Wie man mit 5 durchdachten Arbeitsschritten einen erfolgreichen Dokumentarfilm macht

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Haben mehr Muskeln und Grips, als man denkt: Dokumentarfilme und ihre Macher | © Symbolbild: Pavel Sokolov

Ursprünglich wurde die Bezeichnung filmische Dokumentation verwendet, um einen auf Filmmaterial gedrehten Tatsachenfilm zu beschreiben. Heute kann sich dieser Begriff auf alle Arten von Sachfilmen beziehen, einschließlich Lehr- und Geschichtsfilmen, aber auch auf Nachrichtensendungen, Reportagen und sogar Reality-TV und Auftragsfilme. Es ist darum Erfolg versprechend, sich mit der Herstellung von Filmdokus zu beschäftigen. Dieser Artikel erklärt dir, welche fünf Punkte du beim Dokumentarfilm machen beachten solltest.

Ein Dokumentarfilm ist ein nicht fiktionaler Spielfilm, der einen Aspekt der Realität dokumentiert. Dies vorrangig zu Bildungszwecken oder um Geschichte als filmische Dokumentation aufzuzeichnen, zu hinterfragen oder journalistisch auszuleuchten. Mit der digitalen Produktionen, deren Resultate entweder direkt im Web, auf YouTube, im Kino oder in einem Fernsehprogramm oder auf einer Streaming-Plattform angeschaut werden können, hat das Genre Dokfilm nochmals an Potenzial gewonnen.

Wie mache ich einen Dokumentarfilm?

Die Produktion eines Dokumentarfilms kann für Einsteiger schnell verwirrend sein. Damit du deine Ziele erreichst, unterteilst du die Arbeit in unterschiedliche Phasen. Wenn du diese fünf Schritte befolgst, stellst du damit sicher, dass dir bei der Arbeit an deiner Film- oder Videodokumentation nicht unverhofft die Puste ausgeht und du am Ende einen Film hast, der deine Zuschauer begeistert.

Die fünf Schritte einer Dokumentarfilmproduktion
  1. Bevor du die Kamera in die Hand nimmst oder mit dem Schreiben beginnst, musst du dein Thema wählen. Welche Geschichte willst du erzählen? Es gibt verschiedene Arten Dokumentarfilm. Deine Absicht bestimmt die Form.
  2. Sobald du dich für ein Thema entschieden hast, ist es an der Zeit, mit der Recherche zu beginnen. So kannst du herausfinden, welchen Blickwinkel du mit deiner Geschichte einnehmen willst. Erst damit hast du die Möglichkeit, mögliche Interviewpartner/innen zu finden.
  3. Als Nächstes musst du die Finanzierung für dein Projekt sicherstellen. Crowdfunding ist eine Möglichkeit, aber es gibt auch Förderungszuschüsse für Dokumentarfilmer/innen. Sobald du das Geld zusammen hast, kannst du mit der Produktion beginnen. Wer ohne Finanzierung zu drehen beginnt, läuft Gefahr, den Film nicht fertigstellen zu können!
  4. Zu den Dreharbeiten, nebst der Recherche für viele Dokumentarfilmmacher der interessanteste Teil der Produktion, gehört alles, was an der Filmlocation geschieht: vom Führen von Interviews bis zum Drehen von B-Roll-Material.
  5. Wenn du das gesamte Filmmaterial hast, kannst du mit dem Schnitt und der Vertonung beginnen. Erst jetzt stellst du die endgültige Version deines Films zusammen. Die Montage eines Doks ist immer auch eine redaktionelle Arbeit.

Schauen wir uns die einzelnen Schritte und Zwischenstufen nun genauer an:

Welche Geschichten eignen sich für filmische Dokumentationen?

Welche Faktoren machen eine Geschichte für eine Dokumentation geeignet? Erstens sollte dein Dokumentarfilm von etwas handeln, das zeitgemäß und relevant ist. Das bedeutet, dass es sich um ein Thema oder ein Ereignis handeln sollte, das die Menschen aktuell betrifft oder das erst kürzlich stattgefunden hat. Oder zu dem, wenn es ein historisches Ereignis ist, sich eine Brücke herstellen lässt, also einen Bezug aus der Vergangenheit zur Gegenwart.

Außerdem sollte es sich um eine Geschichte handeln, die noch nicht bekannt ist. Mit anderen Worten, es sollte etwas sein, über das das Publikum gerne mehr erfahren möchte. Schließlich sollte der Dokumentarfilm spannend und fesselnd erzählt werden können. Das bedeutet, dass du einen starken Erzählbogen bauen können und Charaktere im Film haben musst, in den die Zuschauer/innen ihre Lebenszeit investieren möchten.

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© Foto: Sokolov
Zielkonflikte

Warum die Form der Dokumentation ein stetes Ringen mit der Wahrheit ist

Dokumentationsfilme unterscheiden sich von Reportagen dadurch, dass hier der Filmemacher keinen eigenen Standpunkt einnimmt. Soweit zumindest die reine Lehre. In der Praxis gibt es unzählige Mischformen. Ja, sogar Dokumentarfilme, die mit der Dramaturgie und Gestaltungselementen des Spielfilms arbeiten

Selbst, wer sich der reinen Lehre und nur der Wahrheit verpflichtet fühlt, steht als Autor oder Regisseur bei der Arbeit mit der Form der Dokumentation vor einer interessanten Herausforderung: Es liegt in der Natur des Mediums Film, dass sich jede Szene aus verschiedenen Einstellungen zusammensetzt. Jede davon ist nur ein – bewusst oder unbewusst – gewählter Ausschnitt eines größeren Ganzen. Die Objektivität wird allein dadurch infrage gestellt. Desgleichen bei der Frage, wie sich der Fokus der Recherche definiert oder welche Elemente am Ende bei der Montage zu einem großen Ganzen zusammengefügt werden.

Wer eine filmische Dokumentation machen will, muss darum konstant zwischen unterschiedlichen Zielen abwägen. Der Anspruch, den eigenen moralischen Maßstäben gerecht zu werden, kann zu einem Zielkonflikt mit dem Unterhaltungsanspruch des Publikums führen. Wer mit diesem Konflikt und als Filmemacher souverän umgehen will, legt ihn auch vor dem Filmpublikum offen. Nur damit lässt sich die manipulative Kraft einer filmischen Erzählung mit dem Anspruch einer sauberen Dokumentation verbinden.

Berücksichtigst du diese Faktoren, passieren zwei Dinge: Erstens ist es mit diesen Kriterien für dich einfacher zu entscheiden, welche Geschichten sich für deinen Dokumentarfilm eignen. Zweitens wachsen damit die Chancen, dass dein Dokfilm zu einem Erfolg wird.

Warum eine gute Recherche der halbe Erfolg einer Filmdoku ist

Um einen erfolgreichen Dokumentarfilm zu drehen, ist es wichtig, dass du gut recherchierst. Das bedeutet, dass du so viel wie möglich über dein Thema lernen musst, einschließlich der Geschichte, aktueller Ereignisse und verschiedener Standpunkte.

Außerdem musst du verschiedene Experten und Menschen aus dem Alltag befragen, um die ganze Geschichte zu erfahren.

Und schließlich vergiss nicht, deine Fakten zu überprüfen! Damit ein Dokumentarfilm erfolgreich ist, muss er auf Fakten und Wahrheit beruhen. Eine Dokumentation, die nicht auf der Realität basiert, besitzt Glaubwürdigkeit. Auch deshalb müssen Filmemacher/innen unbedingt recherchieren und sicherstellen, dass ihre Filme die Ereignisse und die beteiligten Personen korrekt wiedergeben. Nur dann kann ein Dokumentarfilm sein Ziel erreichen, sein Publikum zu informieren und aufzuklären.

Wie teuer ist ein Dokfilm?

Die Produktion eines Dokumentarfilms kann ein kostspieliges Unterfangen sein, bei dem in der Filmkalkulation verschiedene Ausgaben berücksichtigt werden müssen. An erster Stelle stehen die Kosten für die Anstellung eines professionellen Teams. Kameraleute, Tontechniker und Redakteure müssen für ihre Zeit und ihr Fachwissen bezahlt werden.

Hinzu kommen die Kosten für die Miete der Ausrüstung, den Erwerb von Lizenzen für Archivmaterial und die Kosten für Reise und Unterkunft. Schließlich sind da noch die Kosten für die Vermarktung und den Vertrieb des fertigen Films.

Wie finanziere ich meinen eigenen Dokumentarfilm?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen Dokumentarfilm zu finanzieren. Eine Möglichkeit ist, sich um Filmförderzuschüsse zu bewerben. Es gibt viele Organisationen, die Beiträge für Filme vergeben, die aufklärerisch sind oder das Bewusstsein für wichtige Themen schärfen. Eine andere Variante besteht darin, einen Dokumentarfilm zu finanzieren, ist Crowdfunding. Das bedeutet, dass Menschen über eine Website oder auf andere Weise Geld für das Projekt spenden. Eine dritte Option, einen Dokumentarfilm zu finanzieren, ist einen Mäzen zu finden. Dabei spendet eine Organisation oder ein Unternehmen Geld, ohne eine Gegenleistung zu verlangen, weil das Anliegen des Dokumentarfilms für diese Institutionen oder Personen eine hohe Wichtigkeit innehat.

Oftmals verwenden Filmemacher/innen auch ihr eigenes Geld, um ein Projekt zu finanzieren. Oder sie nehmen dazu Kredite auf oder nutzen sogar ihre Kreditkarten, um die Kosten für die Produktion ihres Dokumentarfilms zu finanzieren. Das aber ist ein erhebliches, großes Risiko. Eine Dokumentation zu verkaufen, die nicht im Auftrag eines TV-Senders produziert oder mit Kinoförderung von Beginn weg unterstützt wurde, ist so wenig wahrscheinlich wie ein Lottogewinn.

Was sind B-Roll-Aufnahmen?

B-Roll-Filmmaterial wird häufig verwendet, um den historischen Kontext eines Themas aufzuzeigen und das visuelle Interesse an Dokumentationen zu erhöhen.

B-Roll-Footage sind alle Aufnahmen, die zusätzlich zum Hauptinterview oder dem Ereignis, über das berichtet wird, gemacht werden. Dazu gehören Aufnahmen der Umgebung, Reaktionen von Schaulustigen oder weitere Bilder, die vor Ort gedreht werden. B-Roll-Filmmaterial kann hilfreich sein, aber auch Zuschauer in die Irre führen. Deshalb ist es wichtig, die Verwendung von B-Roll-Material in Dokumentarfilmen immer auch mit einem kritischen Auge zu betrachten.

Wo finde ich Archivaufnahmen, die ich in meinen Film verwenden darf?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um Stock Footage zu finden und zu lizenzieren. Du kannst auf Video-Websites wie Shutterstock oder iStock nach Bildmaterial suchen oder dich direkt an eine Videoproduktionsfirma wenden und nach dem Kauf von bereits gedrehtem Bildmaterial fragen.

Wenn du das Material gefunden hast, das du verwenden möchtest, solltest du die Lizenzvereinbarung sorgfältig lesen, bevor du es kaufst. So stellst du sicher, dass du dich über alle Einschränkungen bei der Verwendung des Materials im Klaren bist. Im Zweifelsfall ist es immer am besten, einen Juristen zu konsultieren, um sicherzugehen, dass du die Lizenzbedingungen vollständig einhältst.

Auch bei der Verwendung von Stock Footage gelten die Regeln der Recherche und der Erforderlichkeit eines Faktenchecks: Archivaufnahmen können fehlerhaft erfasst, manipulativ oder irreführend sein.

Was muss ich beim Dokumentarfilm machen im Schnitt beachten?

Erstens musst du bei der Montage deiner Aufnahmen dafür sorgen, dass deine Geschichte kohärent ist und Struktur und Argumentation nachvollziehbar sind. Das bedeutet, dass du eine redaktionelle Gewichtung deines Materials vornehmen musst. Zweitens musst du sowohl das Gesamttempo des Films als auch das Tempo der einzelnen Szenen beurteilen.

Achte penibel darauf, dass deine Schnitte den Zuschauer bei der Stange halten und dass der Film insgesamt ein Tempo hat, das die Dramaturgie und den Handlungsverlauf unterstützt. Zu guter Letzt solltest du – auch wenn du keinen Spielfilm produzierst – unbedingt auf die Tonebene achten. Das Sounddesign und allfällige Musik bestimmen die Wahrnehmung deines Dokfilm mit, also wähle deine Tracks sorgfältig und mit der erforderlichen Verantwortung aus.

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Dieser Artikel wurde erstmals publiziert am 11.05.2022

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