Fallstudie: Motivation mit Video für Mitarbeiter

Fallstudie Motivationsvideo
Gewusst, wie: Fallstudie Motivationsvideo | © Symbolbild: Pavel Sokolov

Mit einem Video will ein hoch spezialisierter Hersteller von Produkten für die Hauttransplantation die Motivation seiner Mitarbeiter zur Erhöhung seiner globalen Umsatzziele steigern. Eine Fallstudie.

Das Motivationsvideo soll per Intranet für die interne Kommunikation, an internen Events und zur Weiterbildung eingesetzt werden können. Idealerweise spiegelt das Motivationsvideo nicht nur den Pioniergeist des Unternehmens (und seiner Mitarbeiter), sondern gibt auch den Patienten eine Stimme, um die Sinnhaftigkeit und Wichtigkeit der Unternehmensmission zu unterstreichen.

Fallstudie Motivation Mitarbeiter mit Video

Das hier vorgelegte Beispiel für ein Motivationsvideo beruht auf einem realen Auftrag aus der Praxis der Filmproduktion. Geschäftsfelder und Produkte wurden auf Wunsch des Auftraggebers anonymisiert und abgeändert.

Ziele für Kreation und Produktion

Um das Motivationsvideo möglichst authentisch zu halten, müssen gemäß Kundenvorgabe:

  1. Echte Mitarbeitende der Organisation müssen im Video vorkommen.
  2. Damit die Betriebsabläufe nicht gestört werden, ist ein Casting unerwünscht.
  3. Mitarbeitende, vom Nobelpreisträger bis zur Labor-Assistenz, können sich freiwillig für einen Auftritt zur Verfügung stellen.
  4. Wer sich für den Film meldet, ob telegen oder nicht, muss allerdings später auch im Video auftreten können.
  5. Ein Selektionsverfahren (nur talentierte oder fotogene Mitarbeitende vor die Kamera?) ist nicht erwünscht.

Herausforderungen für das Motivationsvideo

Kundenseitig ist schon zum Projektstart ein Kostendach für das Corporate Video definiert worden. Darauf aufbauend werden nun gemeinsam Qualität und Wirkung definiert und ein erstes Termin-Layout inklusive einer Reserve für Unvorhergesehenes vereinbart. Da kundenseitig bereits ein einzelner Ansprechpartner mit allen notwendigen Kompetenzen ausgestattet ist, konzentriert sich die Energie aller Beteiligten nach Regelung weniger Formalitäten schnell auf die Inhalte.

Motivation ist ein Sammelbegriff. Er steht in dieser Fallstudie für eine Vielzahl von einzelnen Gründen, die am Ende zu einer konkreten Handlungsbereitschaft führen. Er ist die Summe der einzelnen Gründe für ein Handeln. Der Begriff leitet sich vom lateinischen Verb „movere“ (deutsch = bewegen, antreiben) her.

So wie es bei der Herstellung eines Videos die Kompetenz benötigt, ein aus Worten bestehendes Konzept oder Drehbuch in wirkungsstarkes Bewegtbild zu verwandeln, zählt bei der Motivation und die Mitarbeiter nicht nur das Hervorrufen der Absicht an sich. Sondern auch die Umsetzung in Handlungen. Umsetzungskompetenz erfordert den Willen, eine Veränderung bewirken zu wollen. An diesem Punkt soll das geplante Motivationsvideo ansetzen. Schließlich soll das Publikum nicht im falschen Film sitzen.

Warnsignale für die Motivation

Die Vorgabe, ohne die Möglichkeit zu einem Casting mit realen Mitarbeitenden eines Unternehmens ein Video zu drehen, heißt: Laien, die zusätzlich Mitarbeitende des Kunden sind, ins beste Licht zu setzen.

Diesem Umstand müssen Drehbuch und die filmische Umsetzung Rechnung tragen. Zu den daraus erwachsenden Herausforderungen kann auf das Interview mit Regisseur Patrick Merz verwiesen werden, der zum Einsatz von Laiendarstellern vor der Kamera feststellt: „Es liegt nie am Menschen. Sondern immer am Drehbuch.“

Videoproduktion / Umsetzung

Motivation existiert auch jenseits von Daseinsgrundfunktionen. Dazu muss sie allerdings aktiviert werden. Dabei spielen Emotionen eine wichtige Rolle. Der Umfang der Aktivierung ist für die Wirkung absolut zentral.

Durch Verknüpfung von Emotionen mit der Ausrichtung auf ein Handlungsziel kommuniziert das Motivationsvideo dieser Fallstudie ein Motiv. Damit schafft es eine latente Handlungsbereitschaft und fördert die Motivation. Je eindrücklicher die Handlung, desto nachhaltiger die Wirkung.

Vier Entscheidungen werden vom Kreativteam gemeinsam mit dem Kunden diskutiert und verabschiedet:

  1. Das Filmkonzept muss die Mitarbeiter überraschen. Das Motivationsvideo muss qualitativ so gut sein, dass es auch auf YouTube viel Feedback und Aufrufe generieren und damit ein Erfolg wird und zu den besten seiner Klasse zählt;
  2. Pro Mitarbeitender wird ein Kurzfilm gedreht;
  3. Es gelten die identischen Spielregeln, wie beim Imagefilm erstellen.
  4. Für Genre und die Art der Umsetzung werden auf etablierte Mechanismen der TV-Unterhaltung zurückgegriffen.

Das bedeutet im Detail:

Konzept und Drehbuch für das Motivationsvideo

Der Kreation und Konzeptarbeit liegt für die in dieser Fallstudie vorgestellte Aufgabe die folgende Annahme zugrunde: Wer die Sinnhaftigkeit seines Tuns fühlt und versteht, wird seine Aufgabe motiviert wahrnehmen. Darum werden die Mitarbeiter für einen Tag die Rolle von Patienten mit Hautverletzungen einnehmen, die noch nicht von einer Hauttransplantation profitieren konnten.

Allen Laiendarstellern werden von professionellen Maskenbildern künstliche Brand- und Hautschäden appliziert, die für Unwissende nicht von echten Verletzungen unterscheidbar sind. Anschließend begleitet das Video diese Personen an die Öffentlichkeit, wo sie unterschiedliche Alltagsaufgaben zu bewältigen haben.

Video-Serie für die Motivation der Mitarbeitenden

Da nicht abgeschätzt werden kann, wie Mitarbeiter und unwissende Passanten in der Öffentlichkeit in einzelnen Fällen reagieren, wird pro Person ein einzelnes Video gedreht. Jeder Clip ist ein Erlebnis zur Förderung der Motivation, gedreht im Stil einer Dokusoap. Sie zeigen den Mitarbeitenden vor/nach seiner Erfahrung als Patient.

Synergie aus der TV-Welt

Umgesetzt werden die Dreharbeiten in typischer TV-Manier: flexible Crew, agil und situativ planend, in der Handhabung der Aufnahmegeräte bewusst an der Grenze zur versteckten Kamera. Fast alle Beteiligten zeigen starke Reaktionen beim Anblick der Verletzungen, die von extremem Mitgefühl bis zur Ablehnung reichen.

Natürlich wird in jeder Szene den unwissenden Passanten nach wenigen Minuten die Übungsanlage offengelegt. Auch, weil von allen Beteiligten die Genehmigung zur Verwendung des eigenen Bildes im Motivationsvideo erforderlich ist. Erstaunlicherweise verweigert keine einzige Person die Zustimmung.

Auch den als Darsteller „präparierten“ Personen gehen die ungewohnten Auftritte als von einer schlimmen Krankheit betroffener Mensch im öffentlichen Raum im wahrsten Wortsinn unter die Haut. Sie berichten davon noch auf dem Dreh, erzählen in sog. abgesetzten Interviews (auch das ein typisches Element der TV-Dramaturgie) von ihren Gefühlen, Erwartungen und Learnings. Und sie erzählen in eigenen Worten, was kein Autor ihnen in den Mund legen kann: vom Erkennen der Sinnhaftigkeit ihrer Berufsarbeit und von der Wichtigkeit, Betroffenen helfen zu können.

Fazit

Alle Videos, alle Auftritte der Mitarbeiter gelingen und werden zu starken, unverwechselbaren Videos. Aus Freude an den starken Filmaufnahmen erstellt der Schnittredaktor auf Risiko der Produzentin eine zusätzliche Langversion. Diese erzählt die unterschiedlichen Erlebnisse und Erfahrungen der Beteiligten in einer Parallelmontage. Nach einer Visionierung der Langversion gibt der Kunde zusätzlich auch deren Fertigstellung in Auftrag.

Kurz nach Auslieferung aller Versionen schreibt der Group-CEO eine E-Mail: Er zeigt sich über die Intensität der Videos begeistert und gratuliert allen internen und externen Beteiligten zum Motivationsvideo.

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Dieser Artikel wurde erstmals publiziert am 05.04.2016

Philippa von Wittgenstein 6 Artikel
Philippa von Wittgenstein war langjährige Produktionsleiterin und Producerin für Film und Fernsehen und ist heute Hoteldirektorin.

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