Stell dir vor, du gewinnst einen Wettbewerb. Du darfst eine Woche mit dem genialen, aber exzentrischen CEO deines Unternehmens verbringen. Klingt großartig, oder? Aber was, wenn dieser CEO ein Technologie-Guru ist, der in einem abgelegenen, Hightech-Bunker an der Erschaffung von künstlicher Intelligenz arbeitet – und du derjenige bist, der seine Erfindung, ein weiblicher Androide, testen soll? Genau das passiert Caleb in Alex Garlands atemberaubendem Sci-Fi-Thriller »Ex Machina«.
In »Ex Machina« geht es um die Frage, was uns menschlich macht. Und was passiert, wenn wir künstliche Intelligenz erschaffen, die uns an Intelligenz übertrifft. In einer Zeit, in der du im Internet bereits einem virtuellen Jesus eine Frage stellen kannst, ist dieses Thema immer aktueller und gewinnt jeden Tag an Wichtigkeit.
Das Motiv von »Ex Machina« (wörtlich „Gott aus der Maschine“) besitzt uralte Wurzeln in der Geschichte der Literatur und des Films. Der lateinische Begriff selbst stammt aus dem antiken griechischen Theater. Dort tauchte jeweils in Theaterstücken eine Gottheit mithilfe einer Bühnenmaschinerie vor den Zuschauern auf. Diese Gottheit musste einen Konflikt lösen, der aus menschlicher Sicht nicht lösbar war. Im Laufe der Zeit wurde „Deus ex machina“ zu einem geflügelten Wort. Es bezeichnet heute eine unerwartete Wendung oder Lösung in einer Geschichte.
Im Kinofilm »Ex Machina« wird der Begriff auf ironische Weise verwendet. Darum, weil Ava kein Gott ist – richtiger: keine Göttin. Aber durch ihre künstliche Intelligenz und ihr manipulatives Verhalten nimmt sie eine ähnliche Funktion im Film ein. Ganz wie ihre historischen Vorgänger.
Avas Fähigkeiten, wie die perfekte Imitation menschlicher Mimik und Gestik, lassen die Grenze zwischen Realität und Simulation unscharf werden. Parallel dazu stellt das Verhalten ihres Schöpfers im Film die Moral und Ethik der künstlichen Intelligenz infrage.
»Ex Machina« erzählt die Geschichte von Caleb, einem Programmierer, der Ava, ein hoch entwickelter weiblicher Androide mit künstlicher Intelligenz, einem Test unterzieht. Er muss feststellen, ob sein Gegenüber ein menschliches Bewusstsein besitzt. Dabei entwickelt Caleb eine immer stärkere Bindung zu Ava, die ihm ihrerseits ihre Gefühle gesteht.
Die emotionalen Grenzen zwischen Mensch und Maschine verschwimme. Caleb muss sich fragen, wem er vertrauen kann und die wahren Absichten von Ava sind.
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★★★★★ = empfehlenswert | ★ = kaum sehenswert Credits & Filmdaten von | Nutzung erfolgt eigenverantwortlich
Ähnlich wie in Mary Shelleys „Frankenstein“ geht es in »Ex Machina« also um die ethischen Implikationen der Erschaffung künstlichen Lebens. Sowie um die möglichen Folgen, wenn diese Schöpfungen ein Bewusstsein und einen Willen entwickeln. Eine Intelligenz, die mit unserem vergleichbar ist oder überlegen. Diese Thematik kennen Filmfans natürlich auch aus anderen Science-Fiction-Klassikern wie „Blade Runner“ oder „2001: Odyssee im Weltraum“.
»Ex Machina« knüpft an diese Tradition an.
Alicia Vikander (Ava) musste während des Drehs von »Ex Machina« einen engen silbernen Ganzkörperanzug tragen. Die schwedische Schauspielerin beschrieb die Herausforderung, Ava zu verkörpern, in Interviews als eine Herausforderung: „Es war schwierig, weil es im Drehbuch, was bei Drehbüchern oft der Fall ist, nicht viele Regieanweisungen gab. Als ich das Script las, wusste ich also nicht wirklich, wie meine Figur aussah, was sie war.“
Ava war für Vikander eine „verstörende innere und äußere Schönheit“. Vor den Dreharbeiten experimentierte die Schauspielerin mit verschiedenen Bewegungsstilen. Sie entschied sich schließlich für eine Kombination aus mechanischer Präzision und subtilen „Störungen“, um damit Avas Roboter-Natur zu unterstreichen.
Ihr wichtigster Schauspielpartner im Film, Domhnall Gleeson (Caleb) sagte bei der Filmpremiere über Vikanders Performance: Was Alica tut, ist erstaunlich. Sie war in jeder Einstellung brillant. Mal war sie ein bisschen mechanischer, mal erotischer und dann wieder natürlicher. Ich meine, es war einfach cool, wie sich ihr Wesen ständig änderte.
Oscar Isaac analysierte seinen Charakter Nathan ebenso nüchtern, wie seine Figur angelegt war: Nathans ganze Absicht ist es, etwas zu erschaffen, das klug genug ist, um zu entkommen. Er sucht nicht nach Kontrolle. Er macht etwas, das sich seiner selbst bewusst ist. Seine ersten Androiden können nicht entkommen, sie sind (noch) zu dumm dafür. Aber Nathan sagt sich: Wir lernen, also lass uns die nächste Version machen. Die wird besser, die nächste dann nochmals besser. Und die Darauffolgende nochmals viel besser. Als er schließlich glaubt, Ava ist perfekt, holt er jemand anderen dazu und hält ihr ein Stück Käse vor die Nase, um zu sehen, wie klug Ava wirklich ist.
Die Mehrheit der Filmkritiken lobte beim Kinostart »Ex Machina« die meisterhafte Inszenierung. Und desgleichen die kühle und strenge Gestaltung. Auch die elegante Kameraarbeit wird in fast jeder Kritik hochgelobt.
Weniger gut in der Presse besprochen wurden die für einige Filmkritiker unausgeschöpften Möglichkeiten der Geschichte:
Die philosophischen – versteckten – Anspielungen auf Wittgenstein, Oppenheimer oder Noam Chomsky empfanden einige Journalisten als „hochtrabend“. Kritisiert wurde auch, dass im Werk von Alex Garland die Thematik der Gender-Identität und der Konstruktion von Weiblichkeit zu kurz kommt. Bemängelt wurde insbesondere, dass der Film zu früh signalisiere, dass Nathan ein „Mad Scientist“ ist. Die Story liefere keine befriedigende Erklärung für diese Entwicklung.
Tatsächlich wird, wer nicht weiterdenken mag oder zur Engstirnigkeit neigt, oder keine Fantasie besitzt, das Ende von »Ex Machina« als überstürzt empfinden. Oder möglicherweise sogar als unklar.
Ich sage dazu nur: selbst schuld! Alex Garland, der Regisseur und Drehbuchautor, zeigt meiner Meinung nach in seinem ersten Film eine verblüffende Fähigkeit, komplexe Themen in einer ansprechenden Story in visuell fesselnde Bilder zu übersetzen.
»Ex Machina« ist und bleibt darum für mich ein absolut überdurchschnittlicher Science-Fiction-Film. Er überzeugt auch ein Jahrzehnt nach seiner Erstveröffentlichung mit seinen genialen visuellen Effekten und starken Schauspielleistungen.
In einem Satz gesagt: »Ex Machina« ist eine sehenswerte Neuinterpretation des Frankenstein-Mythos für das digitale Zeitalter.
Carlo Olsson begleitet die Herstellung von Filmen, Videos und TV-Serien im Auftrag von Unternehmen, Agenturen und Produktionsfirmen. In seiner Freizeit spielt er Eishockey und beschäftigt sich mit barocker Klangdramatik.
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