkeit überhaupt ausmacht.
3 Das größte aller Filmthemen: Liebe in allen Facetten
Jack gibt Rose in Titanic den Platz auf der im eisigen Wasser treibenden Tür: Zwar ein seit 1997 konstant im Internet diskutiertes und selbst von den „Mythbusters“ auseinandergenommenes Faktum (der Platz reichte aus, an der Tragfähigkeit der Tür gibt es jedoch Zweifel) und abermals ein Opfergang; aber dahinter steckt hauptsächlich pure Liebe.
Denn Liebe ist eine der stärksten menschlichen Emotionen. Damit ist sie auch ein vielfältig einsetzbares Filmthema. Dabei muss es auch nicht automatisch um die klassische romantische Liebe zweier Personen zueinander gehen. Auch alle anderen Liebesformen (etwa Elternliebe) können genutzt werden. Häufig ist Liebe auch der Motivator für die Protagonisten, eigentlich fest zementierte Hindernisse zu überwinden.
4 Das klassische Filmthema: Gut gegen Böse
Luke Skywalker gegen Darth Vader in Star Wars, Bruce Willis gegen Hans Gruber (und seine Mannen) in Die Hard (Stirb Langsam) oder Ash gegen die Army of Darkness (Die Armee der Finsternis / Tanz der Teufel 3).
So profan und meist gewalttätig dieses Filmthema auf den ersten Blick anmuten mag, so sehr steckt dahinter ein philosophischer Kampf, der so alt ist wie die Menschheit. Je nach Art des Filmes kann auch dies wieder in thematisches Cross-over sein. Beispielsweise in Richtung:
5 Der Held als Movie Theme
Batman bekämpft den Joker in The Dark Knight. Eigentlich eine Gut-Böse-Geschichte aus dem Lehrbuch. Allerdings ist Batman von Anfang an nicht eine gute Person, sondern wird explizit als Held charakterisiert – nach diesem Schema funktionieren auch praktisch alle anderen Superheldenfilme.
Offizieller Video-Trailer: Batman The Dark Knight | © Warner Bros / YouTube
Das Helden-Thema ist meistens davon geprägt, dass es sich um eine Einzelperson handelt. Wenn es eine Gruppe ist, dann hat jedes Mitglied herausragende Eigenschaften.
6 Filmthema Beharrlichkeit / Durchhaltevermögen
Apollo Creed ist Schwergewichtsweltmeister, Rocky Balboa hingegen nur ein kleinkrimineller Amateur aus der Gosse. Dennoch schafft der Underdog es, durch enorme Beharrlichkeit über alle Runden im Ring zu bleiben. Aus dem zuvor sicheren K.-o.-Sieg wird nur einer nach Punkten, Rocky wird von der Masse gefeiert wie der eigentliche Sieger.
Das Filmthema Beharrlichkeit und Durchhaltevermögen ist immer von einem starken Gefälle gekennzeichnet. Ganz unten steht der Underdog, zu dem die Zuschauer vorrangig aus kulturellen Gründen eine starke Zuneigung haben. Ganz oben steht jedoch ein Gegner. Dies kann, muss aber keine Person sein. Nur durch eisernen Willen und vielleicht etwas Glück schafft der Underdog es, die Hürden zu überwinden.
7 Rache als Filmthema
John Wick hat seine Karriere als Mafia-Killer beendet. Doch just der Sohn des Mafia-Bosses klaut ihm in Unkenntnis seiner Person nicht nur das Auto, sondern tötet auch noch den Hundewelpen, den Wick von seiner kürzlich verstorbenen Ehefrau als Erinnerung bekommen hatte.
Zugegeben, diese Filmreihe mag enorm unrealistisch sein. Was jedoch das Theme Rache anbelangt, ist zumindest der erste Teil so glasklar. So, dass nicht einmal pazifistische Zuschauer auch nur eine Form von Sympathie oder Mitleid für die Bösewichter empfinden können, wenn John Wick seinem blutrünstigen Rachedurst in einer Wolke aus Blei Gerechtigkeit verschafft.
Auch Rache ist eine ähnlich starke Extrem-Emotion wie Liebe, wenn es um Themen im Film geht. Als solche kann sie im Film auch verwendet werden, um einen enorm starken Antrieb gegen alle Wahrscheinlichkeiten zu liefern. Typischerweise ist Rache jedoch auf Gewalt beschränkt, nur selten wird die Wut dadurch befriedigt, dass das filmische Gegenüber auf andere Weise „erledigt“ wird.
8Coming of Age (Erwachsenwerden) als Filmthema
Ein zwölfjähriger Junge findet in einer Gruppe von etwas älteren Skatern zum ersten Mal Freunde, die ihn verstehen und die ihn in ihre Clique aufnehmen. Entlang einer ganzen Reihe von typisch jugendlichen Erstlings-Erfahrungen wird der Protagonist in Mid90s langsam reifer, selbstsicherer, aber auch rebellischer. Trotz diverser Rückschläge bleibt die Freundschaft bis zum Schluss bestehen.
Das Coming-of-Age-Theme kann leicht mit einem Jugendfilm verwechselt werden, denn die Protagonisten wie die Sichtweise ist auf Jugendliche zentriert. Im Gegensatz zum reinen Jugendfilm geht es jedoch bei diesem Thema eher darum, einen gewissen Reifeprozess im Verlauf des Filmes darzustellen.
Dabei ist die Reifung meistens eher trivialer Natur und vor allem von charakterlichem Erwachsenwerden geprägt. Dieser Prozess liefert jedoch durch seine umfassende Transformation genug Möglichkeiten, das Thema sehr breit aufzurollen – etwa beim Klassiker Stand by Me – das Geheimnis eines Sommers, welches Coming of Age in den Fußmarsch einer Jungengruppe integriert, die eine Leiche finden wollen.
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Dieser Artikel wurde erstmals publiziert am 12.05.2021
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