Filmkonzept: diese 15 Punkte garantieren für Wirkung und Erfolg | Checkliste

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Punkt für Punkt: Checkliste für Videokonzept / Filmkonzept | © 3D-Canvas: Pavel Sokolov

Das Filmkonzept muss für jede Kommunikationsmaßnahme mit Bewegtbild im Fokus stehen. Denn man darf mit gutem Gewissen behaupten, dass ein Film oder ein Video, zumindest aus Sicht des Auftraggebers, nur so gut werden kann, wie es der dahinter liegende Bauplan ist.

Es gibt unzählige Arten und Möglichkeiten, einen Film oder ein Video zu konzipieren und zwecks Abstimmung und Freigaben zu verschriftlichen.

Ob wie beim Werbefilm, mit der Director’s Interpretation (auch DI genannt) und einem guten Storyboard, ob als Exposé, Treatment, Story Outline oder ganz einfach mit einem Blatt Papier, das mit Konzept überschrieben ist, jedes dieser Dokumente hat einen gemeinsamen Nenner: Es muss Antworten auf exakt 15 Fragen geben können, die über das Schicksal des späteren Werkes mitbestimmen.

Was muss ein Filmkonzept leisten können?

Ein Filmkonzept ist kein Drehbuch, kein detaillierter Bauplan, sondern die Basis für die weitere Ideation. Es ist die erste Stufe auf dem Weg zum fertigen Film, der aus Sicht der Wirkung in allen weiteren Schritten der Theorie der Wirkungsäquivalenz folgt.

Gleichzeitig, und das ist wichtig, muss ein Filmkonzept als Checkliste für alle Beteiligten sicherstellen, dass der Auftrag richtig verstanden wurde und sich die Umsetzung auf dem richtigen Weg befindet. Es bekommt damit auch den Charakter eines Meilensteins.

Innerhalb von einem Filmkonzept sind zwei Stufen zu unterscheiden: Storyforming und Storytelling. Storyforming ist die Antwort darauf, WAS die Geschichte ist. Das Storytelling erklärt, WIE die Geschichte erzählt werden soll.

Nicht nur jüngere Autoren und wenig geübte Talente verwechseln diese beiden Aspekte einer Geschichte oft. Die Unterscheidung zwischen zwingt dazu, sich der Unterschiede bewusst zu werden, und sich gezielt für eine Erzähldramaturgie zu entscheiden. Schließlich ist Storytelling ohne Storyforming nicht möglich. Einfluss auf die Filmkosten haben sie beide.

Beide Stufen können abhängig von der Komplexität des Vorhabens im Filmkonzept entweder zeitgleich und miteinander verknüpft betrachtet werden oder in aufeinander folgenden Schritten. Diese beiden Schritte sind unabhängig von der Frage „Was ist ein Video“ oder ein Film.

Die 15-teilige Checkliste

Die Checkliste zur Bewertung eines Filmkonzepts für Film und Video unterscheidet selbst sprechend zwischen Storyforming und Storytelling. Und sie fokussiert, wie alle Artikel in diesem Forum, primär auf Auftragsfilme.

Weil auch Auftragsfilme im Kampf um Aufmerksamkeit und online bestehen müssen, macht die Unterscheidung auch hier für das Filmkonzept Sinn. So wie jeder Film nicht anders kann, als einen Blickwinkel zu haben, so sucht der Zuschauer auch in jedem Film eine Story.

No.Filmkonzept: Storyforming
1Kernaussage
2Inhaltsbeschreibung (Ablauf der Handlung)
3Personen, die in der Geschichte vorkommen
4To do
5Do not

Quelle: filmpuls.info

No.Filmkonzept: Storytelling
6Erzähldramaturgie
7Erzählperspektive
8Zuschauerführung
9Off-Voice und Sprachfigur
10Story Values
11Look-and-feel
12Montage, Rhythmus, Schnitt
13Musik und Sound Design
14Animation 2D/3D
15Grafische Elemente (Titel, Logo etc.)

Der Grad der Details und der Sprache entspricht der Natur einer Checkliste: Stichwörter helfen zur Überprüfung, ob die wesentlichen Fragen in einem Filmkonzept erwähnt und bedacht worden sind. Die Kompetenz und die Erfahrung einer Filmproduktion kann die Liste nicht ersetzen.

Der Unterschied zwischen Storyforming und Storytelling

Das Filmkonzept: eine junge Frau surft an einem abgelegenen Strand mit Freunden im Meer. Nachdem ihre Kollegen von einem Haifisch getötet wurden, flüchtet sich die Frau zu einem Felsen weit vom Ufer entfernt. Der Hai zwingt die Frau, die Nacht auf dem Stein zu verbringen. Um auf ihre verzweifelte Lage aufmerksam zu machen, zeichnet sie mit einer Actioncam einen Hilferuf auf, und wirft die Kamera mit einem Plastikhelm wie eine Flaschenpost ins Wasser. Ein Kind findet die Kamera und die Frau wird gerettet.

Das ist Storyforming.

Wäre der Film The Shallows eine wahre Begebenheit, der Ablauf der Ereignisse käme als Filmkonzept wohl in etwa dieser Reihenfolge in einem Polizeibericht daher.

Chronologische Reihenfolge und die Verkettung von Aktion und Reaktion kennzeichnen das Storyforming. Das Storyforming ist die Geschichte, schön nacheinander erzählt. So, als ob eine Kamera von A bis Z stets dabei gewesen wäre.

Für das Filmkonzept einer Filmproduktion, ob Spielfilm, Webvideo oder Imagefilm für ein Unternehmen, sind diese chronologischen Ereignisse nicht viel mehr als Informationen. Damit diese Informationen dem Publikum als Bild spannend erzählt werden können, braucht es das Storytelling.

Eine Uhr kann nicht angehalten werden. Was passiert, fügt sich stets in eine Zeitlinie ein und formt damit die Geschichte (darum: Storyforming) für das Filmkonzept. Beim Erzählen (und nichts anderes heißt Storytelling) ist das gänzlich anders: Der Erzähler darf, ja er muss sogar, Lücken setzen, er kann Ereignisse rückwärts erzählen.

Storytelling bedeutet, eine Geschichte so zu erzählen, dass der Zuschauer fasziniert ist und sich, ohne es zu merken, mit der Handlung identifiziert. Hier unterscheiden sich Talente, Jungspund und Künstler vom Handwerker und Möchtegern.

Im Storytelling zeigt sich, wer das dramaturgische Handwerkszeug des Filmemachers beherrscht. Für die junge Frau, das Kinopublikum und den hungrigen Haifisch bedeutet Storytelling, dass die Geschichte aus Gründen der Spannungserzeugung nicht mit der Fahrt zum Strand beginnt. Sondern damit, dass der Helm mit der Action-Kamera und damit der Hilferuf, am Strand von einem Jungen gefunden wird. Kaum hat der Film begonnen, wissen wir als Zuschauer schon: Hilfe ist unterwegs. Langweilig?

Ganz und gar nicht! Weil einerseits der Fisch überraschend viel Kreativität an den Tag legt, sich die schöne Hauptdarstellerin Blake Lively einzuverleiben. Und da andererseits Rückblenden den Charakter zunehmend vielschichtiger zeichnen.

Der Unterschied zwischen Storyforming und Storytelling
«The Shallows»: 17 Mio. USD Herstellungskosten, 110 Mio. USD Box Office | © Sony Pictures

Der Zuschauer weiß, dass Hilfe kommt. Aber nicht, ob noch rechtzeitig.

Genau dieses Storytelling macht die Spannung im Filmkonzept nahezu unerträglich. Das Publikum weiß es zu danken: Der Survival-Kracher erreicht diese Tage die Grenze zu 100 Millionen Umsatz an der Kinokasse. Dem Storytelling sei Dank!

Ob selbst-ähnlich kommuniziert wird (siehe dazu den Artikel zu Authentizität: gute Auftragsfilme. Warum gute Filme leuchten und schmerzen müssen) oder zum Mittel der Fiktion und Inszenierung gegriffen wird, Regisseur Jürg Ebe fasst das Storytelling in einem Filmkonzept ebenso einfach wie prägnant zusammen: »Storytelling heißt nichts anderes, als eine Geschichte gut zu erzählen!«

Storyforming und Storytelling können in einem Filmkonzept auch in großen Teilen parallel verlaufen. Das beweist die grandiose Serie Mr. Robot.

Erläuterungen zum Filmkonzept

Die Punkte beziehen sich auf die jeweiligen No. in den Checklisten zum Filmkonzept.

  1. Die Kernaussage ist die wesentliche Botschaft des Films oder Videos. Sie wird sich im Filmkonzept immer aus einem Mix aus Informationen und Emotionen zusammensetzen, die der Film zu transportieren hat.
  2. Die Beschreibung des Inhalts ist der Kern des Storyforming. Der Inhalt kann realen Ereignissen entsprechen oder erfunden sein. Wer ohne Storyforming direkt zum Storytelling springt, backt den Kuchen, bevor er die Zutaten eingekauft hat.
  3. Statt Personen können selbst sprechend auch Handlungsorte und weitere Faktoren für das Storyforming eine Wichtigkeit besitzen. Diesfalls gehören auch diese Elemente unter diesem Punkt aufgeführt.
  4. To Dos: Gerade in der Unternehmenskommunikation werden Aussagewünsche im Filmkonzept in der Regel ganz bewusst in ein größeres Ganzes eingefügt und auch mit weiteren Kanälen, Medien und Distributionsformen abgeglichen. Damit einher geht in der Regel eine ganze Reihe von erfolgsrelevanten Punkten beim Imagefilm, die ab Projektbeginn zwingend zu beachten sind. Das sind die To-dos.
  5. Don’ts: sind das Gegenstück zu den To-dos. Was ist das Schlimmste, was dieser Film auslösen und bewirken könnte? – diese Frage beantworten die Don’ts. Zusammen mit den anderen ersten fünf Fragen der Liste bilden sie den Rahmen, innerhalb dessen das Storytelling beim Video machen aufgesetzt werden darf.
  6. Die Erzähldramaturgie erklärt, sei es in Worten, ohne Fachchinesisch und in Deutsch oder bereits in Form eines Exposés oder einer Story-Outline, „wie“ die Geschichte erzählt und dem Publikum wirkungsstark präsentiert werden kann.
  7. Erzählperspektive ist der Blickwinkel, aus welchem die Geschichte erzählt wird. Sie ergibt sich im Filmkonzept nicht automatisch aus Storytelling oder Storyforming, sondern muss bewusst gewählt werden. „Shallows“ beispielsweise könnte, ohne die Elemente und Dramaturgie grundlegend zu verändern, auch aus der Sicht des Retters, oder des Haifischs, statt aus der Sicht der Surferin erzählt werden.
  8. Viele Filme und Videos verwenden alle Energie auf die Erarbeitung der Erzählperspektive und die Hauptfigur – und vergessen dabei, dass bei der Kommunikation mit Film und Video das Publikum ein Recht darauf hat, vom Filmemacher und Absender des Films geführt zu werden. Die Frage nach der Zuschauerführung stellt sicher, dass auch für die Zuschauerführung ein Plan vorliegt.
  9. Bewegtbildkompetenz zeigt sich immer auch beim Umgang mit der „Sprecher-Stimme“. Viele Auftragsfilme stützen sich beim Transport der Inhalte auch auf Off-Voice und Off-Kommentar. Ihre Einbindung in ein Filmkonzept gehört nicht in den Schneideraum, sondern von Beginn weg geplant. Bei internationalen Filmen, die in der deutschen Sprache realisiert wurden, stellt sich immer auch die Frage nach Untertiteln oder Synchronisation.
  10. Story Values sind das inhaltliche Pendant zu den etwas bekannteren Production Value im Film. Beides Mal geht es um die Frage der Allokation der Mittel zur Erzielung optimaler Wirkung. Die Story Values sollen aufzeigen, auf welche Storypoints die Aufmerksamkeit des Zuschauers bei der Erzählung fokussieren soll. Production Values beantworten dagegen die Frage, wo sich mit welchen Mitteln an Budget ein maximaler Effekt erzielen lässt (merke: inhaltliche wichtige Szenen in einem Film sind nicht automatisch auch die teuersten in der Produktion).
  11. Video und Film heißt Bild. Wie soll die visuelle Welt des Films daherkommen? Wie sich für den Zuschauer anfühlen? Das ist der Look-and-feel.
  12. Rhythmus und Montage: siehe vierteilige Artikel-Serie Filme und Video schneiden.
  13. Ein Universum für sich sind Sound Design und Musik. Darum wird hier nicht weiter darauf eingegangen.
  14. Es gibt sie in zwei Formen: versteckt und ohne dass der Zuschauer sie überhaupt bemerkt oder als Element der Filmkommunikation. Ungeachtet, wie sie realisiert sind: Eine Animation ist kostenintensiv. Ein Filmkonzept, das dazu keine Aussage macht, kann zu mancherlei Überraschungen für alle Beteiligten führen.
  15. Als Teil der Brand kennzeichnen grafische Elemente oftmals den Absender eines Films oder Videos. Die Integration von Logos und Titeln des Kunden in einen Film sollte daher nicht als Nebensache angesehen werden.

Anmerkungen

In der Grauzone zwischen Inhalt, Form und Technik befinden sich die Fragen zu Filmformate und Videoformate. Sie bestimmen den Look & Feel eines Films mit und sind damit vom Inhalt abhängig, besitzen aber auch eine hohe technische Komponente.

Zur Frage der Länge siehe: Wie lang muss ein Video sein. Im TV besteht abhängig vom Konzept und Genre sogar eine Wechselwirkung zwischen Wahlverhalten und TV-Konsum. Und ganz besonders gilt: Inhalt und Filmtechnik verschmelzen im Idealfall ineinander. Ein anschauliches Beispiel dafür ist der immersive 360 Film „Pearl“ von Regisseur Patrick Osborne.

Ergänzende Artikel zum Thema Filmkonzept

Wie und warum man ein Konzept erstellen sollte. Und sieben Gründe, warum du das DANIELA-Prinzip® kennenlernen willst!

Ein schönes Beispiel, in dem nicht zwischen Storyforming und Storytelling unterschieden wird, ist der Spielfilm «Zwingli, der Film». Hier wurde, auch wegen dieses Faktors, eine Chance verpasst.

Das musst du wissen

  • Bei der Erarbeitung eines Filmkonzepts hilft die Unterscheidung zwischen Storytelling und Storyforming.
  • Zuerst erfindest du deine Geschichte in der zeitlichen Reihenfolge, in der die fiktiven Dinge passiert sind. Was zuerst passiert ist, steht vor dem nachfolgenden Ereignis. Das ist Storyforming.
  • Der rote Faden ist die Kernaussage der Geschichte. Der Blickwinkel, aus der du den Zuschauer die Geschichte erleben lässt, die Erzählperspektive.
  • Beim Storytelling legst du anschließend fest, in welcher Reihenfolge du die Ereignisse erzählst. Das kann, muss aber nicht in chronologischer Reihenfolge wie beim Storyforming sein.

Siehe dazu auch die Checkliste zum Thema Briefing Imagefilm mit Fokus auf Aspekte der Filmherstellung und der Beitrag Was kostet ein Imagefilm. Zu den zwei Arten der Preisbestimmung und der Frage, was kosten Filme findet sich ebenso ein Artikel im Filmpuls.

Weiterführende Bücher zum Thema Filmkonzept und Storyforming finden sich im Artikel Gute Filmbücher.

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Dieser Artikel wurde erstmals publiziert am 13.09.2016

Philippa von Wittgenstein 6 Artikel
Philippa von Wittgenstein war langjährige Produktionsleiterin und Producerin für Film und Fernsehen und ist heute Hoteldirektorin.

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