Filme bestehen aus einer Vielzahl unterschiedlichen, einzelnen Aufnahmen. Weil sich bei Dreharbeiten die Lichtverhältnisse produktionsbedingt innerhalb einer Sequenz ungewollt ändern können, müssen Helligkeit und Farben in der Bildbearbeitung des Videos korrigiert und mit der Farbkorrektur aneinander angeglichen werden. Oftmals gewährleistet erst die Color Correction die Illusionen für den Zuschauer, Videoaufnahmen seien „echt“ und entsprächen der Realität.
Licht und Farbgebung von Videos sind in vielerlei Hinsicht miteinander verbunden. Zum einen ist Licht notwendig, um Farben sichtbar zu machen. Die Farbe wird auch durch die Wellenlänge des Lichts beeinflusst. Außerdem können Farbtöne beeinflussen, wie das Licht wahrgenommen wird. Darum stehen sowohl die Lichtverhältnisse auch die Farbgebung im Zentrum der Farbkorrektur.
Was heißt Farbkorrektur?
Die Farbkorrektur ist ein wichtiger Teil des Postproduktions-Workflows für digitale Filmbilder. Sie wird verwendet, um Probleme mit der Farbbalance eines Bildes innerhalb einer Sequenz zu beheben oder um die Farbpalette eines Films gesamthaft anzugleichen.
Die Farbkorrektur erfolgt anschließend an das Drehen von Filmszenen in der Postproduktion. Sie ist ein wichtiger Schritt, um sicherzustellen, dass dein Endprodukt deine ursprüngliche Vision genau wiedergibt.
Color Correction und Color Grading
Die Farbkorrektur (Color Correction) ist vom Color Grading zu unterscheiden. Wie der Name es sagt, geht es hier um eine Korrektur des Looks, primär um eine Angleichung und Vereinheitlichung der gedrehten Einzelaufnahmen. Das bekanntere Color Grading kommt erst anschließend zur Anwendung. Dieses hat zur Aufgabe, dem nun vereinheitlichten Filmmaterial einen bestimmten Look zu geben.
Farbkorrektur ist Handwerk. Color Grading folgt zusätzlich einer künstlerischen, bildgestalterischen Komponente und orientiert sich in erster Linie an der psychologischen Bedeutung der Farben. Für beide Arbeitsschritte ist der Colorist zuständig. Filmkoloristen (auch als Color Grader bezeichnet) sind Experten für die digitale Bearbeitung von Farbwerten, Helligkeit und Tonwertkorrektur (Gradation).
- Rohmaterial
- Farbkorrektur
- Color Grading
Grafik: Workflow Licht-/ Farbkorrekturen in Videopostproduktion
Die Korrektur der Filmaufnahmen erfolgt bei professionellen Arbeitsabläufen bereits im Wissen, in welche Richtung der Regisseur später den „Look“ einer Szene oder des gesamten Videos oder Films verändern möchte.
Wie kann die Farbkorrektur in der Film- und Videoproduktion eingesetzt werden?
Mit der Farbkorrektur kannst du Probleme mit der Farbbalance oder Helligkeit eines Videobildes beheben oder die gesamte Farbpalette ändern. Das ist wichtig. Die Color Correction stellt sicher, dass die Aufnahmen innerhalb einer Szene eines Videos als Einheit wirken.
Bei der Farbkorrektur gibt es eine Reihe von Elementen, die verändert und angepasst werden können, um den gewünschten Effekt zu erzielen.
- Das grundlegendste Element ist die Farbe selbst. Indem du den Farbton, und die Sättigung der Farben in einem Bild anpasst, kannst du zur Vereinheitlichung deiner Aufnahmen an unterschiedlichen Stellschrauben drehen. Wo eine farbliche Vereinheitlichung beim Dreh mit Farbfiltern keinen Sinn ergibt (Änderungen der Aufnahmebedingungen während einer Aufnahme, enger Drehplan), kommt die Color Correction ins Spiel.
- Auch der Kontrast und die Helligkeit der Einstellungen müssen meist angepasst werden, um ein Gefühl der Kontinuität und Einheitlichkeit der Form zu erzeugen.
- Mit der Farbkorrektur können auch Probleme in einem Bild wie Farbstiche oder ungleichmäßige Beleuchtung korrigiert werden.
- Bei der Tonwertkorrektur werden die Tonwerte eines Bildes so angepasst, dass ein ausgewogenerer, ansprechender Tonwertumfang entsteht. Dies kann durch globale oder selektive Anpassungen von Helligkeit und/oder Farbe erreicht werden. Die Tonwertkorrektur wird häufig eingesetzt, um das Gesamtbild eines Bildes zu verbessern, sie kann aber auch verwendet werden, um bestimmte Tonwertprobleme zu korrigieren, z. B. einen zu starken Kontrast oder einen zu hellen oder zu dunklen Hintergrund.
- Eine weitere Fehlerquelle, der mangelnde Weißabgleich, lässt sich ebenso mit der Color Correction mühelos beheben. Die Ursache für unterschiedliche Farbwerte können etwa Kamerabewegungen sein, die zu Mischlicht-Situationen führen, Zeitmangel beim Dreh oder sich änderndes natürliches Licht (Wolken schieben sich in der laufenden Aufnahmen vor die Sonne).
Erfahrene Kameraleute sind in der Lage, auf dem Filmset während den Dreharbeiten einzuschätzen, ob eine Aufnahme bei sich ändernden Licht- und Farbverhältnissen besser nochmals wiederholt werden sollte, oder ob eine Bildbearbeitung im Rahmen der Farbkorrektur effizienter ist.
Muss die Korrektur der Farben nur innerhalb einer Szene oder für das gesamte Video erfolgen?
Am besten ist es, die Farben aller Aufnahmen eines Videos innerhalb einer gewissen Bandbreite zu vereinheitlichen. Auf diese Weise gewährleistet die Farbkorrektur für den Zuschauer ein Gefühl der Harmonie und vermeidet, dass er durch Irritationen wegen eines seltsamen Farbmix von der Story oder Botschaft des Films abgelenkt wird.
Es gibt aber auch Fälle, in denen du mit deinem Video eine bestimmte Stimmung oder einen bestimmten Look erreichen willst, indem du in jeder Szene andere Intensitäten verwendest. Ein Beispiel dafür wäre ein Horrorfilm, bei dem in jede Szene andere Farbtöne besitzt, um ein Gefühl von Angst oder Spannung zu erzeugen.
Warum ist Farbkorrektur wichtig?
Das menschliche Auge ist hervorragend darin, Farben automatisch zu korrigieren. Das liegt daran, dass das Auge zwei verschiedene Arten von Farbrezeptoren verwendet, die Zapfen und Stäbchen genannt werden. Die Zapfen sind für das Farbsehen zuständig, während die Stäbchen für das Schwarz-Weiß-Sehen verantwortlich sind. Wenn wir etwas betrachten, senden die Zapfen in unseren Augen Signale an unser Gehirn, die es uns ermöglichen, das Objekt in seiner „richtigen“ Farbe zu sehen, auch wenn das physikalisch nicht der Fall ist. Welches die „korrekte Farbgebung“ ist, hat unser Hirn als gelernter Filter fix gespeichert.
Die Nervensignale unserer Augen werden vor der Wahrnehmung von Hirn also automatisch farbkorrigiert. Dasselbe gilt auch bei sich verändernder Helligkeit: Wir können ohne Probleme aus einem mit Neonlicht erhellten Innenraum durch das Fenster in eine sonnenbeschienen Sommerlandschaft schauen, ohne dass uns die komplett andere Farbtemperatur überhaupt bewusst wird.
Wenn wir jedoch ein Video drehen, nimmt die Kamera 1:1 das Licht auf, das auf das Objekt vor der Kamera trifft. Das bedeutet, dass die Farbtöne auf einem Video „verzerrt“ sein können.
Anders als in der Realität ist das menschliche Auge bei Videoaufnahmen oder Filmaufnahme nicht in der Lage, diese verzerrten Farbwerte automatisch zu korrigieren. Darum sehen wir Objekte auf dem Film in den zwar „echten“, aber für uns falschen Farbtöne. Und genau hier kommt die Color Correction ins Spiel. Sie gleicht die Farbwerte und Lichtverhältnisse der Einstellungen aneinander an und rückt sie in die Nähe des natürlichen Seherlebnis des Menschen. Sie garantiert, dass die Wirkung von Farben im Film zum Tragen kommt.
Fazit
Die Farbkorrektur ist kein Hinweis auf mangelnde Erfahrung des Kamerateams oder eine schlechte Inszenierung. Sie ist Teil des üblichen Arbeitsablaufs bei der Bildnachbearbeitung. Erstens kann die Color Correction das Filmbudget entlasten, weil die Dreharbeiten ohne langwierige, aufwendige Korrektur der Lichtverhältnisse und Farben schneller erfolgen können. Zweitens sind im digitalen Arbeitsablauf auch Korrekturen möglich, die sich vor Ort am Filmset kaum oder gar nicht umsetzen lassen.
Trotzdem darf man sich nicht allein auf die Möglichkeiten der Farbkorrekturen verlassen. Ein Colorist kann die ihm angelieferten Aufnahmen verbessern. Aber nicht die Bildinformationen verändern: Fehlen die Farbinformationen schon im gedrehten Rohmaterial oder – ähnlich schlimm – Aufnahmen sind schmerzhaft überbelichtet (damit enthalten die Pixelwerte im Weißbereich ebenfalls keine Informationen über den ursprünglichen Bildinhalt), kann auch die Farbkorrektur nicht zaubern.
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Dieser Artikel wurde erstmals publiziert am 24.06.2022
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