Warum deine niedliche Filmidee nahezu sicher als blutleerer Zombie endet!

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99 % aller Filmideen bleiben Zombies | © Beispielbild: Pavel Sokolov

Himmelhoch jauchzend, mit der eigenen Filmidee direkt und mühelos in Verhandlungen zur Finanzierung und in Vorbereitung der Dreharbeiten zu gehen? Vergiss es! Spielfilmarbeit ist ein Ticket in die Hölle. Sogar für Profis.

Filmideen ohne Umwege und Schmerzen auf den Weg zur Realisation bringen ist ebenso wahrscheinlich, wie dass Tom Hardy, Dwayne Johnson, Ryan Reynolds und Gal Gadot oder Emilia Clarke die Hauptrolle in einem von dir erfundenen Film oder in deiner Serie spielen.

Daran ändert auch nichts, wenn du nicht nur die Idee für einen Film oder eine Serie, sondern bereits ein Drehbuch vorlegen kannst. Das hat nicht nur mit der Qualität der Stoffe zu tun. Warum erklären wir dir in diesem Artikel.

Ideen für Filme scheitern meist vor der Verfilmung

Regisseur Werner Herzog behauptete: »Auch Zwerge haben einmal klein angefangen!« Trotzdem scheitern die meisten Spielfilme nicht an der Kinokasse. Sondern daran, dass sie gar nicht realisiert werden. Oft geistern sie als Vision jahrelang als Zombies durch Studios und Produktionshäuser.

Die Todesrate einer kreativen Idee auf dem Weg in die Produktion ist selbst bei höchst professionellen Projekten gigantisch groß. Während es in Ländern, in denen eine Filmförderung existiert, detaillierte Statistiken gibt, wie viele Drehbücher und Spielfilme im jeweiligen Jahr unterstützt wurden, existieren keine Angaben zu Filmvorhaben, welche, wie in den USA, nicht durch öffentliche Mittel finanziert sind.

Einzige Regel für Filmideen: Es gibt keine Regeln!

Anders als bei der Frage, wie viele Entscheidungen für die Herstellung eines Films oder Videos notwendig sind (zu diesem Artikel geht es hier), findet man für die Umsetzung von Filmideen kaum verbindliche Regeln. Und dort, wo diese bestehen, wird sie dir niemand sagen!

Hierin unterscheidet sich das Entertainmentgeschäft für Kino und Serien von Auftragsproduktionen, die dich an Festivals wie das Papaya Young Directors an der Hand nehmen.

Wie der doppelte Oscar-Gewinner William Goldman schon feststellte: »Nicht alle wissen nicht alles. Einige tun nur so!«

Klar muss sein: Im Spielfilm, bei einer Serie oder in Dokumentarfilmen spielen auch viele sogenannte weiche Faktoren eine wichtige Rolle. Das gilt auch auf Stufe Konzept.

Trotzdem bestehen sich wiederholende, für Insider erkennbare Gründe, warum Projekte über die Filmidee hinaus in das Stadium der Realisation kommen. Oder eben nicht.

Es geht hier also nicht um die allgemeinen und sattsam bekannten Fragen nach der Qualität einer Story oder Idee, eines Drehbuchs. Oder nach der Größe des finanzierbaren Budgets in Bezug auf die Finanzierbarkeit (Pre-Sales, Förderung, Eigenanteile) eines Spielfilms im Verhältnis zum Zielmarkt. Hierzu findet man eine Menge Filmbücher, Meinungen und es sind viele Informationen greifbar.

Warum also kann eine Filmidee noch vor der Realisation plötzlich untergehen?

Warum deine Filmidee nie realisiert wird

Ideen für Kinofilme zu haben, ist himmlisch. Sie umzusetzen die Hölle. So einfach.

Dafür bestehen fünf Gründe:

1Kein Bedürfnis

Es ist erschreckend banal. So wie deine Geschichte. Niemand glaubt an deine Filmideen! Du siehst das natürlich anders, schaffst es aber trotz aller Anstrengungen nicht, schlüssig zu erklären, warum deine Idee ein Bedürfnis des Publikums erfüllen kann.

Damit ein Kinofilm zum Fliegen kommt, muss die Idee für einen Film mehr als ein Geistesblitz, mehr als nur ein Filmkonzept, mehr als eine originelle Geschichte mit Potenzial zum Spielfilm oder TV-Movie sein. Er muss das Publikum verführen, berühren und eine Brücke in die reale Lebenswelt zu schlagen vermögen.

Da tut es dann nichts zur Sache, ob deine Filmidee rechtlichen Schutz genießt und du gegen eine Urheberrechtsverletzung vorgehen könntest. Denn was niemand will, wird auch von niemandem gestohlen.

Du magst das schlecht finden. Trotzdem ist jeder Film immer auch ein Produkt. Das spricht deinem Spiel- oder Dokumentarfilm die künstlerische Komponente nicht ab. Aber als Produkt gehorchen Filme und Serien den Gesetzen von Angebot und Nachfrage.

Zu viele Produkte sind nicht nur für die Filmförderung ein Problem, sondern führen zu einer Übersättigung des Marktes und zu einem Käufermarkt statt eines Verkäufermarktes.

2Keine Investitionen in deine Filmidee

Auf Basis von Filmideen ein Drehbuch schreiben lässt sich ohne große Investitionen. Von dir als Autor mit dem notwendigen Willen oder Übermut sogar nahezu ohne Budget. Genau umgekehrt verhält es sich bei der Realisation.

Selbst sogenannt kleine Filme kosten, professionell hergestellt, enorm viel. Sind diese Mittel nicht vorhanden, sei es, weil die Filmförderung ihre Mittel ausgeschöpft hat, oder weil private Investoren alternative Investments als ein kleineres Risiko mit mehr Ertragschancen einschätzen, wird aus deinen Filmideen nie ein Film werden. Auch, wenn du ein Genie bist und dein Plot einzigartig ist.

Probleme, die man beim Spielfilm nicht mit Geld lösen kann, löst man mit viel Geld. Film ist hoch spezialisiertes Handwerk und die Arbeit von Spezialisten kostet. Kunst benötigt – gerade im Film – das Handwerk weit dringender als das Handwerk die Kunst. Das gilt auch für Ideen.

3 Die Filmidee besitzt keine Dringlichkeit

Niemand mag Stress, Termindruck oder Fristen. Trotzdem finden Projekte auf Basis einer Filmidee, die aus einem bestimmten Grund bis zum Zeitpunkt X abheben muss, meist zuverlässiger auf die Startbahn, als qualitativ gleichwertige Ideen für Filme, die irgendwann einmal realisiert werden können.

Eines Tages heißt es für dich und deinen Film: Diesen Film machen wir besser später. Später, das bedeutet: nie!

Herrscht aus Sicht des Publikums eine (theoretische) Dringlichkeit aufgrund von belegbaren Fakten, kommt der Ball und deine Idee mit ungleich höherer Wahrscheinlichkeit ins Rollen.

4 Kein inneres Feuer

Ein Spielfilm wird nicht nur mit Geld, sondern auch mit einer noch teureren Währung bezahlt: mit Lebenszeit der Beteiligten. Fehlt das innere Feuer für die Story, fehlt auch das notwendige Quäntchen an zusätzlicher Energie, die als Zünglein an der Waage den Ausschlag für die Umsetzung deiner Filmidee gibt.

Wenn du und deine Kontakte für das Projekt und die Idee nicht brennen, nicht für deinen Film kämpfen und andere begeistern können, wer um Oscars willen, soll es dann tun! Dann beerdige deine Filmideen lieber sofort.

5 Kein Vertrauen in die Idee für einen Film oder Serie

Vertrauen ist das A und O im Filmgeschäft. Die Schwierigkeit besteht darin, dass du als Urheber einer Filmidee dieses von Beginn weg benötigst. Ist der Film oder die TV-Serie fertiggestellt und zeigt sich, dass das Vertrauen in deine Idee tatsächlich gerechtfertigt war, tut das der Seele gut. Der Film aber ist zu diesem Zeitpunkt längst gemacht, das Budget ausgegeben.

Fehlt der Glauben, fehlen auch die finanziellen Mittel. Darum gilt: ohne Vertrauensvorschuss kein Film und keine Serie.

Ausnahmen bestätigen die Regel

Eine Idee für einen Film stirbt nicht nur an der Kinokasse, sondern viel häufiger, weil sie keinesfalls als Film realisiert wird. Selbst, wenn du als Urheber von Filmideen scheinbar alles richtig gemacht hast.

Schuld daran sind nicht nur kreative Fragen und technische Aspekte der Umsetzung (Budget, Frage nach Regie oder Besetzung), sondern auch weiche Faktoren: Inneres Feuer, Dringlichkeit, Nachfrage und fehlende Glaubwürdigkeit, können schnell einmal den Tod deiner Film- oder Serienidee bedeuten.

Kämpfte 17 Jahre bis er seine Filmidee realisieren konnte: Terry Gilliam. (Foto: Facebook)
17 Jahre für seinen Film gekämpft: Terry Gilliam (Foto: Facebook)

Aber keine Regel ohne Ausnahme. Die Ausnahme heißt Terry Gilliam, ist Regisseur und ein Kaliber von Weltformat. Gilliam hat während unglaublichen 17 Jahren darum gekämpft, sein Projekt The Man Who Killed Don Quichotte drehen zu können (Zitat: »Bevor dieser Film stirbt, sterbe ich!«).

Im Jahr 2000 starteten die Dreharbeiten. Dann aber fehlte nach einer Reihe unglücklich verketteter Vorfälle das Geld und das Vertrauen, um mit dem Dreh fortzufahren. Nach dem ersten Zusammenbruch des Projekts ging die Dringlichkeit für eine schnelle Lösung des Problems verloren.

Als 2006 die Probleme behoben waren, hatte der bisherige Hauptdarsteller Johnny Depp sein Interesse (das innere Feuer) für die Filmidee verloren. Als Folge davon brach die Finanzierung des Films zusammen. All dies ist höchst amüsant dokumentiert im absolut sehenswerten Dokumentarfilm «Lost in La Mancha».

2010 kündigte der Regisseur und Autor zum großen Erstaunen der Filmbranche an, dass die Dreharbeiten mit einem neuen Hauptdarsteller im September 2011 starten würden. Trotz reduziertem Budget (von 35 Mio. USD auf neu 20 Mio. USD) gelang es wieder nicht, die Finanzierung zu sichern.

2014 wurde offiziell mitgeteilt, die Produktion sei nun definitiv (= Start der Drehvorbereitung). Weitere drei Jahre vergingen, bevor zwischen Januar 2017 und Juni 2017 die Dreharbeiten stattfanden und aus der Idee inzwischen wirklich ein Film wurde. Der Kinostart des Spielfilms ist für 2018 vorgesehen.

Die besten Filmideen aller Zeiten

Wenn du trotz allen Ausführungen in diesem Beitrag überzeugt bist, dass du die besten Filmideen aller Zeiten geboren hast, wirst du deine großartige Idee verkaufen wollen.

Selbst wenn du selbst Regie machen willst, mache dir nichts vor! Du MUSST deine Idee immer verkaufen können. Sei es bei der Filmförderung, bei einer Produktionsfirma oder einem privaten Kapitalgeber. Ohne die Fähigkeit, zu überzeugen, läuft nichts!

Das musst du wissen

  • Es gibt keine Regeln. Gäbe es welche, so würden nur erfolgreiche Spielfilme hergestellt. Aber denke keine Sekunde, dass du nur darum an deine Filmideen glauben darfst. Dein Projekt wird zu 99 % scheitern. Wenn du mir das nicht glaubst, bist du aus dem richtigen Holz geschnitzt. Trotzdem wirst du auf die Schnauze fallen!
  • Die wichtigsten Gründe, warum es dein Film niemals bis ins Kino schafft oder als Serie nie gedreht, ja wahrscheinlich nicht einmal gelesen, geschweige denn gedreht wird, sind: Dein Stoff interessiert keine Sau, weil er keinen aktuellen Bezug hat und keine Motivation besteht, deine Idee für einen Film sofort umzusetzen. Oder aber, niemand ist bereit, sein Vermögen mit deinem Film aufs Spiel zu setzen, weil die Zeiten härter sind, als auch schon (und glaube mir, aus dubiosen Quellen möchtest du kein Geld annehmen).
  • Möglich ist aber auch, dass, selbst wenn die vorgehenden vier Punkte problemlos erfüllt sind, es dir nicht gelingt, bei anderen Menschen eine Begeisterung für dein Filmprojekt zu entfachen. Oder das Vertrauen zu gewinnen, dass du die notwendige Chuzpe hast, deine Filmidee umzusetzen.

Es gilt für dich also, dein Ego, deine Kreativität und deine Ideen für eine Serie und für die Bedürfnisse des potenziellen Käufers in Übereinklang zu bringen. Nur so hast du eine reale, wenn auch kleine, Chance, dass deine Filmidee später auf der großen Leinwand landet.

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Dieser Artikel wurde erstmals publiziert am 20.06.2017

Zachery Z. 50 Artikel
Zachery Zelluloid war in der Unterhaltungsindustrie tätig. Er schreibt unter Pseudonym, weil er weder vertraglichen Schweigepflichten verletzen, noch das wirtschaftliche Fortkommen der Berufsgattung Anwalt fördern oder Freunde brüskieren will. Sein richtiger Name ist der Redaktion bekannt.

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