Neue Studie belegt: Videos auf Facebook finden in Deutschland weniger Publikum!

Facebok Videos Trend Entwicklung Zahlen
Interessant: Videozahlen bei Facebook zeigen in falsche Richtung | © Illustration: Pavel Sokolov

Facebook Videos sind einer der Gründe für die rasante Zunahme von Bewegtbild. Eine neu veröffentliche, neue Studie aus Deutschland stellt diesen Trend auf den Kopf. Sie zeigt deutliche Indikatoren dafür, dass der Siegeszug von Bewegtbild in den sozialen Medien ernsthaft infrage gestellt werden muss: Views und Interaktionen sind rückläufig.

Worum geht es? Der Onlinebranchendienst Meedia hat mehr als 1.500 Seiten von Facebook in Deutschland unter die Lupen genommen. Dies gestützt auf Rohdaten des Social-Media-Tools Crowdtangle, einem Social-Media-Tracking Tool für Views und Interaktivität von Facebook Videos. Im Zentrum der umfassenden Analyse standen die größten deutschsprachigen Medienanbieter.

Das Ergebnis der Studie ist erstaunlich.

Gewaltige Veränderungen bei Views von Facebook Videos

Wie alle anderen globalen Social-Media-Plattformen ist die Anzahl der Videos bei Facebook explosionsartig gewachsen. Damit einher ging ein gigantisches Wachstum von Views und Interaktionen. Waren Social Videos zuerst ein Wirbel, wurden sie so zu einem Megatrend.

Wer nicht mit Film kommunizierte, war verloren. Dieser Trend spiegelte sich auch in den Algorithmen der Social-Media-Plattform. Mit ihnen wurden Bewegtbildcontent bevorzugt in der Timeline der User angezeigt. Das setzte für Medienhäuser ebenso wie für Unternehmen eine Aufwärtsspirale in Gang. Videoteams wurden angeheuert oder gleich intern aufgebaut.

Und nun das!

Die Zahlen vom November 2019 zeigen ein ganz anderes Bild: der Wirbel um Facebook Videos scheint vorbei zu sein!

Von unglaublichen 1,81 Milliarden Views im Oktober 2017 bleiben ein Jahr später gerade noch 655,6 Millionen Views übrig. Die Abrufzahlen für Videos bei Facebook sind der Studie zufolge um schmerzhafte 63,7 % eingebrochen. Und dies innerhalb von 12 Monaten!

Zugegeben, die Zahlen sind für den Durchschnittsmenschen nach wie vor unvorstellbar hoch. Aber dieser Trend, der nur eine Richtung kennt, nach unten, sollte einem trotzdem zu denken geben.

Eingebrochene Interaktionen für Videos bei Facebook

Interaktionen sind eine Reaktion des Users. Sie können ein Like oder ein Klick sein. Auch bei der Entwicklung der Interaction Rate (sie zeigt das Verhältnis zwischen Interaktionen und Seitenaufrufen) muss man den Trend nahezu schon als Blutbad bezeichnen:

Auch bei der Anzahl Interaktionen der Nutzer mit Facebook Videos hat sich der Wert innerhalb von drei Jahren nahezu halbiert! Die stimulierende Wirkung von Bewegtbild ist auf der Social-Media-Plattform verloren gegangen.

Die traurige Wahrheit lautet: Ein Unternehmen in Deutschland hat heute mit einem Facebook Video 50 % weniger Chancen als vor drei Jahren, ein Like oder einen Klick auf einen Button oder Link zu generieren!

In der breiten Öffentlichkeit prägt das Big Picture dieser Entwicklung zwar als User, erfährt aber vom Abwärtstrend dieser Tage noch erstaunlich wenig. Mögliche Gründe dafür gibt es mindestens zwei.

Erstens hat Facebook, wie jedes Unternehmen, kein Interesse an Negativmeldungen.

Zweitens haben gerade Fachzeitschriften, die traditionellerweise ihre Leser über solche Entwicklungen informiert haben, im Glauben, Text durch Bewegtbild ersetzen zu können, Millionen investiert. Auch hier beobachtet man darum lieber erst einmal die weitere Entwicklung, bevor man die eigenen Aktionäre verunsichert.

Was nicht heißt, dass man auf die rasante Talfahrt in der Medienbranche nicht reagiert: bereits im Oktober 2018 haben die Medienkonzerne 25 % weniger Social Videos als im Vorjahr auf Facebook hochgeladen. Damit ist wieder der Stand von 2016 erreicht. Allerdings nur mit Bezug auf die Anzahl. Die Chancen, dass Bewegtbild angesehen wird (Views), haben sich pro Videoclip im Vergleich zu 2 Jahren halbiert.

Nutznießer und Folgen

Was, wenn das Instrument Facebook Video auf Social Media nicht mehr wie bis anhin «funktioniert»? Wie überall gibt es bei einem Trend immer Gewinner und Verlierer. Aktueller Nutznießer aus dem Negativtrend, alle Posts mit Fotos. Ihre Interaktionsrate liegt mittlerweile höher als diejenige von Videocontent und Links.

Diejenigen Publisher, die ihre Werte gemäß der Studie zwischen 2017 und 2018 steigern konnten, haben mehrheitlich auf Fotos, Illustrationen und Grafiken gesetzt.

Learnings

Wer selbst regelmäßig Facebook Videos konsumiert, sei es in der Freizeit oder aus beruflichen Gründen, kann auch ohne Zahlen und Statistiken eine mögliche Ursache für die in diesem Artikel beschriebene Entwicklung ausmachen:

Mögliche Analyse für den ausgewiesenen Rückgang von Views und Interaktionen
  • Fotos zeigen dem User im Bruchteil einer Sekunde, worauf er sich einlässt. Die Information lässt sich sofort erfassen. Bei der Mehrheit aller Facebook Videos dagegen bleibt der User während einer langen Zeitspanne im Unklaren, ob der Content die Investition seiner Lebenszeit wert ist.
  • Die Nutzer sind erwachsen geworden. Sie haben gelernt, schlechte Erfahrungen im Web großräumig zu umschiffen. Umgekehrt haben zu viele Anbieter von Clips, meist aus Kostengründen, wohl viel zu lange die sozialen Medien mit qualitativ minderwertigen Bewegtbildern richtiggehend geflutet.
  • Videoproduzenten dürfen darum beim Verfolgen einer Wachstumsstrategie (die heute in Tat und Wahrheit oftmals vielmehr eine Strategie zur Umsatzverminderung ist) nicht mehr blind auf Social Media vertrauen.
  • Die in der Umfrage von Filmpuls zu Trends für 2019 geäußerte Meinung von Auftragsproduktionen, das Konzert der Möglichkeiten werde durch Social Media erweitert, ist sicherlich korrekt. Trotzdem gilt es, die Entwicklung dieser Kanäle weiterhin scharf im Blick zu halten.

Man darf gespannt sein, wohin die Reise mit Views und Interaktionen für Facebook Videos in Deutschland geht!

Die Analyse im Detail

Die gesamte, ausführliche Analyse zum neuen Trend in Deutschland ist hier bei Meedia kostenlos zugänglich.

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Dieser Artikel wurde erstmals publiziert am 15.01.2019

Carrie Duvan 19 Artikel
Carrie Duvan hat am Aufbau einer Social Media Plattform mitgearbeitet und war Chief Web Officer (CWO) für ein internationales Agenturnetzwerk. Carrie ist glücklich ❤️ verheiratet und Mutter.

1 Kommentar

  1. Alle Welt redet von Digitalisierung. Aber niemand von der Digitalisierung in den Köpfen der Menschen, die seit Jahrzehnten tagtäglich im Web unterwegs sind. Hier steht es ja sogar. Nur eben nicht mit aller Konsequenz. „Fotos zeigen dem User im Bruchteil einer Sekunde, worauf er sich einlässt“. Das ist genau der Punkt! Nur eben muss es nicht unbedingt Foto sein. Wenn man Video-Content erstellt, von dem der Facebook-User weiß, dass es sich um Mehrwert handelt, weil er dem Anbieter bereits vertraut wird das genutzt. Nur, wenn das aufmerksamkeitsheischender Clickbait Müll ist, wird das Foto bevorzugt. Aber Werber können eben nicht anders als schlecht. Eine echte Chance für Videoproduktionen! Wenn die jetzt nicht darauf reduzieren, alles so zu drehen, als hätte das jemand mit dem Handy selbst produziert, sondern qualitativ und kreativ hochwertige Inhalte in Kurzform bauen, wird Video nach wie vor von Usern und Kunden akzeptiert. Einzig die jüngere Zielgruppe unter 30 holt man nur noch mit Video-Storys auf Instagram ab. Aber da ist dann eh Bling-Bling. Ein Rückzugsgebiet für alle die Werte auf Schönheit, Style und Party reduzieren. Eben die nächste Generation, die das Pendel wieder in die andere Richtung bewegt. The Show Must Go On!

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