Filmbudget: Handlungskosten, Gewinn, Markup einfach verständlich erklärt

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Gleichermaßen wichtig, aber unterschiedlich definiert: Handlungskosten, Gewinn und Markup in der Filmkalkulation | © 3D-Kalkulator: Pavel Sokolov

Was bedeutet in einem Filmbudget der Begriff Handlungskosten? Was ist Gewinn und was genau muss man sich unter Markup vorstellen? Das Verstehen einer Kalkulation oder eines Kostenvoranschlags für Film oder Video erfordert ein gewisses Maß an Fachwissen. Hier findest du das erforderliche Wissen.

Das Folgen einer uneinheitlichen Praxis für die Kalkulation und Budgetierung beim Film führt im schlimmsten Fall zum Verdacht, dass man es statt mit Kostenwahrheit mit dem zu tun hat, was Hollywood nicht ohne Grund als Voodoo-Accounting bezeichnet. Beim Lesen von Budget ist es wie bei der Diskussion über Kameratypen: fehlendes Wissen führt schnell auf das Glatteis.

Darum zeigt dieser zweiteilige Artikel anhand von Best Practice und Anwendungsbeispielen, was unter Markup, Handlungskosten oder Gewinn zu verstehen ist. Wir hoffen, damit etwas Licht in den Dschungel der Begrifflichkeiten von Video-Kalkulationen zu bringen.

Handlungskosten, Gewinn und Markup im Filmbudget

Je nach Absender enthält das Budget nicht nur eine Totalsumme, sondern es weist teilweise zusätzliche, von der eigentlichen Filmherstellung scheinbar losgelöste Aufwände auf.

Diese werden als Handlungskosten, Gewinn oder als sogenanntes Markup („Aufschlag“) den Herstellungskosten zugeschlagen. Viele Auftraggeber fragen sich, was denn genau diese Kosten beinhalten und warum sie nicht immer ausgewiesen sind, und wenn, warum sie unter unterschiedlichen Bezeichnungen auftreten.

1. Markup

Der aus dem englischen Sprachraum stammende Begriff Markup hingegen wird leider in Filmbudgets oftmals auch als Synonym für Handlungskosten verwendet. Das ist falsch.

Unter Markup (auch Mark-up geschrieben) wird bei den nachfolgenden Erläuterungen die Summe (das Total) aus Handlungskosten plus Gewinn im Videobudget verstanden. Für den Empfänger einer Kalkulation, die nur ein Markup ausweist, ist es kaum möglich abzuschätzen, wie sich die beiden aufsummierten Posten im Filmbudget in Tat und Wahrheit zueinander verhalten. Umgekehrt ist das Markup gleichzeitig die Differenz zwischen Kosten und Verkaufspreis.

Schematische Darstellung eines Budgets für eine Bewegtbildproduktion mit Markup:

LeistungPreisAnzahlTotal
Package 1100.-2200.-
Zwischentotal200.-
Markup21 %42.-
Total242.-

Wie eine Filmkalkulation für eine Bewegtbild im Detail aufgebaut ist, wird hier erklärt.

Filmbudgets mit Markup sind insbesondere bei Filmen und Videos anzutreffen, die den Cost-Plus-Modus anwenden. Cost-Plus bedeutet, sämtliche effektiven Aufwände werden dem Kunden gegenüber offengelegt und mit prozentualem Aufschlag weitergereicht.

Darum haben solche Kalkulationen nie den Charakter eines Pauschalbudgets und versteht sich des Markups einzig in seiner prozentualen Höhe als verbindlich. Weil die absolute Höhe des zu entrichtenden Markups sich erst nach Projektabschluss ergibt, liegt das Risiko für Kostenüberschreitungen beim Auftraggeber.

Weil das Tragen von Risiken nur dann sinnvoll ist, wenn die Erfahrung zur Risiko- und Projektsteuerung beim Risikoträger selbst vorhanden ist, wird das Markup-Modell in der Filmbranche im Videobudget fast ausschließlich dort eingesetzt, wo man Teilaufträge des Projekts an Unterlieferanten (Subcontractor) weitergibt. Beispielsweise für Dreharbeiten im Ausland mit einer Production Service Company. Sie stellen eher die Ausnahme als die Regel dar.

Alternativ zum Markup können Gewinn und Handlungskosten in einem Videobudget auch einzeln ausgewiesen werden.

2. Handlungskosten im Filmbudget

Handlungskosten sind je nach Branche unterschiedlich definiert. In einem Handelsunternehmen wird darunter jene Kosten verstanden, die anfallen, um eine Handelsleistung zu erbringen. Dabei ergeben Bezugspreis und Handlungskosten die Selbstkosten. In Produktionsunternehmen folgen Handlungskosten anderen Regeln. Diesfalls sind Handlungskosten die Verwaltungsgemeinkosten, allenfalls zusammen mit den Vertriebs- und/oder Akquisitionskosten. Handlungskosten und Projektkosten ergeben dabei die Herstellungskosten.

Die typischen Handlungskosten in einem Filmbudget enthalten einen prozentualen Anteil der Verwaltungs- und Infrastrukturkosten, die für die Herstellung eines Films zwar benötigt, dem Projekt aber nicht schon zuvor als Einzelkosten zugeschlagen wurden. Typische Fälle für Handlungskosten sind Büromiete, Finanzbuchhaltung, Vertragsmanagement oder Abschreiber auf den Maschinenpark für die Bild- und Tonbearbeitung.

Darstellung eines Filmkalkulation (Muster):

LeistungPreisAnzahlTotal
Package100.-2200.-
Zwischentotal 1200.-
Handlungskosten10 %120.-
Zwischentotal 2220.-
Gewinn10 %22.-
Total242.

Was in diesem Beispiel als Package (Leistungspaket) zusammengefasst wird, umfasst in einer Kalkulation für Video oder Film in Realität viele Details. Ein Schema für den Aufbau einer Detailkalkulation findet sich hier. Was kostet ein Film (inklusive Tabelle mit Richtpreisen) und was kostet ein Imagefilm, wird in eigenen Artikel in FILMPULS erläutert.

Kalkulationen im Film mit ausgewiesenen Handlungskosten / Gewinn sind die transparenteste Form der Budgetierung. Wer in diesem Modus seinen Film kalkuliert, handelt nicht nur professionell, er vermittelt seinem Kunden auch Sicherheit, Langfristigkeit und folgt dem Gebot der Nachhaltigkeit.

Nur Wirtschaftsromantiker dürften davon ausgehen, dass ein Unternehmen ohne saubere Kostenrechnung und adäquaten Gewinn im Falle eines Falles für die eigenen Leistungsversprechen einstehen kann.

Ein Videobudget geht (kontrolliert) in Rauch auf. | Dreharbeiten Imagefilm, (c) Condor Films
Ein Filmbudget geht (kontrolliert) in Rauch auf. | Dreharbeiten Imagefilm, © Foto: zVg

Umgekehrt muss der professionelle Produzent in der Lage sein, die in der Kalkulation eingesetzten Zahlen dem Kunden gegenüber jederzeit nachvollziehbar zu begründen. Nicht nur unterlegt mit Erfahrungswerten und möglicherweise Drittofferten, sondern auch hinsichtlich Production Value und Wirkung.

3. Gewinn

Gewinn wird im Budget ausnahmslos als Überschuss der Erträge über die Aufwendungen definiert. Seine Verständlichkeit ist branchenübergreifend. Die Summe aus Projektkosten und Handlungskosten zuzüglich Gewinn ergibt den Preis, der dem Kunden angeboten wird.

Inkludierte Darstellung

Handlungskosten und / oder Gewinn müssen nicht zwingend als prozentualer Satz ausgewiesen werden.

Kalkulationen für kleinere Projekte schlagen Handlungskosten sowie Gewinn im Filmbudget oftmals direkt den einzelnen Projektkosten zu. Das ergibt immer dann Sinn, wenn entweder die Einfachheit des Vorhabens die Transparenz ohnehin gewährleistet (beispielsweise bei Web Video-Serien) oder wenn die Produktion dem Kunden eine Pauschale anbietet, und damit in das Risiko geht.

Schematische Darstellung einer Kalkulation:

LeistungPreisAnzahlTotal
Package121.-2242.-
Total242.-

Im Markt für Auftragsfilme tauchen immer auch wieder Kalkulationen auf, die tragischerweise nur darum keine Handlungskosten oder Gewinne (oder Markup) im Filmbudget ausweisen, weil es dem Absender an notwendigem unternehmerischen Grundwissen fehlt. So erstaunt denn auch nicht, dass rund 40 % der neu gegründeten Video- und Filmproduktionen fünf Jahre nach ihrer Gründung bereits wieder vom Markt verschwunden sind.

Trotzdem setzen erstaunlicherweise auch international tätige Konzerne immer wieder auf Projekte und Anbieter mit zweifelhaften Angeboten. Dies im falschen Glauben, die eigene Rechtsabteilung würde im schlechtesten Fall die Umsetzung des Vertrages durchsetzen. Wer dann aber zu einem späteren Zeitpunkt Ansprüche gegenüber einem nicht mehr existenten oder nicht mehr greifbaren Vertragspartner durchsetzen will lernt schnell, dass auch Juristen nicht zaubern können.

Filmkosten online als Richtwert bestimmen

Mit dem Online Filmkosten-Rechner von Filmpuls lassen sich Richtwerte für die Preise für ein Video einfach bestimmen. Länge und Genre eingeben und der Rechner zeigt sowohl einen Richtwert für die Kosten als auch den für die Produktion erforderlichen Zeitraum. Dies rückwärts gerechnet ab dem Zeitpunkt, auf den der Film fertiggestellt sein muss.

Zusammengefasst

Filmkalkulationen haben nicht nur einen Preis, sondern auch einen Wert. Einverstanden, ein Filmbudget ist ein Planungsinstrument zur Allokation der Mittel. Aber nicht nur. Das Filmbudget zeigt, ob die Fähigkeiten des Filmpartners über das künstlerische und filmische Handwerk hinausgehen. Es ist damit ein wichtiger Indikator für Professionalität. Und richtig: Zum Budget gehört auch die Kommunikation: im Klartext kommunizieren ist für das Verständnis einer Filmkalkulation und die Zukunft im Auftragsfilm essenziell.

Das musst du wissen

  • Es gibt drei Arten, ein Budget zu kalkulieren. Man kann (1) eine Pauschale ausweisen; oder (2) Gewinn und Handlungskosten separat ausweisen; oder Handlungskosten und Gewinn in einem Betrag als (4) Markup darstellen.
  • Eher unüblich ist es, Handlungskosten / Gewinn auf interne oder externe Einzelpreise aufzurechnen.
  • Die Darstellung mittels Markup ist im englischsprachigen Raum üblich. Ebenso ist sie die gängige Praxis, wenn es um Production Services geht.

Filme sind Projekte und diese haben einen Preis, der erstens verhandelt werden kann und zweitens verhandelt werden darf. Umgekehrt gilt aber auch: Wer als Auftraggeber die Handlungskosten und den Profit seines Lieferanten durch das beliebteste Werkzeug der Wurst-Industrie, den Fleischwolf, dreht, der darf als Gegenleistung kein Rinderfilet erwarten.

Nicht nur die Frage Was kostet ein Imagefilm oder wie teuer darf ein CEO-Video sein, ist wichtig. Sondern auch, wie diese Kosten sich zusammensetzen. Immerhin so weit herrscht Einigkeit: Unkosten gibt es im Film weder aus Sicht des Einkaufs noch aus der Sicht des Produzenten. Im Budget gibt es immer nur Kosten.

Filmbudget: Fortsetzung und weiterführende Beiträge

Die Fortsetzung der Artikel-Serie „Zwischen Voodoo-Kalkulationen und Kostenwahrheit“ erscheint demnächst im Filmpuls. Teil 2 der Serie zu Voodoo-Accounting in Video und Film (Filmkosten) wird erklären, wie man ein Filmbudget richtig liest und zudem erläutern, was ein Film- und Videobudget leisten kann – und was nicht. Der abschließende letzte Teil (Video-Kalkulation Beispiel) erläutert klassische Stolpersteine in der Anwendung einer Filmkalkulation. Die Frage: was kosten Filme, wird in einem separaten Beitrag erläutert.

Ein Beispiel für ein Kalkulationsschema präsentiert die dreiteilige Filmpuls-Serie zur Budgetierung.

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Dieser Artikel wurde erstmals publiziert am 09.02.2016

Maurus Eugster 4 Artikel
Maurus Eugster ist Leiter Finanzen und Mitglied der Geschäftsleitung der Condor Films AG.

3 Kommentare

  1. Guten Tag Herr Eugster; Ich nutze die Gelegenheit, auszudrücken, wie ich die Artikel schätze. Sie zeigen mir, dass ich mit meinen Gedanken nicht alleine bin. Wünsche Ihnen einen wunderbaren Tag und verbleibe mit herzlichen Grüssen, Aydin K. Riza

  2. Sehr interessanter Beitrag. Ich habe schon mehrere Webvideos und Unternehmensfilme in Auftrag gegeben. Werde das nächste mal darauf achten. Danke

  3. Als Marketingmanagerin war ich oft über verschiedene Kalkulationsmethoden in Videoproduktionsangeboten verwirrt. Der Artikel auf FILMPULS hat mir Klarheit gebracht. Das Verständnis des „Markup“-Konzepts und seiner Bedeutung im englischsprachigen Raum war besonders hilfreich. Jetzt kann ich Angebote besser vergleichen und fundierte Entscheidungen treffen.

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