Der Beruf des Script/Continuity besteht aus zwei Kernaufgaben. Erstens in der Gewährleistung der Kontinuität. Um die Film-Illusion für den Zuschauer aufrechtzuerhalten, müssen einzelnen Einstellungen eines Films übereinstimmen. Zweitens in der Protokollierung aller Angaben, die der Cutter später im Schnitt zu den aufgenommenen Filmbildern haben muss.
Wenige Berufe beim Film sind so eng mit dem Filmbild und dessen Herstellung auf dem Filmset verknüpft, wie der Job von Script / Continuity. Gleichzeitig gehört die Sicherstellung der Kontinuität der Anschlüsse auf dem Filmset zu den Filmberufen, die höchst anspruchsvoll sind, aber kaum in der Öffentlichkeit stehen.
Filmberufe im Fokus: Script / Continuity
Der Kameramann setzt die Vision des Regisseurs ins richtige Licht. Das klingt einfacher, als es ist. Der Teufel steckt auch bei Dreharbeiten für Spielfilme oder Imagevideos im Detail. Bekanntlich werden Filme nicht am Stück, sondern in Form von Einstellungen gedreht. Diese müssen später in der Montage zu einem Ganzen zusammengesetzt werden.
Möglich ist es nur, wenn die Anschlüsse stimmen. Dafür zuständig ist die Continuity, auch als Script bezeichnet. Beide Begriffe meinen dieselbe Rolle. Dieser Beruf ist die Schnittstelle zwischen dem Film seit und dem Schneideraum. Man kann auch sagen: zwischen Regie und Cutter.
Zu 99 % ist der Cutter nämlich nicht am Drehort. Trotzdem ist es an ihm, später aus Tausenden Einstellungen eine Filmhandlung zu montieren. Findet sich der Cutter nicht mit dem Filmmaterial zurecht und weiß er nicht, welche Takes der Regisseur bevorzugt, führt das schnell einmal ins Desaster.
Probleme mit der Kontinuität und dem Handling des Filmmaterials können bei Spielfilmen die Montage um Wochen verlängern! Mehrkosten sind die Folge. Noch schlimmer ist es, wenn sich eine Szene wegen Anschlussfehlern nicht sauber montieren lässt. Denn dann heißt es: Emotionen gehen verloren!
Die Arbeit des Scripts vorab zum Filmdreh
Um die Funktion auf dem Drehplatz wahrnehmen zu können, bereitet das Script schon vorab zum Dreh sogenannte Auszüge aus dem Drehbuch vor. Dabei werden alle wichtigen Details notiert. Und auf solche Weise auch den anderen Beteiligten an der Filmproduktion zugänglich gemacht.
- Drehbuch
- Script-Auszug
- Drehplanung
Grafik 1: Vorbereitung Dreharbeiten durch Script / Continuity
Zugleich hat die Funktion der Continuity auch die Aufgabe, auf Unstimmigkeiten innerhalb des Drehbuchs aufmerksam zu machen. Dies erfolgt an gemeinsamen Produktionstreffen. Oder in Absprache mit dem Regisseur im Direktkontakt mit den jeweiligen Departements.
Ebenso kontrolliert Script/Continuity die Drehplanung, welche von der Produktion erstellt wird, auf Fehler bei den Drehbuchauszügen. Sind Fehler vorhanden, meldet sie diese dem 1. Regieassistent. Desgleichen auch bei der Tagesdispo.
Spielzeiten und Proben
Professionelle Drehbuchautoren schreiben Filmscripts mit einem guten Gefühl für die effektive Länge einer Szene. Der spezifische Stil oder einzelne Entscheide zur Inszenierung des Regisseurs erfordert es trotzdem, bei jedem Film die Länge nochmals zu errechnen.
Diese Aufgabe obliegt dem Script/Continuity. Dazu schätzt er oder sie mit allen ihm oder ihr vorliegenden Informationen die jeweilige Spielzeit für eine Szene. Dies ist nicht zu verwechseln mit der Drehzeit, also dem Zeitraum, der für die Aufnahme einer Szene produktionell erforderlich ist.
Um einen Film möglichst genau timen zu können (= wie lange dauert der Film tatsächlich auf Basis des Drehbuchs?), ist die Continuity normalerweise bereits bei den Proben anwesend. Dabei notiert sich das Script frühzeitig alle Details, insbesondere aber auch Abweichungen vom Drehbuch. Diese werden akribisch erfasst.
Die Continuity ist damit in der Lage, alle geplanten Einstellungen für jedes Bild jederzeit an die Filmcrew zu kommunizieren.
Die Funktion der Continuity während den Dreharbeiten
Bei den Dreharbeiten ist der/die Continuity stets vor Ort am Set. Sie prägt sich beim Dreh alle wichtigen Requisiten, Masken- und Kostümdetails ein. Aber damit nicht genug. Auch die Handlungsabläufe der Schauspieler werden vom Script vermerkt.
Bei Wiederholung der Aufnahmen, oder dem Dreh einer Filmszene aus verschiedenen Perspektiven und mit unterschiedlichen Einstellungsgrößen, sorgt die Continuity damit für ein deckungsgleiches Spiel der Darsteller.
- Protokoll
- Übergange
- Kontinuität
Grafik 2: Sicherstellung der Kontinuität während des Filmdrehs
Ein Beispiel: ein Schauspieler kombiniert ein bestimmtes Wort mit einer ganz gezielten Geste. Gedreht aus unterschiedlichen Blickwinkeln, lässt sich eine solche Szene nur dann schneiden, wenn Körperbewegung und Spracheinsatz stets im exakt selben Moment erfolgen.
Dies zu kontrollieren, ist aufgrund der Flut der Informationen am Filmset für das Script nur möglich, indem alle relevanten Details sofort handschriftlich notiert werden.
Unterstützung der Schauspieler
Die Continuity ist bei Proben mit den Schauspielern regelmäßig anwesend. Dies ist nicht nur der Fall bei separaten Textproben mit der Regie. Sondern auch dann, wenn die Darsteller während Umbauzeiten oder Wartezeiten am Drehort selbst eine Hilfe beim Auswendiglernen des Textes benötigen.
Improvisiert ein Schauspieler auf dem Filmset, ist es Aufgabe auch des Script, zu beurteilen, ob die Improvisation sich nahtlos in die geplante Handlung einfügt. Auch hier assistiert die Continuity/Script den Darstellern in wesentlichem Maß.
Der Unterschied zwischen Direct Continuity und in Indirect Continuity
„Direct Continuity“ bedeutet nichts anderes, als dass ein Requisit oder ein anderes, für die Filmhandlung wichtiges Detail zwingend in derselben Szene ohne Unterbruch vorhanden sein muss.
Beispielsweise steht eine Schauspielerin mit einem Schlüssel vor der Haustüre. In der nächsten Einstellung sieht man von Innen, wie die Haustüre aufgeht. Naheliegenderweise muss man dabei sicherstellen, dass sich auch hier der Schlüssel noch immer in der Hand der Darstellerin befindet. Damit ist Direct Continuity gemeint.
„Indirect Continuity“ ist dann gegeben, wenn der Schlüssel aus dem vorhergehenden Beispiel nicht in der nächsten Szene oder Einstellung erscheint, sondern erst später im Film. Vielleicht, weil er aus Gründen der Handlung auf einem Tisch liegen muss.
Protokoll der Dreharbeiten
Script/Continuity kontrolliert und notiert die Dauer jeder Aufnahme, jeder Einstellung und jedes Bildes. Auch notiert sich das Script eine genaue Beschreibung jeder Einstellung zuhanden des Cutters.
- Zur Protokollierung gehören die Nummerierung der Filmklappen. Auch hier bewegt sich die Rolle in einem Mix aus Kontroll- und Protokollfunktion. Der 2. Kameraassistent bekommt, sollte er nach der Klappennummerierung fragen, von der Continuity die entsprechende Ansage.
- Die Continuity ganz besonders darauf, dass eine neue Klappe gesetzt wird, wenn:
- der Kamerastandort sich ändert
- die Kameraoptik gewechselt wird
- Pick-ups aufgenommen werden.
- Bei Fehlklappen informiert die Continuity die 2. Kameraassistenz, damit diese am Ende der Einstellung als Schlussklappe nachgeholt wird.
- Schaltet der Kameraoperator die Kamera vorzeitig vor dem Schlagen der Klappe aus, hält das Script diesen Vorgang im Protokoll zuhanden des Cutters fest.
Die Wichtigkeit der Protokollierung besteht auch im Zeitalter der elektronischen Filmklappe fort. Jedoch wird heute nur im Ausnahmefall ohne elektronische Hilfsmittel ein Rapport über Klappen – und bei Bedarf auch über Brennweiten und Kamerabewegungen – auf Papier als Handnotiz erstellt.
Zusammenarbeit der Continuity mit dem Produktionsleiter
Die Continuity informiert den Produktionsleiter oder den Produzenten, wenn die tatsächliche Drehzeit in erheblichem Umfang von der Planung abweicht. Dies ermöglicht es in der Folge, die Planung anzupassen (Achtung Mehrkosten!). Oder das Gespräch mit der Regie zu suchen.
Besonderheit: Brückenaufnahmen
Es kann bei Dreharbeiten geschehen, dass ein Anschlussfehler bemerkt, dieser aber trotzdem nicht durch eine Wiederholung korrigiert wird. Sei es, weil die Zeit dazu fehlt. Oder die Genialität der Darstellung des Schauspielers nicht zu wiederholen ist.
In diesen Fällen schlägt das Script/Continuity nach Rücksprache mit dem Regisseur eine Brückenaufnahme vor:
Damit ist eine zusätzliche, nicht vorab geplante Einstellung gemeint, welche den Zuschauer vom Fehler ablenkt. Diesen Zweck erfüllen Großaufnahmen. Oder der Blick auf ein Detail, das sich nahtlos in die Handlung einfügt.
Kopierer und Nicht-Kopierer
Die Continuity hält auch fest, welche Aufnahmen im Schnitt verwendet werden sollen. Die entsprechenden Ansagen bekommt er/sie von der Regie.
Zusammen mit dem täglich gedrehten Material geht der Kontinuitätsbericht in den Schneideraum.
Ausbildung und Berufsausübung
Eine Ausbildung zum Script/Continuity erfolgt in der Praxis während der Dreharbeiten. Von Vorteil, wenn nicht sogar Grundlage, für die Aufgabe sind bereits bestehende Erfahrungen auf einem professionellen Filmset und praktische Kenntnisse aus der Tätigkeit als Schnittassistenz.
Die Berufsausübung erfolgt fast ohne Ausnahme freiberuflich (Freelance).
Fazit
Genauso wie die Regieassistenz bewegt sich der Filmberuf des Script/Continuity in unmittelbarer Nähe zur Arbeit des Regisseurs und Regieassistenten und der Kamera und Schauspieler. Darin liegt eine ganz besondere Faszination.
Für den beruflichen Erfolg als Continuity/Script erforderlich ist eine ausgeprägte Sozialkompetenz, eine weit überdurchschnittliche Beobachtungsgabe und die Freude an präzisen Arbeiten. Dies in Verbindung mit der Fähigkeit, über den Tellerrand der eigenen Planung hinauszublicken und notfalls auch improvisieren zu können.
Hilfreich sind bei der Ausübung dieses Berufes vertiefte Kenntnisse über Filmdramaturgie und Storytelling, die Arbeit des Cutters und über die Filmmontage.
Das musst du wissen
- Script/Continuity ist immer auf dem Filmset bei den Dreharbeiten anwesend.
- Das Berufsbild besteht aus einer Mischung von Unterstützung, Kontrolle und Protokollierung beim Filmdreh
- Die Funktion stellt sicher, dass ein Video oder Film möglichst keine Anschlussfehler enthält.
- Regisseur und Regieassistenz und Cutter bei der Filmmontage profitieren insbesondere von der Unterstützung durch Script/Continuity.
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Dieser Artikel wurde erstmals publiziert am 07.04.2020
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